Geniezeit
Gelegenheiten
Um Götz und Werther
(An Johann Heinrich Merck,
März/April 1773)
Schicke dir hier in altem Kleid
Ein neues Kindlein wohl bereit
Und ist's nichts weiters auf der Bahn,
Hats immer alte Hosen an.
Wir Neuen sind ja solche Hasen,
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Sehn immer nach den alten Nasen,
Und hast ja auch wies jeder schaut,
Dir Neuen ein altes Haus gebaut.
Darum wies steht sodann geschrieben,
Im Evangelium da drüben
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Daß sich der neu Most so erweist,
Daß er die alten Schlauch zerreißt.
Ist fast das Gegenteil so wahr
Das alt die jungen Schläuch reißt gar.
Und können wir nicht tragen mehr
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Krebs, Panzerhemd, Helm, Schwert und Speer,
Und erliegen darunter tot
Wie Ameis unterm Schollenkot,
So ist doch immer unser Mut
Wahrhaftig wahr und bieder gut.
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Und allen Perückeurs und Fratzen
Und allen Literarschen Katzen
Und Räten, Schreibern, Maidels, Kindern,
Und wissenschaftlich schönen Sündern,
Sei Trotz und Hohn gesprochen hier
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Und Haß und Ärger für und für.
Weisen wir so diesen Philistern
Kritikastern und ihren Geschwistern
Wohl ein jeder aus seinem Haus
Seinen Arsch zum Fenster hinaus.
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