Geniezeit
Erste Weimarer Gedichtsammlung
Künstlers Morgenlied
Ich hab euch einen Tempel baut
Ihr hohen Musen all
Und hier in meinem Herzen ist
Das Allerheiligste.
Wenn Morgends mich die Sonne weckt
5
Warm froh ich schau umher
Steht rings ihr ewig Lebenden
In heilgem Morgenglanz
Ich bet hinan und Lobgesang
Ist lauter mein Gebet
10
Und freudeklingend Saitenspiel
Begleitet mein Gebet.
Ich trete vor den Altar hin
Und lese wie sich's ziemt
Andacht liturgscher Lektion
15
Im heiligen Homer.
Und wenn der in's Getümmel mich
Von Löwenkriegern reißt
Und Göttersöhn auf Wägen hoch
Rachglühend stürmen an
20
Und Roß dann vor dem Wagen stürzt
Und drunter und drüber sich
Freund Feind sich wälzen in Todesblut
Er sengte sie dahin
Mit Flammenschwert der Heldensohn
25
Zehn Tausend auf einmal,
Bis dann auch er gebändiget
Von einer Götterhand
Ab auf den Totenrogus stürzt
Den er sich selbst gehäuft
30
Und Feinde nun den schönen Leib
Verschändend tasten an.
Da greif ich mutig auf und faß
Die Kohle wird Gewehr
Und jene meine hohe Wand
35
In Schlachtfeld Wogen braust.
Hinan hinan! es heulet laut
Gebrüll der Feinde Wut
Und Schild an Schild und Schwert auf Helm,
Und um den Toten Tod.
40
Ich dränge mich hinan hinan
Da kämpfen sie um ihn
Die tapfern Freunde, tapferer
In ihrer Tränenwut.
Ach rettet! Kämpfet rettet ihn
45
Ins Lager bringt ihn rück
Und Balsam gießt dem Toten auf
Und Tränen Toten Ehr.
Und find ich mich zurück hierher
Empfängst du Liebe mich
50
Mein Mädgen! Ach im Bilde nur
Und so im Bilde warm!
Ach wie du ruhtest neben mir
Mich schmachtetst liebend an
Und mir's vom Aug durchs Herz hindurch
55
In Griffel schmachtete
Wie ich an Aug und Wange mich
Und Mund mich weidete
Und mir's im Busen jung und frisch
Wie einer Gottheit war.
60
O kehre doch und bleibe dann
In meinen Armen fest
Und keine keine Schlachten mehr
Nur dich in meinem Arm.
Und sollst mir meine Liebe sein
65
Alldeutend Ideal
Madonna sein ein Erstlingkind
Ein heiligs an der Brust
Und haschen will ich Nymphe dich
Im tiefen Waldgebüsch
70
Ein geiles Schwänzgen hinten vor
Die Ohren aufgereckt
Und liegen will ich Mars zu dir
Du Liebes Göttin stark
Und ziehn ein Netz um dich herum
75
Und rufen dem Olymp
Wer von den Göttern kommen will
Beneiden unser Glück
Und solls die Fratze Eifersucht
An Bettfuß angebannt.
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