Genesis 03:17

Luther 1545 VND zu Adam sprach er / Die weil du hast gehorchet der stimme deines Weibes / Vnd gessen von dem Bawm da von ich dir gebot / vnd sprach / Du solt nicht da von essen / Verflucht sey der Acker vmb deinen willen / mit kummer soltu dich drauff neeren dein Leben lang /
Luther 1912 Und zu Adam sprach er: Dieweil du hast gehorcht der Stimme deines Weibes und hast gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen, verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang.

genesis 3

Parallelstellen zu Genesis (1Mose) 3:17

1Mo 3:17 Und zu Adam sprach er: Dieweil du gehorcht hast der Stimme deines Weibes und von dem Baum gegessen, davon ich dir gebot und sprach: «Du sollst nicht davon essen», verflucht sei der Erdboden um deinetwillen, mit Mühe sollst du dich davon nähren dein Leben lang;
1Mo 2:16 Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allen Bäumen des Gartens;
1Mo 2:17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welchen Tages du davon issest, mußt du unbedingt sterben!
1Mo 3:6 Als nun das Weib sah, daß von dem Baume gut zu essen wäre und daß er eine Lust für die Augen und ein wertvoller Baum wäre, weil er klug machte, da nahm sie von dessen Frucht und aß und gab zugleich auch ihrem Mann davon, und er aß.
1Mo 3:11 Da sprach er: Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, davon ich dir gebot, du sollest nicht davon essen?
Jer 7:23 sondern dieses habe ich ihnen befohlen: Gehorchet meiner Stimme, so will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein; und wandelt in allen Wegen, die ich euch gebieten werde, damit es euch wohlergehe!
Jer 7:24 Aber sie gehorchten nicht und neigten mir ihre Ohren nicht zu, sondern wandelten nach den Ratschlägen, nach dem Starrsinn ihres bösen Herzens, und sie wandten mir den Rücken zu und nicht das Angesicht.
1Sa 15:23 Denn Ungehorsam ist Zaubereisünde, und Widerspenstigkeit ist Frevel und Abgötterei. Weil du nun des HERRN Wort verworfen hast, so hat auch er dich verworfen, daß du nicht König sein sollst!
1Sa 15:24 Da sprach Saul zu Samuel: Ich habe gesündigt, daß ich den Befehl des HERRN und deine Worte übertreten habe; denn ich fürchtete das Volk und gehorchte seiner Stimme!
Matt 22:12 und er sprach zu ihm: Freund, wie bist du hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Kleid an? Er aber verstummte.
Matt 25:26 Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wußtest du, daß ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe?
Matt 25:27 Dann hättest du mein Geld den Wechslern bringen sollen, so hätte ich bei meinem Kommen das Meine mit Zinsen zurückerhalten.
Matt 25:45 Dann wird er ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es nicht getan habt einem dieser Geringsten, habt ihr es mir auch nicht getan!
Lk 19:22 Da sprach er zu ihm: Aus deinem Munde will ich dich richten, du böser Knecht! Wußtest du, daß ich ein strenger Mann bin, daß ich nehme, was ich nicht hingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe?
Röm 3:19 Wir wissen aber, daß das Gesetz alles, was es spricht, denen sagt, die unter dem Gesetze sind, auf daß jeder Mund verstopft werde und alle Welt vor Gott schuldig sei,
1Mo 5:29 den nannte er Noah, indem er sprach: Der wird uns trösten ob unserer Hände Arbeit und Mühe, die herrührt von dem Erdboden, den der HERR verflucht hat!
Ps 127:2 Es ist umsonst, daß ihr früh aufsteht und euch spät niederlegt und sauer erworbenes Brot esset; sicherlich gönnt er seinen Geliebten den Schlaf!
Pred 1:2 O Eitelkeit der Eitelkeiten! spricht der Prediger; o Eitelkeit der Eitelkeiten! Alles ist eitel!
Pred 1:3 Was bleibt dem Menschen von all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne?
Pred 1:13 Ich ergab mein Herz, die Weisheit zu befragen und mich bei ihr zu erkundigen über alles, was unter dem Himmel getan wird. Das ist eine leidige Mühe, die Gott den Menschenkindern gegeben hat, daß sie sich damit plagen sollen.
Pred 1:14 Ich betrachtete alle Werke, die unter der Sonne gemacht werden, und siehe, es war alles eitel und ein Haschen nach Wind!
Pred 2:11 Als ich mich aber umsah nach all meinen Werken, die meine Hände gemacht hatten, und nach der Mühe, die ich mir gegeben hatte, um sie zu vollbringen, siehe, da war alles eitel und ein Haschen nach Wind und nichts Bleibendes unter der Sonne!
Pred 2:17 Da haßte ich das Leben; denn mir mißfiel das Tun, das unter der Sonne geschieht; denn es ist alles eitel und ein Haschen nach Wind.
Jes 24:5 Denn die Erde ist unter ihren Bewohnern entweiht worden; sie haben die Gesetze übertreten, die Satzung abgeändert, den ewigen Bund gebrochen!
Jes 24:6 Darum hat der Fluch die Erde gefressen, und die darinnen wohnten, mußten es büßen; darum sind die Bewohner der Erde von der Glut verzehrt und nur wenig Menschen übriggeblieben.
Röm 8:20 Die Kreatur ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin,
Hiob 5:6 Denn Unglück wächst nicht aus dem Staub hervor, und Unheil sproßt nicht aus der Erde;
Hiob 5:7 sondern der Mensch ist zum Unglück geboren, wie die Funken aufwärts fliegen.
Hiob 14:1 Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe.
Hiob 21:17 Wie oft erlischt die Leuchte der Gottlosen und ereilt sie ihr Schicksal? Teilt Er ihnen Schmerzen zu in seinem Zorn?
Ps 90:7 Denn wir werden aufgerieben durch deinen Zorn und schnell dahingerafft durch deinen Grimm.
Pred 2:22 Denn was hat der Mensch von all seiner Mühe und dem Dichten seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne?
Pred 2:23 Denn er plagt sich täglich mit Kummer und Verdruß, sogar in der Nacht hat sein Herz keine Ruhe; auch das ist eitel!
Pred 5:17 Dazu muß er sein Leben lang mit Kummer essen und hat viel Ärger, Verdruß und Zorn.
Joh 16:33 Solches habe ich zu euch geredet, auf daß ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Trübsal; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!

