• Luther 1545 Vnd Jch will Feindschaft setzen zwischen Dir vnd dem Weibe / vnd zwischen deinem Samen vnd jrem Samen / Der selb sol dir den Kopff zutretten / Vnd Du wirst Jn in die Versen stechen.
• Luther 1912 Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.
Parallelstellen zu Genesis (1Mose) 3:15
1Mo 3:15 Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.
4Mo 21:6 Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk, die bissen das Volk, so daß viel Volk in Israel starb.
4Mo 21:7 Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, daß wir wider den HERRN und wider dich geredet haben. Bitte den HERRN, daß er die Schlangen von uns wende!
Amos 9:3 Wenn sie sich aber auf dem Gipfel des Karmel versteckten, so würde ich sie daselbst aufspüren und ergreifen; und wollten sie sich auf dem Meeresgrund vor meinen Augen verbergen, so würde ich daselbst der Seeschlange gebieten, sie zu beißen;
Mk 16:18 Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.
Lk 10:19 Siehe, ich habe euch Vollmacht verliehen, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch beschädigen.
Apg 28:3 Als aber Paulus einen Haufen Reiser zusammenraffte und auf das Feuer legte, kam infolge der Hitze eine Otter hervor und fuhr ihm an die Hand.
Röm 3:13 Ihre Kehle ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen trügen sie; Otterngift ist unter ihren Lippen;
Ps 132:11 Der HERR hat David in Wahrheit geschworen, davon wird er nicht abgehen: «Von der Frucht deines Leibes will ich setzen auf deinen Thron!
Jes 7:14 Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau hat empfangen und wird Mutter eines Sohnes, den sie Immanuel nennen wird.
Jer 31:22 Wie lange willst du dich noch hierhin und dorthin wenden, du abtrünnige Tochter? Denn der HERR hat etwas Neues geschaffen auf Erden: das Weib wird den Mann umgeben.
Mic 5:3 Darum gibt er sie hin bis zu der Zeit, da die, so gebären soll, wird geboren haben und der Überrest seiner Brüder zu den Kindern Israel zurückkehren wird.
Matt 1:23 «Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Emmanuel geben; das heißt übersetzt: Gott mit uns.»
Matt 1:25 und erkannte sie nicht, bis sie den Sohn geboren hatte; und er gab ihm den Namen Jesus.
Lk 1:31 Und siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Jesus geben.
Lk 1:76 Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen, denn du wirst vor dem Herrn hergehen, seine Wege zu bereiten,
Gal 4:4 Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott Seinen Sohn, von einem Weibe geboren und unter das Gesetz getan,
Röm 16:20 Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter euren Füßen zermalmen in kurzem! Die Gnade unsres Herrn Jesus Christus sei mit euch!
Eph 4:8 Darum heißt es: «Er ist aufgefahren zur Höhe, hat Gefangene gemacht und den Menschen Gaben gegeben.»
Kol 2:15 Als er so die Herrschaften und Gewalten auszog, stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte über sie an demselben.
Heb 2:14 Da nun die Kinder Fleisch und Blut gemeinsam haben, ist er in ähnlicher Weise dessen teilhaftig geworden, damit er durch den Tod den außer Wirksamkeit setzte, der des Todes Gewalt hat, nämlich den Teufel,
Heb 2:15 und alle diejenigen befreite, welche durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden.
1Joh 3:8 Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, daß er die Werke des Teufels zerstöre.
1Joh 5:5 Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist?
Off 12:7 Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Auch der Drache und seine Engel kämpften;
Off 12:8 aber sie siegten nicht, und es wurde für sie kein Platz mehr gefunden im Himmel.
Off 12:17 Und der Drache ergrimmte über das Weib und ging hin, Krieg zu führen mit den übrigen ihres Samens, welche die Gebote Gottes beobachten und das Zeugnis Jesu haben.
Off 20:1 Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand.
