Geniezeit
Erste Weimarer Gedichtsammlung
Prometheus
Bedecke deinen Himmel Zeus
Mit Wolkendunst!
Und übe Knabengleich
Der Disteln köpft
An Eichen dich und Bergeshöhn!
5
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd
10
Um dessen Glut
Du mich beneidest.
Ich kenne nichts ärmers
Unter der Sonn als euch Götter.
Ihr nähret kümmerlich
15
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet wären
Nicht Kinder und Bettler
20
Hoffnungsvolle Toren.
Da ich ein Kind war
Nicht wußt wo aus wo ein
Kehrt mein verirrtes Aug
Zur Sonne als wenn drüber wär
25
Ein Ohr zu hören meine Klage
Ein Herz wie meins
Sich des Bedrängten zu erbarmen.
Wer half mir wider
Der Titanen Übermut
30
Wer rettete vom Tode mich
Von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet
Heilig glühend Herz
Und glühtest jung und gut
35
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen
40
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal
45
Meine Herrn und deine.
Wähntest etwa
Ich sollt das Leben hassen
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen
50
Blütenträume reiften.
Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde
Ein Geschlecht das mir gleich sei
Zu leiden, weinen
55
Genießen und zu freuen sich
Ünd dein nicht zu achten
Wie ich!
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