Biblisches Hebräisch

וּלְאָדָם אָמַר: כִּי־שָׁמַעְתָּ לְקוֹל אִשְׁתֶּךָ, וַתֹּאכַל מִן־הָעֵץ אֲשֶׁר צִוִּיתִיךָ לֵאמֹר: לֹא תֹאכַל מִמֶּנּוּ—אֲרוּרָה הָאֲדָמָה בַּעֲבוּרֶךָ; בְּעִצָּבוֹן תֹּאכֲלֶנָּה כֹּל יְמֵי חַיֶּיךָ.
Ul-Adam amar: ki-shamāta leqōl ishtēcha, va-tochal min-ha‘ētz asher tzivīticha lemor: lo tochal mimmēnu—arurāh ha'adamāh ba‘avurecha; be‘itzāvon to'chalennāh kol yemei chayyēcha.
וּלְאָדָם אָמַר (ul-Adam amar): »Und zu Adam sprach er« – klassischer Erzählstil; das Verb amar ist Qal Perfekt 3. Sg. m.
כִּי־שָׁמַעְתָּ לְקוֹל אִשְׁתֶּךָ (ki-shamāta leqol ishtēcha): »weil du auf die Stimme deiner Frau gehört hast« – shamāta ist Perfekt 2. Sg. m., mit leqol (»auf die Stimme«) im Sinne eines Gehorsamsakts.
וַתֹּאכַל מִן־הָעֵץ (va-tochal min-ha‘ētz): »und du hast gegessen vom Baum« – va-tochal ist ebenfalls Perfekt 2. Sg. m., die Konjunktion va- mit konsekutiver Bedeutung.
אֲשֶׁר צִוִּיתִיךָ לֵאמֹר (asher tzivīticha lemor): »von dem ich dir geboten habe, indem ich sprach« – tzivīticha = »ich habe dir geboten«, Perfekt 1. Sg. mit Suffix 2. Sg. m.; lemor zeigt direkte Rede an.
לֹא תֹאכַל מִמֶּנּוּ (lo tochal mimmēnu): »du sollst nicht davon essen« – tochal ist ein Jussiv oder Imperfekt 2. Sg. m., negativ mit lo.
אֲרוּרָה הָאֲדָמָה בַּעֲבוּרֶךָ (arurāh ha'adamāh ba‘avurecha): »verflucht sei der Acker um deinetwillen« – arurāh ist ein Passivpartizip (Qal f. Sg.) = »verflucht«; ba‘avurecha = »wegen dir«.
בְּעִצָּבוֹן תֹּאכֲלֶנָּה (be‘itzāvon to'chalennāh): »mit Kummer sollst du dich davon nähren« – be‘itzāvon = »in Mühsal, Kummer«; to'chalennāh = Imperfekt 2. Sg. m. mit Suffix f. Sg. = »du wirst sie (die Erde) essen/nutzen«.
כֹּל יְמֵי חַיֶּיךָ (kol yemei chayyēcha): »alle Tage deines Lebens« – klassische hebräische Ausdrucksweise für lebenslange Konsequenz.