Off 20:10 Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer und Schwefelsee geworfen, wo auch das Tier ist und der falsche Prophet, und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
1Mo 49:17 Dan wird eine Schlange am Wege sein, eine Otter auf dem Pfad, die das Roß in die Fersen beißt, daß der Reiter rücklings stürzt.
Jes 53:3 Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Krankheit vertraut; wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir achteten seiner nicht.
Jes 53:4 Doch wahrlich, unsere Krankheit trug er, und unsere Schmerzen lud er auf sich; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und geplagt;
Jes 53:12 Darum will ich ihm unter den Großen seinen Anteil geben, und er soll Starke zum Raube erhalten, dafür, daß er seine Seele dem Tode preisgegeben hat und sich unter die Übeltäter zählen ließ und die Sünden vieler getragen und für die Übeltäter gebetet hat!
Dan 9:26 Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, so daß keiner mehr sein wird; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk eines zukünftigen Fürsten verderben, und sie geht unter in der Überschwemmung, und der Krieg, der bestimmt ist zu ihrer Zerstörung, dauert bis ans Ende.
Matt 4:1 Darauf ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er vom Teufel versucht würde.
Lk 22:39 Und er ging hinaus und begab sich nach seiner Gewohnheit an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger.
Lk 22:53 Als ich täglich bei euch im Tempel war, habt ihr die Hand nicht gegen mich ausgestreckt. Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.
Joh 12:31 Jetzt ergeht ein Gericht über diese Welt! Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden;
Joh 14:30 Ich werde nicht mehr viel mit euch reden; denn es kommt der Fürst dieser Welt, und in mir hat er nichts.
Joh 14:31 Damit aber die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe und also tue, wie mir der Vater befohlen hat, stehet auf und lasset uns von hinnen gehen!
Heb 2:18 denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, kann er denen helfen, die versucht werden.
Heb 5:7 Und er hat in den Tagen seines Fleisches Bitten und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tode retten konnte, und ist auch erhört und befreit worden von dem Zagen.
Off 2:10 Fürchte nichts, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet Trübsal haben zehn Tage lang. Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben!
Off 12:9 So wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, genannt der Teufel und der Satan, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm geworfen.
Off 13:7 Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden; und es wurde ihm Macht gegeben über alle Geschlechter und Völker und Zungen und Nationen.
Off 15:1 Und ich sah ein anderes Zeichen im Himmel, groß und wunderbar: sieben Engel, welche die sieben letzten Plagen hatten, denn mit ihnen ist der Zorn Gottes vollendet.
Off 20:7 Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden,
Off 20:8 und er wird ausgehen, die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, den Gog und den Magog, sie zum Kampfe zu versammeln; ihre Zahl ist wie der Sand am Meer.
Matt 3:7 Als er aber viele von den Pharisäern und Sadduzäern zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: Schlangenbrut, wer hat euch unterwiesen, dem zukünftigen Zorn zu entfliehen?
Matt 12:34 Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
Matt 13:38 Der Acker ist die Welt; der gute Same sind die Kinder des Reichs; das Unkraut aber sind die Kinder des Bösen.
Matt 23:33 Ihr Schlangen! Ihr Otterngezüchte! Wie wollt ihr dem Gerichte der Hölle entgehen?
Joh 8:44 Ihr seid von dem Vater, dem Teufel, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun; der war ein Menschenmörder von Anfang an und ist nicht bestanden in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.
Apg 13:10 und sprach: O du Kind des Teufels, voll von aller List und aller Schalkheit, Feind aller Gerechtigkeit, wirst du nicht aufhören, die geraden Wege des Herrn zu verkehren?
1Joh 3:8 Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, daß er die Werke des Teufels zerstöre.
1Joh 3:10 Daran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar: Wer nicht Gerechtigkeit übt, der ist nicht von Gott, ebenso wer seinen Bruder nicht liebt.
