Genesis 02:13

Luther 1545
Das ander wasser heisst Gihon / das fleusst vmb das gantze Morenland.

Luther 1912
Das andere Wasser heißt Gihon, das fließt um das ganze Mohrenland.

genesis 1genesis 1Luther, 2Mo 2,18

Biblisches Hebräisch

וְשֵׁם־הַנָּהָר הַשֵּׁנִי גִּיחוֹן הוּא הַסֹּבֵב אֵת כָּל־אֶרֶץ כּוּשׁ׃
Ve-shem ha-nahar ha-shēnī Gīḥōn; hū ha-sōvēv et kol ʾEretz Kûš.
Und der Name des zweiten Stromes ist Gihon; er ist es, der das ganze Land Kusch umfließt.

Biblisches Griechisch (Septuaginta)

καὶ τὸ ὄνομα τοῦ δευτέρου ποταμοῦ Γηων· οὗτος ἐστιν ὁ κυκλῶν πᾶσαν τὴν γῆν Αἰθιοπίας.
Kai to onoma tou deuterou potamou Gēōn· houtos estin ho kyklōn pāsan tēn gēn Aithiopias.
Und der Name des zweiten Flusses ist Gion; dieser umkreist das ganze Land Äthiopien.

Biblisches Lateinisch (Vulgata)

Nomen quoque fluminis secundi, Gihon: ipse est qui circuit omnem terram Aethiopiae.
Der Name des zweiten Flusses ist Gihon: dieser ist es, der das ganze Land Äthiopien umkreist.

Sprachliche und geografische Aspekte

• „Gihon“ (גִּיחוֹן / Γηων / Gihon) ist einer der vier Paradiesflüsse (neben Pischon, Tigris, Euphrat). Das hebräische Verb gāḥaḥ kann „hervorbrechen“ oder „sich ergießen“ bedeuten – was auf einen mächtig hervorsprudelnden Strom hindeuten könnte.
• Die Beschreibung als Strom, der „das ganze Land Kusch“ (hebr. כּוּשׁ, griech. Αἰθιοπία, lat. Aethiopia) umfließt, führt zu einer geographischen Problematik. Während „Kusch“ im Alten Testament oft mit einem Gebiet südlich von Ägypten (heutiges Sudan oder Äthiopien) identifiziert wird, passt dies schwer zu einem realen Flusssystem, das von Eden ausgeht und tatsächlich durch Mesopotamien führt.

Theologische und symbolische Deutung

1. Symbolik der vier Flüsse (inkl. Gihon):
• In der jüdischen und christlichen Tradition stehen die vier Flüsse symbolisch für die Ausbreitung des göttlichen Segens in alle Himmelsrichtungen.
• Gihon wird wegen seines Namens („der Hervorsprudelnde“) oft als Symbol für göttliches Leben und überströmende Fruchtbarkeit gedeutet.
2. Gihon als Lebensstrom:
• ühchristliche Ausleger wie Origenes sahen in den Flüssen Allegorien für die vier Evangelien, Gihon wurde dabei mit Markus oder mit dem Heiligen Geist assoziiert, der „ausgießt
• brosius und andere betrachteten die Ströme als Typen heiliger Tugenden oder göttlicher Wirkkräft
3. Verbindung zu Kusch / Äthiopien:
• Die Septuaginta und Vulgata deuten כּוּשׁ als „Aithiopia“ – was später patristisch aufgegriffen wurde, um universale Ausdehnung des Paradieses zu betonen (auch ferne Völker sind vom göttlichen Ursprung her gemeint).
• In manchen rabbinischen Deutungen steht Kusch nicht nur für eine geografische Region, sondern auch für ein metaphorisches „Land der Ferne“ – was den universellen Anspruch des göttlichen Ursprungs weiter unterstreicht.

Historisch-geografische Einordnung

• In der altorientalischen Welt war die Lokalisierung des Paradieses (Eden) mit realen Flüssen wie dem Tigris und Euphrat ein Versuch, mythologische Vorstellung mit konkreter Geographie zu verknüpfen.
• Der Gihon konnte nie eindeutig identifiziert werden. Vorschläge reichen vom Nil über Flüsse in Persien bis zu symbolischen Lesarten (etwa als unterirdischer Strom oder himmlischer Strom).
• In jüdischer Apokalyptik (z. B. 1. Henoch) und späteren mystischen Texten erscheint Gihon teils als himmlischer Strom, der das göttliche Paradies bewässert.

Zusammenfassung der Bedeutung von Genesis 2,13

Wörtlich: Der zweite Fluss aus dem Garten Eden heißt Gihon, er umfließt ein weit entferntes Land namens Kusch (identifiziert mit Äthiopien oder einem südlichen Königreich).
Symbolisch-theologisch: Gihon steht für überströmendes Leben, geistige Fruchtbarkeit und göttliche Ausstrahlung. Die Ausweitung auf Kusch weist auf die globale Reichweite göttlicher Fürsorge hin.
Geistesgeschichtlich: Die antike und mittelalterliche Exegese verwendet Gihon zur Allegorisierung göttlicher Segnungen, eschatologischer Verheißungen oder heiliger Eigenschaften.

Genesis 02:12 | Genesis 02:14

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