Biblisches Griechisch (Septuaginta)

καὶ τῷ Ἀδὰμ εἶπεν· Ὅτι ἤκουσας τῆς φωνῆς τῆς γυναικός σου καὶ ἔφαγες ἀπὸ τοῦ ξύλου, οὗ ἐνετειλάμην σοι λέγων· Μὴ φάγῃς ἀπ᾽ αὐτοῦ, ἐπικατάρατος ἡ γῆ ἐν τοῖς ἔργοις σου· ἐν λύπαις φάγῃ αὐτὴν πάσας τὰς ἡμέρας τῆς ζωῆς σου.
Kai tō Adam eipen: hoti ēkousas tēs phōnēs tēs gynaikos sou kai ephages apo tou xylou, hou eneteilamēn soi legōn: mē phagēs ap' autou, epikataratos hē gē en tois ergois sou; en lypais phagē autēn pasas tas hēmeras tēs zōēs sou.
εἶπεν (eipen): Aorist von legō – »er sagte«, 3. Sg.
ἤκουσας τῆς φωνῆς (ēkousas tēs phōnēs): Aorist Aktiv 2. Sg. von akouō – »du hast gehört«, wörtl. »du hörtest die Stimme«.
γυναικός σου (gynaikos sou): Genitiv zu »deiner Frau« – klassische Besitzanzeige.
ἔφαγες (ephages): Aorist von esthiō – »du aßest«, Vergangenheit.
οὗ ἐνετειλάμην σοι (hou eneteilamēn soi): Relativsatz – »von dem ich dir geboten habe«; eneteilamēn ist Medium Aorist 1. Sg. von entellomai.
λέγων· Μὴ φάγῃς (legōn: mē phagēs): wörtlich: »indem ich sagte: Du sollst nicht essen« – phagēs ist Aorist Konjunktiv 2. Sg. mit mē (verneinter Befehl).
ἐπικατάρατος ἡ γῆ (epikataratos hē gē): »verflucht sei die Erde« – epikataratos ist ein starker Ausdruck für »unter Fluch stehend«, oft im juridischen Sinne.
ἐν τοῖς ἔργοις σου (en tois ergois sou): »in deinen Werken« – Dativ Plural, »bei allem, was du tust«.
ἐν λύπαις φάγῃ αὐτὴν (en lypais phagē autēn): »in Schmerzen wirst du sie essen« – phagē ist Konjunktiv 2. Sg., ausgedrückt im Sinn von »du wirst«.
πάσας τὰς ἡμέρας (pasas tas hēmeras): Akkusativ Plural – »alle Tage«.
τῆς ζωῆς σου (tēs zōēs sou): Genitiv – »deines Lebens«.

Biblisches Latein (Vulgata)

