Luther 1545
Vnd Gott der HERR lies auffwachsen aus der Erden allerley Bewme / lüstig an zusehen / vnd gut zu essen / Vnd den Bawm des Lebens mitten im Garten / vnd den Bawm des Erkentnis gutes vnd böses.
Luther 1912
Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
Parallelstellen zu Genesis (1Mose) 02:09
1Mo 2:9 Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
Hes 31:8 Und war ihm kein Zedernbaum gleich in Gottes Garten, und die Tannenbäume waren seinen Ästen nicht zu vergleichen, und die Kastanienbäume waren nichts gegen seine Zweige. Ja, er war so schön wie kein Baum im Garten Gottes.
Hes 31:9 Ich hatte ihn so schön gemacht, daß er so viel Äste kriegte, daß ihn alle lustigen Bäume im Garten Gottes neideten.
Hes 31:16 Ich erschreckte die Heiden, da sie ihn hörten fallen, da ich ihn hinunterließ zur Hölle, zu denen, so in die Grube gefahren sind. Und alle lustigen Bäume unter der Erde, die edelsten und besten auf dem Libanon, und alle, die am Wasser gestanden hatten, gönnten's ihm wohl.
Hes 31:18 Wie groß meinst du denn, Pharao, daß du seist mit deiner Pracht und Herrlichkeit unter den lustigen Bäumen? Denn du mußt mit den lustigen Bäumen unter die Erde hinabfahren und unter den Unbeschnittenen liegen, so mit dem Schwert erschlagen sind. Also soll es Pharao gehen samt allem seinem Volk, spricht der Herr, HERR.
1Mo 2:17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben.
1Mo 3:3 aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Eßt nicht davon, rührt's auch nicht an, daß ihr nicht sterbt.
1Mo 3:22 Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!
5Mo 6:25 und es wird unsre Gerechtigkeit sein vor dem HERRN, unserm Gott, so wir tun und halten alle diese Gebote, wie er uns geboten hat.
Jes 44:25 der die Zeichen der Wahrsager zunichte und die Weissager toll macht; der die Weisen zurückkehrt und ihre Kunst zur Torheit macht,
Jes 47:10 Denn du hast dich auf deine Bosheit verlassen, da du dachtest: Man sieht mich nicht! Deine Weisheit und Kunst hat dich verleitet, daß du sprachst in deinem Herzen: Ich bin's, und sonst keine!
1Kor 8:1 Von dem Götzenopfer aber wissen wir; denn wir haben alle das Wissen. Das Wissen bläst auf, aber die Liebe bessert.
1Mo 3:22 Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!
Spr 3:18 Sie ist ein Baum des Lebens allen, die sie ergreifen; und selig sind, die sie halten.
Spr 11:30 Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens, und ein Weiser gewinnt die Herzen.
Hes 47:12 Und an demselben Strom, am Ufer auf beiden Seiten, werden allerlei fruchtbare Bäume wachsen, und ihre Blätter werden nicht verwelken noch ihre Früchte ausgehen; und sie werden alle Monate neue Früchte bringen, denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Frucht wird zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei.
Joh 6:48 Ich bin das Brot des Lebens.
Off 2:7 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben vom Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist.
Off 22:2 Mitten auf ihrer Gasse auf beiden Seiten des Stroms stand Holz des Lebens, das trug zwölfmal Früchte und brachte seine Früchte alle Monate; und die Blätter des Holzes dienten zu der Gesundheit der Heiden.
Off 22:14 Selig sind, die seine Gebote halten, auf daß sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt.
1Mo 3:24 und trieb Adam aus und lagerte vor den Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen, hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens.
Biblisches Hebräisch (Masoretischer Text)
וַיַּצְמַח יְהוָה אֱלֹהִים מִן־הָאֲדָמָה כָּל־עֵץ נֶחְמָד לְמַרְאֶה וְטוֹב לְמַאֲכָל וְעֵץ הַחַיִּים בְּתוֹךְ הַגָּן וְעֵץ הַדַּעַת טוֹב וָרָע׃
Vayyatsmaḥ YHWH Elohim min-ha'adamah kol-‘ets neḥmad lemar’eh vetov lema’akhal; ve‘ets haḥayyim betokh hagan, ve‘ets hadda‘at tov vara‘.
Und Gott, der HERR, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, lieblich anzusehen und gut zur Speise, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen.
Biblisches Griechisch (Septuaginta)
καὶ ἐξανέτειλεν κύριος ὁ θεὸς ἐκ τῆς γῆς πᾶν ξύλον καλὸν εἰς ὄψιν καὶ καλὸν εἰς βρῶσιν, καὶ τὸ ξύλον τῆς ζωῆς ἐν μέσῳ τοῦ παραδείσου, καὶ τὸ ξύλον τοῦ εἰδέναι γνωστὸν καλὸν καὶ πονηρόν.
