• Luther 1545 VND zum Weibe sprach er / Jch wil dir viel schmertzen schaffen wenn du schwanger wirst / Du solt mit schmertzen Kinder geberen / Vnd dein wille sol deinem Man vnterworffen sein / Vnd Er sol dein Herr sein.
• Luther 1912 Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein.
Parallelstellen zu Genesis (1Mose) 3:16
1Mo 3:16 Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viele Schmerzen durch häufige Empfängnis bereiten; mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und du sollst nach deinem Manne verlangen, er aber soll herrschen über dich!
1Mo 35:16 Darnach brachen sie von Bethel auf; und als sie nur noch ein Stück Weges bis Ephrata zu gehen hatten, gebar Rahel; und sie hatte eine schwere Geburt.
1Sa 4:19 Aber seine Sohnsfrau, das Weib des Pinehas, stand vor der Geburt. Als sie nun das Geschrei hörte, daß die Lade Gottes genommen und ihr Schwiegervater und ihr Mann tot seien, sank sie nieder und gebar; denn es überfielen sie ihre Wehen.
Ps 48:6 Zittern ergriff sie daselbst, Angst wie eine Gebärende.
Jes 13:8 Sie sind bestürzt; Krämpfe und Wehen ergreifen sie, sie winden sich wie eine Gebärende; einer starrt den andern an, ihre Angesichter sind feuerrot.
Jes 21:3 Darum sind meine Lenden voll Schmerz; Wehen haben mich ergriffen, gleich den Wehen einer Mutter; ich krümme mich vor dem, was ich hören muß, bin erschrocken von dem, was ich sehen muß.
Jes 26:17 Wie ein Weib, das schwanger und dem Gebären nahe ist, sich windet und vor Schmerzen schreit, so waren auch wir, HERR, vor deinem Angesicht:
Jes 26:18 Wir waren schwanger, wanden uns in Schmerzen und gebaren gleichsam Wind; wir konnten dem Lande nicht Heil verschaffen, und es wurden keine Erdenbürger geboren.
Jes 53:11 An der Arbeit seiner Seele wird er sich satt sehen; durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht machen, und ihre Schulden wird er auf sich nehmen.
Jer 4:31 Denn ich höre ein Geschrei wie von einer, die in Wehen liegt, ein Angstruf wie von einer, die zum erstenmal Mutter wird: die Stimme der Tochter Zion welche stöhnt und ihre Hände ausbreitet: O wehe mir, denn meine Seele erliegt den Mördern!
Jer 6:24 Als wir von ihnen hörten, wurden unsere Hände schlaff, Angst ergriff uns, Wehen wie eine Gebärende.
Jer 13:21 Was willst du sagen, wenn er deine Buhlen, die du an dich gewöhnt hast, zu Häuptern über dich setzen wird? Werden dich nicht Wehen ankommen wie ein Weib in Kindesnöten?
Jer 22:23 Die du jetzt auf dem Libanon wohnst und auf Zedernbäumen nistest, wie wirst du stöhnen, wenn dich Wehen ankommen werden, Krämpfe wie eine, die gebären soll!
Jer 49:24 Damaskus ist mutlos geworden; es hat sich zur Flucht gewandt, Zittern hat es befallen, Angst und Wehen haben es ergriffen wie eine, die gebären soll.
Mic 4:9 Was schreist du aber jetzt so laut? Ist kein König bei dir? Sind deine Ratsherren umgekommen, daß dich Wehen ergriffen haben wie eine Gebärende?
Mic 4:10 Zittere und stöhne, du Tochter Zion, wie eine Gebärende; denn nun mußt du zur Stadt hinaus und auf dem Felde wohnen und nach Babel ziehen! Dort sollst du gerettet werden, dort wird dich der HERR erlösen aus der Hand deiner Feinde.
Joh 16:21 Wenn eine Frau gebiert, so hat sie Traurigkeit, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst, um der Freude willen, daß ein Mensch zur Welt geboren ist.