Dixit autem ad Adam: Quia audisti vocem uxoris tuae, et comedisti de ligno, ex quo praeceperam tibi ne comederes, maledicta terra in opere tuo: in laboribus comedes eam cunctis diebus vitae tuae.
Dixit autem ad Adam: »Er aber sprach zu Adam« – dixit ist Perfekt von dicere, 3. Sg.
Quia audisti vocem uxoris tuae: »weil du auf die Stimme deiner Frau gehört hast« – audisti ist Perfekt 2. Sg. von audire, uxoris tuae = Genitiv.
et comedisti de ligno: »und du hast vom Baum gegessen« – comedisti = Perfekt 2. Sg. von comedere.
ex quo praeceperam tibi: »von dem ich dir geboten hatte« – praeceperam = Plusquamperfekt 1. Sg. von praecipere.
ne comederes: Finalsatz mit ne + Konjunktiv Imperfekt 2. Sg. = »damit du nicht isst / dass du nicht essen solltest«.
maledicta terra in opere tuo: »verflucht ist die Erde in deinem Werk« – maledicta = PPP f. Sg. von maledicere, als prädikatives Adjektiv.
in laboribus comedes eam: »in Mühsal wirst du sie essen« – laboribus = Abl. Pl. von labor, comedes = Futur 2. Sg.
cunctis diebus vitae tuae: »alle Tage deines Lebens« – cunctis diebus = Abl. Pl. von dies, vitae tuae = Genitiv.

Vertiefte semantische Analyse

1. Einleitung durch göttliche Ansprache
»Und zu Adam sprach er« – Die Szene ist ein gerichtliches Sprechen. Gott richtet das Wort unmittelbar an Adam, wie zuvor an Eva und die Schlange. Diese direkte Ansprache verleiht dem Satz eine gerichtliche Schwere.
2. Ursache der Strafe:
»Dieweil du hast gehorcht der Stimme deines Weibes« –
Dies betont die aktive Zustimmung Adams zur Stimme seiner Frau. Die »Stimme« steht metonymisch für ihren Ratschlag oder ihre Überredung. Das »Gehorchen« ist hier keine blinde Unterwerfung, sondern zeigt eine bewusste Entscheidung. Semantisch steht dies für die Umkehrung der ursprünglichen Ordnung: Der Mensch hört nicht mehr auf Gott, sondern auf einen anderen Menschen – damit ist eine Verlagerung der Autorität gemeint.
3. Verstoß gegen göttliches Gebot:
»und hast gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen« –
Die Wiederholung des Gebots im Urteilsvollzug unterstreicht die Klarheit und Unmissverständlichkeit des ursprünglichen Befehls. Das Essen wird explizit als Ungehorsam gegen ein klar formuliertes Verbot markiert. Es ist ein willentlicher Akt gegen ein göttliches Wort.
4. Folge: Der verfluchte Acker
»verflucht sei der Acker um deinetwillen« –
Nicht Adam selbst wird verflucht (wie die Schlange), sondern der Acker, die Erde. Dies zeigt: Der Mensch bleibt in Beziehung zu Gott, aber seine Lebensbedingungen werden erschwert. Der Acker wird zur Widerstandszone gegen den Menschen, der vom Staub (Erde) genommen wurde – das verweist auf eine tiefe anthropologische Verbundenheit mit dem Boden. Der Fluch »um deinetwillen« markiert, dass der Mensch nun mit dem Ertrag seiner eigenen Entfremdung leben muss.
5. Lebenslange Mühsal
»mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang« –
Der »Kummer« (hebr. עִצָּבוֹן ʿiṣṣābōn) steht auch schon bei Eva (V. 16) – so wird das Leiden durch Arbeit dem Schmerz der Geburt parallelisiert. Das Leben wird nicht abgeschnitten, aber es ist durchzogen von Beschwerlichkeit. Nahrung wird nicht mehr einfach gegeben, sondern sie ist Frucht von Mühsal – das ist der Keim des wirtschaftlichen Existenzkampfes.

Syntaktisch-lexikalische Analyse (Wort für Wort)