Biblisches Hebräisch
וְאֵיבָה אָשִׁית בֵּינְךָ וּבֵין הָאִשָּׁה וּבֵין זַרְעֲךָ וּבֵין זַרְעָהּ הוּא יְשׁוּפְךָ רֹאשׁ וְאַתָּה תְּשׁוּפֶנּוּ עָקֵב׃
ve-'êvâ 'âšît bênĕkā ûvên hā'iššâ ûvên zar‘ăkā ûvên zar‘āh; hû' yešūpkā rôš, ve'attâ tešūpennû ‘āqēv.
וְאֵיבָה (ve-'êvâ) – »Und Feindschaft«: das Wort 'êvâ bedeutet intensive Gegnerschaft oder Feindschaft. Es erscheint im AT nur hier und in Num 35,21–22.
אָשִׁית ('âšît) – »ich werde setzen«: Qal Perfekt 1. Sg. von שׂוּם (šîm) mit der Bedeutung »setzen«, »einsetzen«, »veranlassen«.
בֵּינְךָ וּבֵין הָאִשָּׁה – »zwischen dir und der Frau«: Dualform »zwischen … und …« (בֵּין) betont den Gegensatz.
זַרְעֲךָ / זַרְעָהּ – »dein Same / ihr Same«: zera‘ ist ein Kollektivbegriff und kann sowohl Einzahl als auch Mehrzahl bedeuten – grammatisch maskulin. Es ist nicht eindeutig, ob es sich um eine Einzelperson oder eine kollektive Nachkommenschaft handelt – was theologisch bedeutsam ist.
הוּא יְשׁוּפְךָ רֹאשׁ – »er wird dir den Kopf zermalmen«: yešūfekā von šūf (»stoßen, zermalmen«), hier 3. masc. sg. Qal Imperfekt + Suffix 2. masc. sg. – das Verb šūf ist selten und schwer deutbar. rôš (»Kopf«) als Symbol für entscheidenden Sieg.
וְאַתָּה תְּשׁוּפֶנּוּ עָקֵב – »und du wirst ihn in die Ferse stechen«: ‘āqēv (»Ferse«) betont eine schwächere, aber verletzende Gegenhandlung. Der Parallelismus zeigt Gegensätzlichkeit und eine Form asymmetrischer Gegengewalt.
Theologisch bedeutsam:
Die Identität des »Samens« (zera‘) der Frau wird in jüdischer und christlicher Exegese unterschiedlich interpretiert: in christlicher Auslegung oft messianisch, als Vorankündigung Christi (»protoevangelium«).
Das »Zertreten des Kopfes« gegenüber dem »Stechen in die Ferse« zeigt eine eschatologische Perspektive auf endgültigen Sieg über das Böse.
Biblisches Griechisch (Septuaginta)
καὶ ἔχθραν θήσω ἀνὰ μέσον σοῦ καὶ ἀνὰ μέσον τῆς γυναικὸς καὶ ἀνὰ μέσον τοῦ σπέρματός σου καὶ ἀνὰ μέσον τοῦ σπέρματος αὐτῆς· αὐτός σου τηρήσει κεφαλήν, καὶ σύ τηρήσεις αὐτοῦ πτέρναν.
kai échthran thḗsō ana méson sou kai ana méson tēs gynaikos kai ana méson tou spermatós sou kai ana méson tou spermatos autēs; autós sou tērēsei kephalḗn, kai sý tērēseis autoû ptérnan.
ἔχθραν (échthran) – »Feindschaft«: klarer Begriff für persönliche und existentielle Feindschaft.
θήσω (thḗsō) – Futur von τίθημι, »ich werde setzen«.
ἀνὰ μέσον – wörtl. »inmitten«, idiomatisch »zwischen«. Die Wiederholung hebt die Gegensätze hervor.
σπέρμα / σπέρματος (sperma / spermatos) – entspricht hebräisch zera‘. Auch hier ein neutrales Kollektivum, aber das Personalpronomen αὐτός (»er«) in der Einzahl zeigt: sperma wird personalisiert.