1Thess 5:3 Wenn sie sagen werden: «Friede und Sicherheit», dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen.
1Tim 2:15 sie soll aber gerettet werden durch Kindergebären, wenn sie bleiben im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.
1Mo 4:7 Bist du aber nicht gut, so lauert die Sünde vor der Tür, und ihre Begierde ist auf dich gerichtet; du aber herrsche über sie!
4Mo 30:7 und ihr Mann hört es und schweigt still an dem Tage, da er davon hört, so gilt ihr Gelübde und ihre Verpflichtung, welche sie auf ihre Seele gebunden hat.
4Mo 30:8 Wenn aber ihr Mann ihr wehrt an dem Tage, da er es hört, so macht er damit ihr Gelübde kraftlos, das sie auf sich hat, und das unbedachte Versprechen, das sie auf ihre Seele gebunden hat; und der HERR wird es ihr vergeben.
4Mo 30:13 Alle Gelübde und jeden Verpflichtungseid zur Demütigung der Seele kann ihr Mann bestätigen oder entkräften.
Est 1:20 Wird dann dieser Befehl des Königs, den er geben wird, in seinem ganzen Königreich, welches groß ist, bekannt gemacht, so werden alle Frauen ihre Männer in Ehren halten, vornehme und geringe.
1Kor 7:4 Die Frau verfügt nicht selbst über ihren Leib, sondern der Mann; gleicherweise verfügt aber auch der Mann nicht selbst über seinen Leib, sondern die Frau.
1Kor 11:3 Ich will aber, daß ihr wisset, daß Christus eines jeglichen Mannes Haupt ist, der Mann aber des Weibes Haupt, Gott aber Christi Haupt.
1Kor 14:34 Wie in allen Gemeinden der Heiligen, so sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt.
Eph 5:22 Die Frauen seien ihren eigenen Männern untertan, als dem Herrn;
Kol 3:18 Ihr Frauen, seid euren Männern untertan, wie sich's geziemt im Herrn!
1Tim 2:11 Eine Frau lerne in der Stille, in aller Unterordnung.
1Tim 2:12 Einer Frau aber gestatte ich das Lehren nicht, auch nicht daß sie über den Mann herrsche, sondern sie soll sich still verhalten.
Titus 2:5 verständig, keusch, haushälterisch, gütig, ihren Männern untertan zu sein, damit nicht das Wort Gottes verlästert werde.
1Pet 3:1 Gleicherweise sollen auch die Frauen ihren eigenen Männern untertan sein, damit, wenn auch etliche dem Worte nicht glauben, sie durch der Frauen Wandel ohne Wort gewonnen werden,
Biblisches Hebräisch
אֶל־הָאִשָּׁה אָמַר הַרְבָּה אַרְבֶּה עִצְּבוֹנֵךְ וְהֵרוֹנֵךְ בְּעֶצֶב תֵּלְדִי בָנִים וְאֶל־אִישֵׁךְ תְּשׁוּקָתֵךְ וְהוּא יִמְשָׁל־בָּךְ
'el-hā'iššā 'āmar: harbēh 'arbeh ‘iṣəvōnēkh wəhērōnēkh; bə‘eṣev tēlēdī bānīm; wə'el-'īšēkh təšūqāṯēkh, wəhū' yimšāl-bākh
אֶל־הָאִשָּׁה אָמַר (el-ha'ishah amar) – »Zur Frau sagte er«: klassisch narrative Konstruktion. »אמר« im Qal, 3. Pers. mask. sg.
הַרְבָּה אַרְבֶּה (harbāh 'arbeh) – Doppelform zur Verstärkung: Infinitiv absolut + Finita. Beide aus ר-ב-ה, »vermehren«: »Ich werde sehr mehren«.
עִצְּבוֹנֵךְ (‘iṣəvōnēkh) – »deine Mühsal« oder »dein Schmerz«; von עֶצֶב (‘eṣev), häufig verbunden mit harter Arbeit, nicht nur physischen Schmerz.
