Genesis 02:05

Luther 1545
vnd alerley Bewme auff dem Felde / die zuuor nie gewest waren auff Erden / Vnd allerley Kraut auff dem Felde / das zuuor nie gewachsen war. Denn Gott der HERR hatte noch nicht regenen lassen auff Erden / vnd war kein Mensch der das Land bawete /
Luther 1912
Und allerlei Bäume auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und allerlei Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und es war kein Mensch, der das Land baute.
genesis 1genesis 1Luther, 2Mo 2,18

Parallelstellen zu Genesis (1Mose) 02:05

1Mo 2:5 Es war aber noch kein Strauch des Feldes auf Erden, noch irgend ein grünes Kraut auf dem Felde gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und es war kein Mensch vorhanden, um das Land zu bebauen.
Hiob 5:10 Er gießt Regen auf die Erde und sendet Wasser über die Fluren;
Hiob 38:26 damit es regne auf unbewohntes Land, auf die Wüste, wo kein Mensch ist,
Ps 65:9 Du suchst das Land heim und wässerst es und machst es sehr reich; Gottes Brunnen hat Wassers die Fülle. Du bereitest ihr Korn, denn also bereitest du das Land zu;
Ps 135:7 Er führt Wolken herauf vom Ende der Erde, macht Blitze zum Regen und holt den Wind aus seinen Speichern hervor.
Jer 14:22 Sind etwa unter den Götzen der Heiden Regenspender? Oder kann der Himmel Regenschauer geben? Bist du es nicht, HERR, unser Gott? Und auf dich hoffen wir; denn du hast das alles gemacht!
Matt 5:45 auf daß ihr Kinder eures Vaters im Himmel seid. Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Heb 6:7 Denn ein Erdreich, welches den Regen trinkt, der sich öfters darüber ergießt und nützliches Gewächs hervorbringt denen, für die es bebaut wird, empfängt Segen von Gott;
1Mo 1:12 Und die Erde brachte hervor Gras und Gewächs, das Samen trägt nach seiner Art, und Bäume, welche Früchte bringen, in welchen ihr Same ist nach ihrer Art. Und Gott sah, daß es gut war.
Ps 104:14 Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Pflanzen, die der Mensch bearbeiten soll, um Nahrung aus der Erde zu ziehen;
1Mo 3:23 Deswegen schickte ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genommen war.
1Mo 4:2 Und weiter gebar sie seinen Bruder Abel. Und Abel ward ein Schäfer, Kain aber ein Ackersmann.
1Mo 4:12 Wenn du das Land bebaust, soll es dir fortan sein Vermögen nicht mehr geben; unstät und flüchtig sollst du sein auf Erden!

Biblisches Hebräisch

וְכֹל שִׂיחַ הַשָּׂדֶה טֶרֶם יִהְיֶה בָאָרֶץ וְכָל־עֵשֶׂב הַשָּׂדֶה טֶרֶם יִצְמָח כִּי לֹא־הִמְטִיר יְהוָה אֱלֹהִים עַל־הָאָרֶץ וְאָדָם אַיִן לַעֲבֹד אֶת־הָאֲדָמָה׃
Ve-khol siach ha-sadeh terem yihyeh va-aretz, ve-khol esev ha-sadeh terem yitzmach; ki lo himtir Adonai Elohim al ha-aretz, ve-adam ayin la’avod et ha-adamah.
Und alle Sträucher des Feldes waren noch nicht auf der Erde, und alles Kraut des Feldes war noch nicht gesprosst; denn der HERR, Gott, hatte noch nicht Regen auf die Erde fallen lassen, und kein Mensch war da, um den Ackerboden zu bebauen.

Biblisches Griechisch (Septuaginta)

καὶ πᾶν χλωρὸν τοῦ ἀγροῦ πρὸ τοῦ γενέσθαι ἐπὶ τῆς γῆς, καὶ πάντα τὰ χόρτα τοῦ ἀγροῦ πρὸ τοῦ ἀνατεῖλαι· οὐ γὰρ ἔβρεξεν ὁ θεὸς ἐπὶ τὴν γῆν, καὶ ἄνθρωπος οὐκ ἦν τοῦ ἐργάζεσθαι αὐτὴν.
Kai pan chloron tou agrou pro tou genesthai epi tēs gēs, kai panta ta chorta tou agrou pro tou anateilai; ou gar ebrexen ho Theos epi tēn gēn, kai anthrōpos ouk ēn tou ergazesthai autēn.
Und jedes grüne Gewächs des Feldes war noch nicht auf der Erde, und alles Kraut des Feldes war noch nicht aufgegangen; denn Gott hatte noch nicht auf die Erde regnen lassen, und es war kein Mensch da, um sie zu bebauen.