Kai exaneteilen Kyrios ho Theos ek tēs gēs pan xylon kalon eis opsin kai kalon eis brōsin, kai to xylon tēs zōēs en mesō tou paradeisou, kai to xylon tou eidenai gnōston kalon kai ponēron.
Und der Herr, Gott, ließ aus der Erde jeden Baum hervorsprießen, schön anzusehen und gut zur Speise, und den Baum des Lebens in der Mitte des Paradieses, und den Baum, um zu erkennen, was gut und böse ist.
Biblisches Lateinisch (Vulgata)
Produxitque Dominus Deus de humo omne lignum pulchrum visu, et ad vescendum suave: lignum etiam vitae in medio paradisi, lignumque scientiae boni et mali.
Und Gott, der Herr, ließ aus dem Boden jeden Baum hervorsprießen, schön anzusehen und angenehm zur Speise: auch den Baum des Lebens mitten im Paradies und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.
Theologisch
Zwei zentrale theologische Symbole: Baum des Lebens (Zugang zu ewigem Leben, Nähe zu Gott) und Baum der Erkenntnis (freie Entscheidung, Grenze, Versuchung, Verantwortung).
Die Spannung zwischen Gnade (Leben) und Gesetz/Gehorsam (Erkenntnis) ist eine Grundlage für die biblische Anthropologie und Soteriologie.
Augustinus und andere Kirchenväter lesen hierin den Ursprung der Erbsünde.
Liturgisch
• In der Osterliturgie und im Exsultet steht der Baum des Lebens symbolisch für das Kreuz Christi („felix culpa“).
• In der Ostkirche ist das Paradies-Symbol Teil der liturgischen Sprache für Auferstehung, besonders in der Ikonographie.
Philosophisch
• Der Baum der Erkenntnis stellt die Grenze dar zwischen unschuldiger Erfahrung und bewusstem moralischem Urteil.
• Der Mensch wird als Wesen verstanden, das zur Erkenntnis strebt, aber dadurch auch zur Verantwortung gelangt.
• Die platonische Idee des Guten und das aristotelische Ethos schwingen mit: Was ist das „Gute“? Wer darf es erkennen?
Moralisch
• Der Vers spiegelt die Möglichkeit des freien Willens: Der Mensch steht vor einer Wahl, obwohl noch kein Gebot ausgesprochen ist.
• Die Frage nach dem moralischen Missbrauch von Wissen (Scientia boni et mali) ist hier grundgelegt.
• Der Baum des Lebens impliziert: Moral ohne Beziehung zu Gott führt nicht zum Leben.
Allegorisch
Baum des Lebens: Christus, Eucharistie, Weisheit Gottes.
Baum der Erkenntnis: Gesetz, aber auch Versuchung des Stolzes („esse sicut Deus“ – wie Gott sein wollen).
• In der mittelalterlichen Exegese steht der Garten oft für die Kirche, der Baum für Christus, die Früchte für Sakramente.
Symbolisch
Der Garten: Ort der Ursprünglichkeit und der Gegenwart Gottes.
Der Baum: Zentrum des Seins, kosmischer Mittelpunkt (axis mundi).
Zwei Bäume = Zwei Wege (vgl. Psalm 1): Weg des Lebens vs. Weg des Todes.
Metaphorisch
• Der „Baum“ als metaphorisches Bild für Erkenntnis und Leben findet sich auch in anderen Kulturen (z.B. Weltenbaum/Yggdrasil).
• Der Mensch steht metaphorisch zwischen Unschuld und Mündigkeit.
• Die Frucht kann als Verlockung des autonomen Denkens interpretiert werden.
Topos
• „Paradiesgarten“ als uraltes literarisches und religiöses Topos: Utopie des Friedens, Reinheit, Nähe zu Gott.
• Der „zentrale Baum“ ist ein archetypischer Ort göttlicher Offenbarung oder Prüfung.
• Vergleichbare Topoi in der babylonischen, persischen, ägyptischen und nordischen Mythologie.
Literarisch-poetisch
• Der Vers ist rhythmisch strukturiert mit drei aufsteigenden Gliedern (1. allgemein: „alle Bäume“ – 2. Baum des Lebens – 3. Baum der Erkenntnis).
• Der Wechsel zwischen dem Angenehmen („neḥmad“, „kalon“, „pulchrum“) und dem Gefährlichen (Wissen von Gut und Böse) schafft poetische Spannung.
• Die hebräische Bildlichkeit ist konkret und visuell: Schönheit, Nahrung, Mitte – alles sinnlich erfahrbar.