»Und«
Koordinierende Konjunktion. Verbindet diese göttliche Rede mit der vorhergehenden. Kein nebensächlicher Zusatz, sondern markiert Fortgang im göttlichen Gericht.
»zu Adam«
Dativobjekt (»zu wem?«). Die Ansprache richtet sich spezifisch an Adam – also nicht nur allgemein an den Menschen, sondern an ihn als Urbild des Menschseins.
»sprach er«
3. Person Singular, Präteritum von »sprechen«. Das »er« ist Gott – in dieser narrativen Struktur bleibt der Sprecher oft unbenannt, weil er selbstverständlich ist. Das Verb markiert autoritative Kommunikation.
»Dieweil«
Altes deutsches Kausaladverb (heute: »weil«, »da«). Betont einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Handlung und Folge. Die archaische Form verleiht dem Satz Nachdruck.
»du hast gehorcht«
Perfektform: »hast gehorcht« = vergangene, abgeschlossene Handlung mit gegenwärtiger Wirkung. Das Verb »gehorchen« (von horchen – hören) impliziert freiwillige Annahme der Stimme des anderen – aktive Zuwendung und Zustimmung.
»der Stimme deines Weibes«
Dativ (»wem hast du gehorcht?«).
– »Stimme« = Metonymie für den Ratschlag, das gesprochene Wort.
– »deines Weibes« = altes Deutsch für »deiner Frau«; das Wort »Weib« ist hier noch neutral und relational. Ihre Stimme tritt als konkurrierende Autorität auf.
»und hast gegessen«
Zweite konjunktionale Handlung. Perfekt wie vorher: bewusster Vollzug. Das Essen steht für die Grenzüberschreitung. Das Verb ist hier nicht beiläufig, sondern betont den Akt der Aneignung des Verbotenen.
»von dem Baum«
Präpositionalobjekt – näher bestimmt durch den Relativsatz. Der Baum ist nicht irgendein Baum, sondern der durch Gottes Wort abgegrenzte.
»davon ich dir gebot«
Relativsatz mit »davon« = worüber ich dir ein Gebot gab.
– »gebot«: Präteritum von »gebieten«, starkes Wort für einen göttlichen Befehl. Es geht nicht um Rat oder Wunsch, sondern um ein bindendes, göttliches Gesetz.
»und sprach: Du sollst nicht davon essen«
Weitere Paraphrase und Verstärkung des Gebots. Der Inhalt des ursprünglichen Befehls wird wiederholt – nicht nur als Erinnerung, sondern als Beweis für die Klarheit und Unmissverständlichkeit der göttlichen Weisung.
»verflucht sei der Acker«
– »verflucht sei« = Jussivform, wie ein gerichtlicher Urteilsspruch.
– »der Acker« = Symbol für die Lebensgrundlage des Menschen.
– Es handelt sich um eine Umkehrung des ursprünglichen Segens über die Erde (vgl. Gen 1). Nun wird sie zur Last.
»um deinetwillen«
\= »deinetwegen«, kausaler Dativ. Es ist Adams Tun, das die Erde betrifft – ein Hinweis auf die anthropologische Verbindung: Was der Mensch ist und tut, wirkt auf die Welt.
»mit Kummer«
– »Kummer« als Ausdruck von Mühsal, nicht nur seelisch, sondern auch körperlich: Mühe, Arbeit, Schmerz. Wie bei Eva: Es ist Teil des Lebenskreislaufs, nicht Ausnahme.
»sollst du dich darauf nähren«
– »sollst du« = Futur/Modus: göttlicher Beschluss über die Lebensform Adams.
– »nähren« = reflexives Verb hier: sich versorgen, am Leben erhalten.
– »darauf« = auf dem Acker, der nun verflucht ist – also Leben aus einer widerspenstigen Quelle.
»dein Leben lang«
Temporale Adverbialbestimmung: bis zum Tod. Kein Ende des Lebens, aber Leben unter veränderten Bedingungen, in Entfremdung zur Schöpfung.

Zusammenfassend

Genesis 3,17 nach Luther 1912 entfaltet die Folgen des menschlichen Ungehorsams in einem dramatischen Wechsel: Die ursprünglich gesegnete Welt wird zur Last. Der Mensch lebt weiter, aber in Mühsal und Getrenntheit vom ursprünglichen Einklang mit Gott und Natur. Die Sätze sind semantisch und syntaktisch stark strukturiert, mit klaren kausalen Beziehungen, Wiederholungen göttlicher Gebote und gerichtlichen Formulierungen, die die Schwere des Moments unterstreichen.

Theologische Deutung

In Genesis 3,17 wird Adam mit den Folgen seines Gehorsams gegenüber der Stimme seiner Frau konfrontiert – nicht weil Eva sündiger wäre, sondern weil er selbst dem göttlichen Gebot zuwidergehandelt hat. Das Gewicht liegt auf der persönlichen Verantwortung vor Gott.
Der Fluch trifft nicht direkt Adam, sondern den Ackerboden. Doch durch diese kosmische Korrelation wird deutlich, dass die Sünde des Menschen weitreichende Folgen hat: Die gesamte Schöpfung ist nun dem Leiden unterworfen (vgl. Römer 8,20–22). Adam wird gezwungen, durch »Kummer« (hebr. עִצָּבוֹן, ʿiṣṣābōn) sein Leben lang zu arbeiten – ein Konzept, das das Paradies als Ort müheloser Harmonie endgültig verlässt.
Zugleich ist diese Strafe nicht bloß Vergeltung: Sie enthält ein pädagogisches Element. Der Mensch bleibt in Beziehung zur Erde, aber nun unter Bedingungen, die seine Sterblichkeit, Begrenztheit und Abhängigkeit offenbaren – und ihn so zu Demut und Reue führen sollen.