τηρήσει / τηρήσεις – Futurformen von τηρέω, gewöhnlich »bewahren, behüten«, hier wohl im Sinne von »beobachten, angreifen«. Die LXX wählt nicht συντρίψει (»zerschmettern«), sondern ein schwächeres Verb.
κεφαλήν / πτέρναν – »Kopf« / »Ferse«: Übernahme der hebräischen Metapher. Die Umkehrung in der griechischen Reihenfolge (αὐτός … κεφαλήν – σύ … πτέρναν) betont den Konflikt mit unterschiedlichen Ausgangslagen.
κεφαλήν / πτέρνανBemerkung:
Die LXX vermittelt keine klare Aussage über einen Sieg oder Überlegenheit des einen über den anderen. Die Wahl von τηρέω wirkt neutraler als das hebräische šūf.
Biblisches Lateinisch (Vulgata)
Inimicitias ponam inter te et mulierem, et semen tuum et semen illius: ipsa conteret caput tuum, et tu insidiaberis calcaneo eius.
Inimicitias ponam – »Ich werde Feindschaften setzen«: inimicitia ist ein Pluralbegriff für tiefgreifende Gegnerschaft; ponam = Futur von pono, »setzen«.
semen tuum / semen illius – »dein Same / ihr Same«: semen ist wie zera‘ grammatisch neutral, inhaltlich offen. In der Vulgata folgt darauf jedoch ipsa (»sie«), was grammatikalisch feminin ist.
ipsa conteret caput tuum – »sie wird dir den Kopf zermalmen«: conteret = Futur von contero, »zermalmen«, deutlicher als das griechische τηρέω. Der Wechsel zu ipsa ist bemerkenswert: Es könnte sich auf mulier (die Frau) beziehen – so verstanden wurde es später mariologisch.
insidiaberis calcaneo eius – »du wirst ihrer Ferse nachstellen«: insidior (Deponens), hier mit Dativ »nachstellen, auflauern«, verstärkt das Bild eines heimtückischen Angriffs.
Theologische Implikation:
Die Vulgata-Version mit »ipsa conteret« hat erheblichen Einfluss auf die marianische Auslegungstradition: Maria als die, die dem Bösen den Kopf zertritt.
Einige spätere Handschriften lesen »ipse« (maskulin) – in Bezug auf den semen – was die christologisch-messianische Deutung unterstützt.
Fazit
Der hebräische Text betont eine eschatologische Feindschaft zwischen Schlange und Menschheit, mit dem Fokus auf den »Samen« der Frau, der den Kopf der Schlange zerschmettert. Die griechische Übersetzung mildert diese Aussage sprachlich ab. Die lateinische Fassung konkretisiert sie erneut und wechselt in einer Version sogar zur weiblichen Siegesfigur.
Kollektiv-anthropologische Deutungshorizonte
Die Stelle lässt sich auch jenseits spezifisch christlicher Deutung als anthropologischer Urmythos verstehen:
Ursprung des Mensch-Tier-Konflikts: Die Schlange als chaotische Kraft wird zur Feindin des Menschen. Dies spiegelt eine urzeitliche Angst, aber auch die tiefe symbolische Auseinandersetzung mit Versuchung, Tod und innerer Zerrissenheit.
Zwischen Trieb und Geist: Die Schlange als Inbild unkontrollierter Triebe, die Frau als Verkörperung von Gebärfähigkeit, Weitergabe, Kulturstiftung. Der Same steht für die kollektive Menschheit.
Konfliktlinie in der Menschheitsgeschichte: Die Spannung zwischen Zerstörung und Rettung ist anthropologisch universell – sie ist in jeden Nachkommen »eingeschrieben« (Zeraʿ), als Erbe der Schuld, aber auch des Widerstands.
Christologisch-marianische Perspektive
1. Christologisch:
Die christliche Auslegung (besonders seit den Kirchenvätern) sieht im hûʾ (»er«) eine messianische Prophetie: Jesus Christus ist der »Same der Frau«, der der Schlange (Satan) den Kopf zerschlägt, d.h. den endgültigen Sieg über Sünde und Tod erringt (vgl. Römer 16,20; Hebr 2,14).