וְהֵרוֹנֵךְ (wəhērōnēkh) – »deine Empfängnis« oder »Schwangerschaft«; von הרה (h-r-h), »empfangen«.
בְּעֶצֶב תֵּלְדִי בָנִים (bə‘eṣev tēlēdī bānīm) – »Mit Schmerz wirst du Kinder gebären«: תֵּלְדִי ist 2. Pers. fem. sg. Qal Imperfekt von ילד (yalad), »gebären«.
וְאֶל־אִישֵׁךְ תְּשׁוּקָתֵךְ (wə'el-'īšēkh təšūqāṯēkh) – »und zu deinem Mann wird deine Sehnsucht sein«: תשוקה (təšūqāh) kann sexuelles Verlangen andeuten, aber auch emotionale Abhängigkeit oder Hinwendung.
וְהוּא יִמְשָׁל־בָּךְ (wəhū' yimšāl-bākh) – »und er wird über dich herrschen«: יִמְשָׁל ist Qal Imperfekt von משל (māšal), »herrschen, dominieren«, oft mit politischem Unterton.
Bemerkung: Diese Stelle wird oft als Ursprung patriarchaler Machtverhältnisse gedeutet. Besonders der Begriff təšūqāh wurde seit Philo und später Augustinus auch als Ausdruck weiblicher Begierde gelesen – im Gegensatz zu einer ursprünglichen Gleichheit.
Biblisches Griechisch (Septuaginta)
καὶ τῇ γυναικὶ εἶπεν· πληθύνων πληθυνῶ τὰς λυπήσεις σου καὶ τὸν στεναγμόν σου· ἐν λύπαις τέξῃ τέκνα· καὶ πρὸς τὸν ἄνδρα σου ἡ ἀποστροφή σου, καὶ αὐτός σου κυριεύσει.
kai tē gynaiki eipen: plēthynōn plēthynō tas lypēseis sou kai ton stenagmon sou; en lypais texē tekna; kai pros ton andra sou hē apostrophē sou, kai autos sou kyrieusei.
πληθύνων πληθυνῶ (plēthynōn plēthynō) – wörtlich »vermehrend werde ich vermehren«: Betonung durch Partizip + Futur.
τὰς λυπήσεις (tas lypēseis) – »deine Schmerzen« oder »Kümmernisse«; von λύπη (lýpē), ein vieldeutiger Begriff (Trauer, Leid, Weh).
στεναγμός (stenagmos) – »Seufzen« oder »Stöhnen«: betont das affektive und körperliche Moment.
ἐν λύπαις τέξῃ τέκνα (en lypais texē tekna) – »in Schmerzen wirst du Kinder gebären«: τέξῃ = 2. Pers. Futur Med./Pass. von τίκτω (tikto), »gebären«.
ἀποστροφή (apostrophē) – klassisch »Abwendung«, aber im biblischen Kontext oft als »Hinwendung« zum Mann verstanden; griech. doppeldeutig.
κυριεύσει (kyrieusei) – von κυριεύω (kyrieuō), »Herr sein über«, oft in rechtlicher, sozialer oder politischer Bedeutung (von κύριος, »Herr«).
Bemerkung: Die Septuaginta verwendet Begriffe, die stärker auf Emotion und physischen Ausdruck zielen (λύπη, στεναγμός), was die weibliche Rolle als leidend und untergeordnet im emotionalen wie sozialen Sinn akzentuiert.
Biblisches Lateinisch (Vulgata)
Mulieri quoque dixit: Multiplicabo ærumnas tuas et conceptus tuos: in dolore paries filios, et sub viri potestate eris, et ipse dominabitur tui.
Multiplicabo ærumnas tuas et conceptus tuos – »Ich werde deine Mühen und Empfängnisse vermehren«: multiplicabo ist Futur von multiplicare.
