Geniezeit
Gelegenheiten
Verstreutes
(In ein altes Stammbuch,
13./14. 11. 1774)
Ein teures Büchlein siehst du hier
Voll Pergament und weiß Papier
Das wohl schon an die hundert Jahr
Zum Stammbuch eingeweihet war
Praedestination ist ein Wunderding
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Wie es dem lieben Büchlein ging
So ging es auch wie's jeder schaut
Dem König von Garbe seiner Braut.
Davon ich die Historiam
Hier nicht erzähl aus Sitt und Scham
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Wie solches auf dem vorgen Blatt
Herr Reynier sich ausgebeten hat.
Möcht er wohl vorgesehen haben
Was drüber kämen für feine Knaben.
Gnug er das Buch für gutes Geld
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Für seine Freunde weis bestellt,
Drei vier Blätter die sind beschrieben,
Die andern sind auch weiß geblieben
Hat sie das Geschick mir zudacht
Nach Erbschafts Moder und langer Nacht,
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Zog es endlich der Jungfrauen Flor
Aus Schutt und Staub und Graus hervor,
Und gab es mir, und schenkt es mir
Als wohlbekannt wegen viel Geschmier,
Daß ich Papier und Pergament
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Erfüllt mit Werken meiner Hand,
Dazu bei Schnee und Winternacht
Der Anfang alsobald gemacht,
Da wir wohl hinterm Ofen saßen
Borstofer Äpfel weidlich fraßen,
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Zugegen war die Jungfrau lieb
Von Post und Kirch zwei große Dieb.
Dadurch Weihung nicht gering
Ihre rechte Würdigkeit empfing.
Da es nach Christ ein Tausend Jahr
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Siebenhundert und vier und siebzig war
Zwei Tage nach Martini Tag,
Abends mit'm achten Glockenschlag.
Frankfurt am Main des Witzes Flor
Nicht weit vom Eschenheimer Tor
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Findest das Haus nach dem A.B.C.
Hundert sieben und funfzig Lit. D.
Und hiermit mach ich den Beschluß,
Hab freilich alles nicht beschrieben,
Genug was wir zusammen trieben
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War nicht Actus continuus.
Goethe pp
Den Abend drauf nach Schrittschuhfahrt,
Mit Jungfräulein von edler Art
Staats Kirschen Tort, gemeinem Bier
Den Abend zugebracht allhier.
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Um Äugelein schön und Lichter Glanz,
Ram Sitha Hanneman und sein Schwanz.
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