Sein Leiden (Fersenwunde) wird als Voraussetzung für den Triumph gelesen – eine Vorwegnahme der Passion.
Konfliktlinie in der Menschheitsgeschichte
2. Marianisch (vor allem in der katholischen Tradition):
Maria als neue Eva: Die Frau, deren Gehorsam den Weg zur Erlösung ebnet (vgl. Lk 1,38).
Besonders in der lateinischen Vulgata (Jerome): »ipsa conteret caput tuum« – »sie wird dir den Kopf zermalmen« (statt er). Dies stützt eine marianische Typologie: Maria als Mitstreiterin im Kampf gegen das Böse.
In der Ikonographie tritt Maria oft auf einer Schlange stehend auf – ein Verweis auf diese Stelle und ihre Rolle in der Heilsgeschichte.
Zusammenfassung
Genesis 3,15 ist ein dichter Vers mit enormem theologischen Gehalt. Sprachlich enthält er ambivalente Formulierungen, die sowohl kollektive (ganze Menschheit) als auch individuelle (Messias, Maria) Lesarten ermöglichen. Anthropologisch spricht der Vers eine tiefe Struktur des Menschseins an – den Kampf zwischen Gut und Böse, Tod und Leben. Christlich gedeutet wird er zu einer Verheißung Christi und Mariens – inmitten des Falls wird Rettung angekündigt: Die Geschichte der Menschheit ist nicht auf Untergang programmiert, sondern offen für Heil.
Genesis 3,15 – bekannt als das Protoevangelium (»erstes Evangelium«) – gehört zu den rätselhaftesten und zugleich bedeutendsten Versen des Alten Testaments. Er wird traditionell als prophetischer Hinweis auf den endgültigen Sieg des Messias über das Böse gedeutet.
Wort-für-Wort-Analyse (syntaktisch-lexikalisch)
> »Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe«
»Ich will setzen« (hebräisch: אֵשִׁית 'êšît): ein Verb im Imperfekt, das hier eine göttliche Willensbekundung ausdrückt – »Ich werde setzen / stellen«; das Subjekt ist Gott selbst.
»Feindschaft« (hebräisch: אֵיבָה 'êvâ): beschreibt eine tiefe, unüberbrückbare Gegnerschaft, oft im Kontext blutiger Fehden – kein bloßer Konflikt, sondern eine prinzipielle, existenzielle Opposition.
»zwischen dir«: bezieht sich auf die Schlange (symbolisch: das Böse, Versuchung, Satan).
»und dem Weibe« (hebräisch: וּבֵין הָאִשָּׁה u·vên ha'iššâ): keine persönliche Frau ist gemeint, sondern »die Frau« als archetypische Gestalt – oft identifiziert mit Eva, später in der christlichen Tradition auch mit Maria (typologisch).
> »und zwischen deinem Samen und ihrem Samen«
»Same« (hebräisch: זֶרַע zera‘): bedeutet wörtlich »Nachkommenschaft«, sowohl kollektiv (Nachkommen) als auch individuell (ein Nachkomme).
Die Formulierung legt zwei gegensätzliche Linien nahe – die Linie der Schlange und die Linie der Frau, d.h. zwei Nachkommenschaften, zwei Menschheitsrichtungen oder geistliche Mächte.
In der hebräischen Sprache ist »Same« grammatikalisch maskulin und Singular – das erlaubt eine doppelte Lesart: eine Vielzahl von Nachkommen und ein einzelner repräsentativer Nachkomme (vgl. Gal 3,16).
> »Derselbe soll dir den Kopf zertreten«
»zertreten« (hebräisch: יְשׁוּפְךָ yĕšûpfĕkâ): bedeutet »zerschlagen«, »vernichten«, auch im Sinne von »eine tödliche Wunde zufügen«.
»den Kopf«: der Kopf als Sitz der Macht und des Bewusstseins – eine Wunde am Kopf ist tödlich. Im Kontext bedeutet es: der Same der Frau wird die Macht der Schlange brechen.
> »und du wirst ihn in die Ferse stechen«
»Ferse« (hebräisch: עָקֵב ‘āqēb): verweist auf eine verletzliche Stelle, gleichzeitig spielt es auf den Namen »Jakob« (יַעֲקֹב Ya‘ăqōb) an, der bei der Geburt seines Bruders Esau an der Ferse hielt.
Die Schlange verwundet, aber nicht tödlich – die Verletzung ist schmerzhaft, nicht endgültig. Sie bleibt hinter der tödlichen Verletzung an ihrem eigenen Haupt zurück.
Vertiefte semantische Analyse
Der Vers ist strukturell symmetrisch aufgebaut: Zwei Spannungsachsen (Frau vs. Schlange, Samen vs. Same) werden parallel beschrieben. Der Fokus liegt auf dem zukünftigen Konflikt, der in einem endgültigen Sieg mündet – der »Same der Frau« bringt der Schlange die tödliche Wunde bei.
Der Text verwendet semantisch aufgeladene Begriffe, die über den unmittelbaren Kontext hinausgehen. Die hebräische Sprache erlaubt eine mehrschichtige Bedeutung – ein kollektiver Sinn (Menschheit gegen das Böse) und ein personaler Sinn (Messias als repräsentativer Same).
Tiefere theologische Deutung
1. Protoevangelium (Erstes Evangelium):
In der christlichen Theologie wird Genesis 3,15 als erste Verheißung des Erlösers gedeutet. Die »Frau« wird typologisch mit Maria identifiziert, der »Same« mit Christus. Er leidet (verwundet an der Ferse – Passion), besiegt aber letztlich das Böse (tritt dem Kopf der Schlange – Auferstehung und Sieg über den Tod).
2. Symbolik von Ferse und Kopf:
Der Kopf steht für Autorität, Kontrolle, Intelligenz – seine Vernichtung bedeutet endgültige Niederlage. Die Ferse steht für das, was dem Menschen nachläuft, was ihn verwundbar macht – hier symbolisiert sie das Leiden Christi (vgl. Jes 53).
3. Jüdische Deutungstradition:
Im Judentum wird der Vers eher kollektiv verstanden: als Beschreibung der bleibenden Feindschaft zwischen Mensch und Versuchung / Bösem, zwischen den Gerechten und den Bösen. Der »Same der Frau« ist die gerechte Menschheit, die trotz der List der Schlange Gott treu bleibt.
4. Zwei Linien in der Menschheit:
Der Vers kann als Ursprung einer doppelten Linie gedeutet werden: die Linie des Glaubens (Abel, Set, Noach, Abraham) vs. die Linie des Widerstands gegen Gott (Kain, Nimrod, Babel). Dies wird in der gesamten biblischen Erzählung fortgesetzt.
5. Typologische Weite:
Die Kirche sieht in dieser Stelle eine Grundlinie der Heilsgeschichte: Der Konflikt zwischen Licht und Finsternis, Gnade und Sünde, Christus und Satan – angedeutet in der Genesis, erfüllt in der Passion und Auferstehung.
Literarische und kulturgeschichtliche Einordnung
Genesis 3,15 ist Teil des sogenannten Strafgerichts Gottes nach dem Sündenfall. Der Vers richtet sich an die Schlange – das Symbol des Verführers. Formal betrachtet handelt es sich um einen poetisch verdichteten Text in parallelistischer Struktur. Die Doppelung von "dir und dem Weibe" sowie "deinem Samen und ihrem Samen" erzeugt ein Spannungsfeld zwischen zwei Linien der Geschichte: einer der Feindschaft und einer der Hoffnung.