ærumnae – bedeutet »Mühen«, »Beschwernisse«, oft im moralischen oder existenziellen Sinne.
conceptus – »Empfängnisse«; medizinisch und biologisch konnotierter als das griechische stenagmos.
in dolore paries filios – »in Schmerz wirst du Kinder gebären«: paries ist 2. Pers. Futur Aktiv von parere, »gebären«.
sub viri potestate eris – »unter der Macht des Mannes wirst du sein«: sehr deutliches Machtverhältnis.
dominabitur tui – »er wird über dich herrschen«: dominari ist ein Deponens, das Herrschaft und Kontrolle ausdrückt.
Bemerkung: Die Vulgata macht aus dem Verhältnis Mann–Frau eine klar untergeordnete Hierarchie: Die Frau steht unter der Gewalt des Mannes und ist Objekt seiner dominatio. Dies beeinflusste nachhaltig die lateinisch-christliche Theologie und ihre Anthropologie.
Fazit (nicht wertend, aber hermeneutisch)
Genesis 3,16 artikuliert in allen drei Sprachtraditionen eine Wendung vom paradiesischen Zustand zur leidvollen Realität – insbesondere für die Frau. Schmerz, Schwangerschaft und ein hierarchisches Verhältnis zum Mann werden als Konsequenz des Sündenfalls beschrieben.
Die hebräische Fassung bleibt im Ausdruck teils neutraler oder vieldeutiger (z. B. təšūqāh, yimšāl), während die griechische und lateinische Version das Leid intensiver emotionalisieren oder stärker hierarchisch formulieren.
Syntaktisch-lexikalische Analyse (Wort für Wort)
1. »Und zum Weibe sprach er«
– Und: verbindet die Verfluchung der Schlange mit der Folgeaussage an die Frau.
– zum Weibe (hebr. אֶל־הָאִשָּׁה – 'el-ha'ishah): gemeint ist Eva als Repräsentantin des weiblichen Geschlechts.
– sprach er (hebr. אָמַר – 'amar): göttliches Sprechen, performativ und urteilend.
2. »Ich will dir viel Schmerzen schaffen«
– \Ich will schaffen (hebr. אַרְבֶּה – 'arbeh'): wörtl. »ich werde mehren«, Intensivform (Piel), Ausdruck von Steigerung.
– \viel Schmerzen (hebr. עִצָּבוֹן – ‘itzavon'): umfasst nicht nur physischen Schmerz, sondern auch Leid, Kummer, Mühe.
3. »wenn du schwanger wirst«
– hebräisch wörtlich: »in deinem Schwangerwerden« (בְּהֵרֹנֵךְ – beheronekh): betont den Zustand selbst, nicht nur den Geburtsvorgang.
4. »du sollst mit Schmerzen Kinder gebären«
– \mit Schmerzen (hebr. בְּעֶצֶב – be'etzev'): gleiches Wortfeld wie zuvor, wiederholt und betont das leidvolle Element.
– \Kinder gebären (hebr. תֵּלְדִי בָנִים – teledi vanim'): standardmäßiger Ausdruck für Geburt, aber hier verbunden mit Schmerz.
5. »und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein«
– \Verlangen (hebr. תְּשׁוּקָה – teshuqah'): starkes Begehren, meist emotional oder triebhaft.
– \nach deinem Manne (hebr. אֶל־אִישֵׁךְ – 'el-'ishekh'): nach ihm hin, gerichtet, aber nicht notwendigerweise harmonisch.
6. »und er soll dein Herr sein«
– \er soll sein (hebr. וְהוּא יִמְשָׁל־בָּךְ – vehu yimshol-bakh'): »er wird über dich herrschen«.
– \מָשַׁל – \mashal' bedeutet »herrschen«, »dominieren«, oft mit autoritärer Konnotation.