Biblisches Lateinisch (Vulgata)

Omne virgultum agri antequam oriretur in terra, et omne herba regionis priusquam germinaret: non enim pluerat Dominus Deus super terram, et homo non erat qui operaretur terram.
Jedes Gebüsch des Feldes, ehe es auf der Erde spross, und jedes Kraut des Feldes, ehe es hervorkam: Denn Gott, der Herr, hatte noch nicht auf die Erde regnen lassen, und es war kein Mensch da, der das Land bearbeitete.

Theologische Perspektive

Vorbereitete, aber noch nicht aktivierte Schöpfung: Gott hat das Potential des Wachstums vorbereitet, doch es wartet auf zwei Bedingungen: den Regen (Gottes Gabe) und den Menschen (Verantwortungsträger).
Anthropozentrik: Der Mensch ist notwendig, um Gottes Schöpfung zu verwalten. Die Erde ist ohne ihn unvollständig, was auf eine enge Theologie von Verantwortung und Kooperationsauftrag hinweist (vgl. Gen 1,28).
Theologie des Segens und Wirkens: Wachstum geschieht nicht automatisch, sondern durch Gottes Initiative und menschliches Mitwirken – eine Frühform synergistischer Anthropologie.

Liturgische Perspektive

Inspiration für Gebete um Regen, Segen und Arbeit: Dieser Vers wurde in jüdischen und christlichen Kontexten mit Bittgebeten um Fruchtbarkeit, Regen und Ernte verknüpft.
Liturgie der Schöpfung: Die Verbindung von Erde, Wasser und Mensch spiegelt sich in vielen liturgischen Feiern wider, etwa in der Osterwasser-Liturgie oder im Schöpfungstag.

Philosophische Perspektive

Potentialität vs. Aktualität: Aristotelisches Denken könnte hier die dynamis (Möglichkeit) der Natur erkennen, die durch äußere Ursachen (Regen, Mensch) zur energeia (Verwirklichung) gebracht wird.
Kosmisch-anthropologische Korrelation: Der Mensch als fehlendes Glied in einem noch unvollständigen Weltprozess. Die Erde ist nicht für sich, sondern relational-vollständig gedacht.
Zeitliche Schichtung der Wirklichkeit: Das Sein ist nicht statisch, sondern entfaltet sich historisch durch göttliche und menschliche Akte.

Moralische Perspektive

Arbeit als Berufung: Der Mensch wird nicht erschaffen, um zu genießen, sondern um zu arbeiten und mitzuwirken. Die Arbeit wird als wesentlicher Teil des Menschseins dargestellt.
Verantwortung für die Erde: Schon vor dem Sündenfall ist der Mensch als „Landarbeiter“ (עָבַד) bestimmt – Arbeit ist nicht Strafe, sondern Teil der ursprünglichen Ordnung.

Allegorische Perspektive

Sträucher = Tugenden, die wachsen sollen: Ohne göttlichen Einfluss (Regen) und menschliche Pflege (Arbeit) entstehen keine Tugenden im „Feld“ der Seele.
Regen = Gnade, Mensch = Wille: Die Seele wächst nur durch das Zusammenspiel von göttlicher Gnade und menschlichem Bemühen.

Symbolische Perspektive

• Erde = menschliche Natur, Regen = göttliche Inspiration, Mensch = aktiver Träger des Lebenssinns.
• Das ganze Bild ist ein Symbol für die Abhängigkeit aller Schöpfung vom Dialog zwischen Himmel und Mensch.

Metaphorische Perspektive

• Die unbewirtschaftete Erde steht metaphorisch für eine unausgebildete oder unbewusste Seele.
• Der ausbleibende Regen kann metaphorisch für das Schweigen Gottes oder das Warten auf göttliche Initiative stehen.
• Der nicht vorhandene Mensch verweist auf die Notwendigkeit bewusster Subjektivität im Schöpfungsprozess.

Topos-Perspektive

Topos der Leere vor dem Wirken: Wie in der antiken creatio ex nihilo-Vorstellung findet sich hier ein Zwischenraum zwischen Idee und Realisierung.
Topos der verlorenen Harmonie: Ohne Mensch herrscht unvollständige Ordnung – ein Motiv, das später in der Exiltheologie wiederkehrt.

Literarisch-poetische Perspektive

Anapherische Wiederholung („וְכֹל... טֶרֶם“) betont die Erwartungsspannung: alles ist „noch nicht“ da – ein poetischer Ausdruck von Spannung und Potential.
Parallele Satzstruktur: poetisch rhythmisierte Beschreibung des Unentfalteten.
Lyrik der Schwelle: Der Text lebt vom Schwebezustand zwischen „noch nicht geschehen“ und „bald wird es geschehen“ – ein poetisches Bild für Hoffnung und Erwartung.

Genesis 02:04 | Genesis 02:06

Dieser Beitrag wurde unter Genesis abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert