Luther 1545
VND es gieng aus von Eden ein Strom zu wessern den Garten / vnd teilet sich da selbs in vier Heubtwasser.
Luther 1912
Und es ging aus von Eden ein Strom, zu wässern den Garten, und er teilte sich von da in vier Hauptwasser.
Parallelstellen zu Genesis (1Mose) 02:10
1Mo 2:10 Und ein Strom ging aus von Eden, zu wässern den Garten; von dort aber teilte er sich und ward zu vier Hauptströmen.
Ps 46:4 Ein Strom mit seinen Bächen erfreut die Stadt Gottes, die heiligen Wohnungen des Höchsten.
Off 22:1 Und er zeigte mir einen Strom vom Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der vom Throne Gottes und des Lammes ausging,
Biblisches Hebräisch
וְנָהָר יֹצֵא מֵעֵדֶן לְהַשְׁקוֹת אֶת־הַגָּן וּמִשָּׁם יִפָּרֵד וְהָיָה לְאַרְבָּעָה רָאשִׁים׃
Ve-nahar yotze me-‘Eden le-hashqot et ha-gan, u-mi-sham yippared ve-hayah le-arba‘ah rashim.
Ein Strom ging aus von Eden, den Garten zu bewässern, und von dort teilte er sich und wurde zu vier Hauptströmen.
Biblisches Griechisch (Septuaginta, LXX)
Καὶ ποταμὸς ἐξήρχετο ἐκ τῆς Ἐδὲν ποτίζειν τὸν παράδεισον· ἐκεῖθεν δὲ διῃρεῖτο εἰς τέσσαρας ἀρχάς.
Kai potamos exērcheto ek tēs Eden potizein ton paradeison; ekeithen de diēreito eis tessaras archas.
Und ein Fluss ging aus von Eden, um den Paradiesgarten zu bewässern; von dort aber teilte er sich in vier Ursprünge.
Biblisches Lateinisch (Vulgata)
Et fluvius egrediebatur de loco voluptatis ad irrigandum paradisum: qui inde dividitur in quatuor capita.
Und ein Fluss ging aus von dem Ort der Wonne, um das Paradies zu bewässern; von dort teilt er sich in vier Hauptströme.
Theologische Deutung
Ort der göttlichen Fülle: Der Fluss entspringt aus Eden – einem Ort der ursprünglichen Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch.
Vier Ströme = Ausbreitung der Gnade Gottes: Die vier Flüsse symbolisieren die umfassende Versorgung und Reichweite des göttlichen Segens über die Welt.
Typologie: In patristischer Theologie oft auf die vier Evangelien bezogen, die „aus dem Paradies der Offenbarung“ hervorgehen.
Liturgisch
Symbol für die Taufe: In der liturgischen Tradition (z. B. bei Kirchenvätern wie Ambrosius) steht der Fluss aus Eden für das lebendige Wasser des Heils, das sich in der Taufe den Völkern zuwendet.
Osterliturgie: Die vier Ströme erscheinen auch in Taufexegesen der Osternacht als Symbol für das Wasser des neuen Lebens.
Philosophisch
Ursprungseinheit und Differenzierung: Der eine Fluss teilt sich in vier – ein Bild für Einheit, aus der Vielfalt entspringt.
Platonisch-symbolisch: Eden als Ort der Ideen (Quelle), aus dem konkrete Realitäten (Flüsse) hervorgehen.
Moralisch
Bewahrung des Paradieses: Der Strom als Lebensquelle betont die Verantwortung des Menschen, die Schöpfung zu bewahren.
Verlust der Quelle: Nach dem Sündenfall wird der direkte Zugang zum Ursprung unterbrochen – moralisches Mahnzeichen.
Allegorisch
Vier Flüsse = Vier Tugenden oder Evangelien: In allegorischer Lektüre stehen die vier Ströme für Gerechtigkeit, Klugheit, Tapferkeit, Mäßigung – oder für die vier Evangelien.
Eden = Christus: Der ausströmende Fluss als die heilende Gnade Christi.
Symbolisch
Eden = Ort der Gegenwart Gottes.
Wasser = Leben, Gnade, Geist Gottes.
Vier Flüsse = universale Wirksamkeit der göttlichen Gabe.
Metaphorisch
Metapher für geistliche Nahrung: Der aus Eden fließende Strom metaphorisiert das göttliche Wort oder den Heiligen Geist, der das geistliche Leben nährt.
Fluss = Lebenslauf des Menschen – Beginn in der Einheit (Eden), Zerstreuung in die Welt.
Topos
Topos des Paradiesflusses: In der antiken und mittelalterlichen Literatur ist der Fluss aus dem Paradies ein festes Motiv für Unschuld, Quelle der Weisheit, göttliche Nähe.
Fluss als Grenze oder Übergang: wie der Lethe oder Styx in der Mythologie.
Literarisch-poetisch
Bildhafte Sprache: Die Darstellung des einen Stroms, der sich in vier teilt, ist poetisch, rhythmisch und wirkt archetypisch.
Genesis 2 als poetischer Gegenentwurf zu Genesis 1: Nicht Schöpfung durch Befehl, sondern durch Ordnung und Fluss des Lebens.
Paradies als Archetyp eines verlorenen Ursprungs: Dieser Vers ist Schlüsselstelle für spätere Utopien und Visionen vom „Goldenen Zeitalter“.