Vertiefte semantische Analyse
Die Versstruktur besteht aus einer Reihe von göttlichen Aussagen, die nicht primär als Strafe, sondern als Konsequenz der Entfremdung vom Urzustand zu deuten sind. Der Vers entfaltet drei thematische Schichten:
1. Leid in der Fruchtbarkeit
– Die Vermehrung der Schmerzen ist Ausdruck der gebrochenen Harmonie. Fruchtbarkeit – ursprünglich Zeichen des Segens – bleibt erhalten, wird jedoch mit Leid vermischt.
– Das hebräische ‘itzavon' tritt auch bei Adams Fluch auf (»Im Schweiße deines Angesichts«), was die Parallele von Mann und Frau in ihrem »mühevollen Dasein« zeigt.
2. Verlangen nach dem Mann
– Das teshuqah tritt nur dreimal im AT auf (Gen 3,16; 4,7; Hoheslied 7,11). In Gen 4,7 beschreibt es das Begehren der Sünde nach dem Menschen – möglicherweise weist dies hier auf eine konflikthafte Dynamik hin.
– Das Verlangen der Frau kann sowohl sexuelles als auch soziales oder psychologisches Begehren implizieren – sie bleibt dem Mann zugewandt, doch die Beziehung ist nicht mehr ausgewogen.
3. Herrschaft des Mannes
– Yimshol impliziert keinen liebevollen Dienst, sondern Herrschaft. Dies ist eine theologische Zäsur zur gleichberechtigten Beziehung von Gen 2, wo die Frau als 'ezer kenegdo (eine Hilfe, die ihm entspricht) vorgestellt wird.
– Die Herrschaft ist Konsequenz der Sünde, nicht göttliches Ideal. Im Neuen Testament und in prophetischen Rückbezügen (z. B. Gal 3,28) wird dieses Machtgefälle wieder relativiert oder aufgehoben.
Tiefere theologische Deutung
Dieser Vers markiert eine tiefgreifende anthropologische und theologische Wende:
1. Die verlorene Einheit
– In Gen 2 ist die Beziehung von Mann und Frau als komplementär und gegenseitig gedacht. Die Sünde führt zur Entfremdung – nicht nur von Gott, sondern auch zwischen Menschen.
– Gen 3,16 ist somit keine göttliche Anordnung, sondern eine Beschreibung der neuen Realität unter der Sünde: Schmerz, Abhängigkeit, Herrschaft.
2. Die Ambivalenz des Begehrens
– Das Verlangen verweist auf die fortbestehende Verbindung zwischen Mann und Frau, aber diese Beziehung ist nun von Macht und Unterordnung geprägt.
– Die Theologie vieler Kirchenväter (etwa Augustinus) sieht darin den Ursprung der concupiscentia, also der ungeordneten Begierde, als Folge des »disgregatio mentis« (Zerstreuung des Geistes durch die Sünde).
3. Kein bleibender Zustand
– Der Fluchcharakter dieser Aussage ist nicht ewig gültig: In der christlichen Theologie ist Christus derjenige, der die Konsequenzen der Sünde (inkl. Leid, Tod, Herrschaft) durchkreuzt.
– Die Frau, die im Schmerz gebiert, wird – theologisch gedeutet – auch zur Trägerin der Erlösung (vgl. Gen 3,15; Maria als »neue Eva«).
Zusammenfassung:
Genesis 3,16 ist kein Aufruf zu patriarchaler Ordnung, sondern eine Beschreibung der gebrochenen Wirklichkeit nach dem Sündenfall. Schmerz, Abhängigkeit und Herrschaft prägen die Beziehung zwischen Frau und Mann – nicht als Wille Gottes, sondern als Folge der Entfremdung. Gleichzeitig bleibt im »Verlangen« ein Echo des verlorenen Paradieses erhalten, das im biblischen Zeugnis immer wieder in Richtung von Heilung und Gleichwürdigkeit neu aufleuchtet.