Theologische Deutung
In der christlichen Tradition wurde dieser Vers früh als proto-evangelium (gr. »erste Frohbotschaft«) gelesen – also als erste Ankündigung eines Erlösers. Insbesondere in der lateinischen Vulgata-Fassung, wo »ipsa conteret« (»sie wird zertreten«) steht, wurde Maria als »neue Eva« gedeutet, deren Nachkomme – Christus – Satan besiegt.
Ikonographie
Diese Deutung prägte die Marienverehrung in der mittelalterlichen Kunst: Zahlreiche Darstellungen zeigen Maria mit dem Fuß auf dem Kopf der Schlange. Dieses Motiv fand Einzug in Altäre, Statuen und Gebetsliteratur und wurde Teil einer heilsgeschichtlichen Typologie: Eva/Maria, Fall/Aufrichtung, Tod/Leben.
Mythisch-symbolische Ebene
Kulturgeschichtlich wird hier die uralte Mensch-Schlange-Feindschaft aufgegriffen, wie sie sich in Mythologien des Alten Orients, aber auch weltweit findet. Die Schlange steht dabei meist für Chaos, Verführung oder sogar Todesmacht. In Genesis wird sie jedoch nicht nur dämonisiert, sondern auch zur Trägerin einer verborgenen Hoffnung, die das Böse nicht triumphieren lässt.
Resonanz in Dantes Divina Commedia
Dante zitiert Genesis 3,15 nicht explizit, doch die in diesem Vers angelegte Struktur – Kampf zwischen Gut und Böse, die verheißene Erlösung, die Figur des besiegten Dämons – durchzieht die gesamte Commedia auf symbolischer Ebene. Besonders augenfällig wird dies im Inferno und in Dantes Mariologie.
»Ferse« (hebräisch: עָקֵב ‘āqēb):
1. Satan mit zerquetschtem Kopf – Inferno XXXIV
Am tiefsten Punkt der Hölle beschreibt Dante Luzifer mit drei Gesichtern, eingefroren im Eis des Cocytus. In seinen drei Mündern zermalmt er fortwährend Brutus, Cassius und Judas. Das Bild der Demütigung ist eindrücklich: Der einstige Stolz der Engel ist in eine unbewegliche, tierische Monstrosität verkehrt. Dies ist die literarische Entsprechung des »Zertretenen« aus Genesis 3,15 – hier jedoch nicht durch eine einzelne Person, sondern durch die göttliche Ordnung selbst.
2. Maria als Gegenspielerin der Schlange – Paradiso XXXIII
In der marianischen Abschlussvision des Paradiso wird Maria als »Vergine Madre, figlia del tuo Figlio« bezeichnet – Jungfrau und Mutter, Tochter ihres Sohnes. Ihre Rolle als Mittlerin des Heils ist zentral: Durch sie wird der Mensch fähig, die göttliche Schau zu erlangen. Sie ist der Gegenpol zu Eva – und somit auch zur Schlange. Der mittelalterliche Typus Maria-Eva, der Genesis 3,15 implizit voraussetzt, erreicht hier seinen Höhepunkt.
3. Feindschaft zwischen Mensch und Dämonen
In mehreren Canti des Inferno tritt Dante in Konflikt mit dämonischen Wesen – etwa den Malebranche im Bolgia der Korrupten (Inferno XXI–XXIII). Diese Feindschaft ist nicht nur konkret, sondern auch moralisch: Der Mensch wird versucht, verwirrt, bedroht. Doch Dante besteht, oft dank göttlicher Führung, die Prüfung – ganz im Sinne der biblischen Linie von Feindschaft und letztlichem Sieg.
Fazit
Genesis 3,15 fungiert in der Divina Commedia nicht als wörtliches Zitat, sondern als mythisch-theologische Grundstruktur. Die Commedia lebt von der Polarität von Fall und Erlösung, von Schlange und Jungfrau, von Verletzung und endgültigem Triumph des Guten. Maria steht am Ende der göttlichen Ordnung, Satan liegt zerdrückt am tiefsten Punkt der Hölle. In dieser poetischen Umkehrung liegt die literarische Entsprechung der uralten Verheißung aus Eden.