Geniezeit
Volksballaden aus dem Elsass
Das Lied vom Lindenschmidt
Es war ein ädlicher Lindenschmidt
Nährt sich auf freyer Landstrasen.
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5
Und da es Juncker Kasper erfür
Setzt er seinem Bäuerlein das Käpplein auf
Und schickt es auf freyer Landstrasen
Wenn es den ädlichen Lindenschmidt fand
Sollt es ihn gleich verrathen.
10
Das Bäuerlein schifft sich über den Rhein,
Gegen Franckenthal in ein Wirthshaus nein.
Herr Wirth habt ihr nichts zu essen?
Es kommen drey Wagen sind wohl beladen
Von Franckfurt aus der Messen.
15
Der Wirth der sagts dem Bäurlein zu,
Ja Wein und Brodt das hab ich gnug,
Im Stall da stehn drey Rosse
Die gehören dem ädlichen Lindenschmidt
Nährt sich auf freyer Landstrasen.
20
Das Bäurlein dacht in seinem Muth
Die Sache die wird werden gut,
Den Feind hab ich vernommen.
Gar bald er Juncker Kasper zu schrieb:
Er sollt gar eilend kommen.
25
Der Lindenschmidt lag hinterm Tisch und schlief.
Sein Sohn ihm zum öftermal rief.
*
Steh auf herzliebster Vater mein,
Dein Verräther ist schon kommen.
30
Und da der Juncker Kasper zur Stube nein trat
Der Lindenschmidt von Herzen erschrack.
Lindenschmidt gieb dich gefangen.
Zu Baden wohl am Galgen hoch
Daran da musst du hangen
35
Der Lindenschmidt der war ein freyer Reutersmann,
Er als bald nach der Klingen sprang.
Wir wollen erst ritterlich fechten.
Aber es waren der Bluthunden zuviel
Sie schlugen ihn nieder zu Boden.
40
Ey kann und mags nicht anders seyn,
So bitt ich um mein Sohne mein,
Und um mein Reutersiungen,
Ey haben sie iemand was leids gethan
Dazu hab ich sie gezwungen.
45
Der Juncker Kasper sprach nein dazu,
Das Kalb muss leiden mit der Kuh,
Soll dir nicht weiter gelingen,
Als biss gen Baden in der werthen Stadt,
Soll dir dein Haupt abspringen.
50
Sie wurden alle drey nach Baden gebracht,
Sie sassen nicht länger als eine halbe Nacht
Der Tag war kaum angebrochen,
Da ward gehenckt der Lindenschmidt
Sein Sohn und Reutersiunge.
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