Literarische und kulturgeschichtliche Einordnung
Genesis 3,16 gehört zu den Schlüsselversen im sogenannten Sündenfallbericht (Genesis 3), der die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies beschreibt. Der Vers stellt den dritten Teil des göttlichen Gerichts dar – nach der Schlange und dem Mann wird nun das Weib (hebr. ishah) angesprochen. Der Vers ist mehrschichtig in seinem Ausdruck und spiegelt zentrale theologische, anthropologische und kulturgeschichtliche Konzepte wider:
Schmerz und Geburt: Der Ausdruck »viel Schmerzen schaffen« (hebr. arbeh itzbonekh) betont den physischen und existenziellen Schmerz, der nun zur weiblichen Erfahrung gehört. Geburt wird von einem natürlichen Vorgang zu einem Zeichen der gefallenen Welt.
Des Begehrens doppelte Richtung: »Dein Verlangen soll nach deinem Manne sein« (w'el ishekh teshuka). Diese Formulierung wurde in der Tradition unterschiedlich gedeutet: als sexuelles Begehren, als Abhängigkeit oder als ein Spannungsverhältnis zwischen Nähe und Unterordnung.
Machtverhältnis: »Er soll dein Herr sein« (vehu yimshol bak). Das Verb mashal (herrschen) trägt einen imperativen, dominanten Unterton – ein klarer Bruch mit der egalitären Beziehung, wie sie in Genesis 2 skizziert ist (»eine Hilfe, die ihm entspricht«).
In der kulturgeschichtlichen Rezeption wurde dieser Vers oft als biblische Grundlage für die Unterordnung der Frau unter den Mann verstanden. Theologisch jedoch ist er nicht als göttliches Ideal, sondern als Folge der Entfremdung durch die Sünde zu deuten – ein Status der gefallenen Schöpfung.
Resonanz in Dantes Divina Commedia
In Dantes Divina Commedia finden sich keine expliziten Zitate von Genesis 3,16, doch ihre Implikationen durchziehen besonders die Inferno- und Purgatorio-Abschnitte in Form von Reflexionen über Schuld, Geschlechterverhältnisse und den Sündenfall.
Eva und die Ursünde
Eva erscheint bei Dante als Symbolfigur des ersten Ungehorsams. In Paradiso XXVI, wo Adam selbst spricht, wird Eva nicht explizit erwähnt, doch der »peccato« des Menschen, durch den »l'umana specie tutta in basso pose« (V. 91), ist implizit auch auf sie bezogen.
Geschlechterrollen in der Commedia
Dante übernimmt weitgehend das mittelalterlich-patriarchale Menschenbild. Weibliche Figuren wie Francesca da Rimini (Inferno V) oder Pia de' Tolomei (Purgatorio V) sind geprägt von einer passiven Rolle im Rahmen von Liebe, Leid und Schuld. Francescas Liebesverlangen, das zu Sünde und Tod führte, spiegelt auf tragische Weise das »Verlangen nach dem Manne« wider – ein Begehren, das in der Sünde mündet und mit Schmerz verknüpft ist.
Herrschaft und Ordnung
Das Motiv der Herrschaft des Mannes (»er soll dein Herr sein«) korrespondiert mit Dantes Vorstellung von kosmischer und sozialer Ordnung. In Purgatorio XXXII–XXXIII etwa wird der »rector« des Volkes (auch sinnbildlich der männliche Führer) in Bezug zur Kirche und zur Weltordnung gesetzt. Die Idee der Unterordnung als Folge der Sünde und als Zustand, der nur durch Läuterung überwunden werden kann, findet hier poetisch verdichtete Entsprechung.
Fazit
Genesis 3,16 ist eine poetisch-theologische Verdichtung der Konsequenzen des Sündenfalls, die anthropologische Konstanten wie Schmerz, Begehren und Macht thematisiert. In Dantes Commedia hallt dieser Vers nicht direkt, aber tiefenwirksam nach – im Verhältnis von Mann und Frau, in der Darstellung weiblicher Schuldfiguren und in der Ordnung einer gefallenen Welt, die erst durch göttliche Gnade und Läuterung wiederhergestellt werden kann.