Literarisch-kulturgeschichtliche Einordnung

Diese Stelle ist einer der frühesten Texte, die die Arbeit als mühsame Notwendigkeit darstellen – im Gegensatz zu vielen altorientalischen Mythen, wo Arbeit entweder den Göttern allein zugeschrieben wird oder auf Sklaven abgewälzt wird.
Auch das Motiv des verfluchten Bodens ist kulturgeschichtlich bedeutsam: Der Ackerboden war im Alten Orient Lebensgrundlage. Ihn zu verfluchen bedeutet, die Lebensordnung selbst zu erschüttern. Dieser Topos erscheint in der gesamten Literaturgeschichte immer wieder als Chiffre für Entfremdung, für das Zerbrechen der ursprünglichen Einheit von Mensch und Natur.
Literarisch ist der Vers kunstvoll konstruiert: Die Wiederholung von Gottes Rede (»Ich gebot dir«) stellt die göttliche Autorität dem menschlichen Gehorsam kontrastiv gegenüber. Es entsteht ein Spannungsfeld zwischen göttlichem Gebot und menschlichem Versagen, das zur Grundlage der Erzähltradition von Schuld und Erlösung wird – ein Archetyp, der sich durch westliche Literatur zieht, von Aischylos bis Kafka.

Resonanz in Dantes Divina Commedia

Dante greift das Motiv von Genesis 3,17 vielfach auf – oft implizit, aber bedeutsam. Der Sündenfall ist für ihn der Ursprung der menschlichen Misere und bildet die anthropologische Grundlage seiner Jenseitsreise.
In Inferno ist die Hölle der Ort, in dem sich die gefallene Schöpfung und die verfluchte Erde in Form von Pein, Mühsal und Kummer konkretisiert haben. So erinnert etwa der steinige, trockene Boden in verschiedenen Kreisen der Hölle an den verfluchten Acker Adams – ein Raum, in dem Arbeit und Leiden entwürdigt, ja pervertiert erscheinen.
In Purgatorio dagegen ist Arbeit wieder heilsam. Dort wird Mühsal zur therapeutischen Läuterung – wie die Arbeit Adams nach dem Fall eine Pädagogik Gottes ist. Dante stellt auf diesem Berg die Arbeit des Menschen (Gebet, Bewegung, Reinigung) als Rückkehr zur verlorenen Harmonie dar.
Im Paradiso schließlich ist der Fluch völlig aufgehoben: Die Seelen leben im Licht Gottes, und es gibt keine Mühsal mehr. Dies ist eine implizite Umkehrung von Genesis 3,17 – der verfluchte Boden ist durch Gnade und göttliche Ordnung endgültig überwunden.
Auch Dantes Sprache zeigt Spuren der Genesis-Diktion. In Paradiso XXVI spricht Adam selbst zu Dante – in einem Akt der Rehabilitation. Er sagt, dass der Sündenfall eine Folge des freien Willens war, nicht der Frau oder des Essens. Diese Korrektur der populären Schuldzuschreibung an Eva unterstreicht Dantes Differenzierung und tiefes theologisches Verständnis.

Fazit

Genesis 3,17 beschreibt mehr als eine Strafe: Es ist ein Schlüsselvers für das Verhältnis von Mensch, Arbeit und Schöpfung. Die Theologie sieht darin die Wunde der gefallenen Welt; die Literatur erkennt darin den Urmythos menschlicher Entfremdung. Und Dante – mit seinem moralischen Universum – lässt dieses Echo in Hölle, Läuterung und Paradies widerhallen, um schließlich aufzuzeigen, dass die »verfluchte Erde« nicht das letzte Wort Gottes über die Menschheit ist.

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01 Die Schoepfung

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