Geniezeit
Volksballaden aus dem Elsass
Vom plauderhafften Knaben
Es waren drey Junggesellen
Sie thäten was sie wöllen,
Sie hielten einen Rath
Zu Strasburg in der Stadt.
Und welcher diese lange Nacht,
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Am besten schlafen täht.
Es war auch einer drunter
Der nichts verschweigen kunnte.
Es hat mir gestern spat
Ein Maidel zugeredt,
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Sie will mich lassen schlafen
Bey ihr im Federbett.
Das Maidel steht an die Wände,
Hört's von Anfang bis zu Ende.
Verleih mir groser Gott
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Den Witz und auch den Verstand
Das mir der lose Knab
Nicht kommt an meine Hand.
Da es nun war um viere,
Kam er geritten vor die Tühre.
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Er klopfet also still
Mit seinem goldnen Ring
Ey schläfest oder wachest
Mein auserwähltes Kind.
Was wärs wenn ich nicht schliefe,
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Und dich nicht 'reiner liesse.
Reit du nur immer hin
Wo du hergeritten bist.
Ich kann auch ruhig schlafen,
Wenn du schon nicht bey mir bist.
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Wo soll ich dann hinreiten,
Es schlafen alle Leuten.
Es schlafen alle Leut
Und alle Bürgerskind,
Es reegnet und schneyet
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Und geht ein kalter Wind.
Er sass sich auf einem Gaule,
Er schlug sich selber aufs Maule.
Hättest du nur stillgcschwiegen
Du lose Plapperzung.
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Du bringst mich um das Liegen,
Bey dem schwarzbraun Maidlein iung.
Dort oben bey iener Linden
Wirst du deinen Schlafplatz finden,
Bind du es deinen Gaul
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Wohl an denselben Baum,
Und lass mich ruhig schlafen
In meinem süsen Traum.
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