Geniezeit
Gelegenheiten
Wanderungen
Fels-Weihegesang
an Psyche
Veilchen bring' ich getragen,
Junge Blüten zu dir,
Daß ich dein moosig Haupt
Ringsum bekränze,
Ringsum dich weihe,
5
Felsen des Tals.
Sei du mir heilig,
Sei den Geliebten
Lieber als andre
Felsen des Tals.10
Ich sah von dir
Der Freunde Seligkeit,
Verbunden Edle
Mit ew'gem Band.
Ich irrer Wandrer15
Fühlt' erst auf dir
Besitztumsfreuden
Und Heimatsglück.
Da wo wir lieben,
Ist Vaterland; 20
Wo wir genießen,
Ist Hof und Haus.
Schrieb meinen Namen
An deine Stirn;
Du bist mir eigen, 25
Mir Ruhe Sitz.
Und aus dem fernen
Unlieben Land
Mein Geist wird wandern
Und ruhn auf dir.30
Sei du mir heilig,
Sei den Geliebten
Lieber als andre
Felsen des Tals.
Ich sehe sie versammelt
35
Dort unten um den Teich,
Sie tanzen einen Reihen
Im Sommerabendrot.
Und warme Jugendfreude
Webt in dem Abendrot,
40
Sie drücken sich die Hände
Und glühn einander an.
Und aus den Reihn verlieret
Sich Psyche zwischen Felsen
Und Sträuchen weg und traurend
45
Um den Abwesenden
Lehnt sie sich über den Fels.
Wo meine Brust hier ruht,
An das Moos mit innigem
Liebesgefühl sich
50
Atmend drängt,
Ruhst du vielleicht dann Psyche.
Trübe blickt dein Aug'
In den Bach hinab
Und eine Träne quillt
55
Vorbeigequollnen Freuden nach,
Hebst dann zum Himmel
Dein bittend Aug',
Erblickest über dir
Da meinen Namen.
60
— Auch der —
Nimm des verlebten Tages Zier,
Die bald welke Rose, von deinem Busen,
Streu die freundlichen Blätter
Über's düstre Moos,
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Ein Opfer der Zukunft.
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