Luther 1545
Vnd Gott sahe an alles was er gemacht hatte / Vnd sihe da / es war seer gut. Da ward aus abend vnd morgen der sechste Tag.
Luther 1912
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.
Parallelstellen zu Genesis (1Mose) 1:31
1Mo 1:31 Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der sechste Tag.
1Mo 1:5 und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis Nacht. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der erste Tag.
1Mo 1:8 Und Gott nannte die Feste Himmel. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der zweite Tag.
1Mo 1:13 Und es ward Abend, und es ward Morgen: der dritte Tag.
1Mo 1:19 Und es ward Abend, und es ward Morgen: der vierte Tag.
1Mo 1:23 Und es ward Abend, und es ward Morgen: der fünfte Tag.
1Mo 2:2 so daß Gott am siebenten Tage sein Werk vollendet hatte, das er gemacht; und er ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.
2Mo 20:11 Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht, und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.
Hiob 38:7 als die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Söhne Gottes jubelten?
Ps 19:1 Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids. Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.
Ps 19:2 Ein Tag sagt es dem andern, und eine Nacht tut es der andern kund,
Ps 104:24 HERR, wie sind deiner Werke so viel! Du hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll deiner Geschöpfe.
Ps 104:31 Die Herrlichkeit des HERRN währe ewig! Möge der HERR Freude erleben an seinen Werken!
Kla 3:38 Geht nicht aus dem Munde des Höchsten das Böse und das Gute hervor?
1Tim 4:4 Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung genossen wird;
Bibeltext Genesis 1,31
וַיַּרְא אֱלֹהִים אֶת־כָּל־אֲשֶׁר עָשָׂה וְהִנֵּה־טוֹב מְאֹד וַיְהִי־עֶרֶב וַיְהִי־בֹקֶר יוֹם הַשִּׁשִּׁי
Vayyar Elohim et-kol asher asah, vehinneh-tov me'od. Vayhi-erev vayhi-voker, yom ha-shishi.
καὶ εἶδεν ὁ Θεὸς πάντα ὅσα ἐποίησεν, καὶ ἰδοὺ καλά λίαν· καὶ ἐγένετο ἑσπέρα, καὶ ἐγένετο πρωί, ἡμέρα ἕκτη.
Kai eiden ho Theos panta hosa epoiēsen, kai idou kala lian· kai egeneto hespera, kai egeneto prōi, hēmera hektē.
Et vidit Deus cuncta quae fecit, et erant valde bona. Et factum est vespere et mane, dies sextus.
Theologische Deutung
Schöpfung als „sehr gut“: Die Bewertung „טוֹב מְאֹד“ (tov me’od, „sehr gut“) markiert den Höhepunkt der Schöpfung. Hier wird nicht nur die Güte des Einzelnen, sondern die Harmonie des Ganzen bestätigt.
Gottes Freude und Vollendung: Gott schaut zurück auf sein Werk und erkennt dessen Vollkommenheit. Dies entspricht einem göttlichen „Ruhen im Guten“, das im folgenden Kapitel kulminiert.
Anthropologische Implikation: Da der Mensch am sechsten Tag erschaffen wurde (V. 26–27), wird er hier mit eingeschlossen: Die menschliche Existenz ist nicht nur gut, sondern sehr gut – mit Imago-Dei-Würde versehen.
Homiletische Deutung
Thema: „Gott sah – und es war sehr gut“: Eine Predigt kann hier Gottes Blick ins Zentrum rücken. Was sieht Gott in unserer Welt? Was sieht er in meinem Leben?
Predigtanwendung: Berufung zur Schöpfungsverantwortung – wenn Gott seine Schöpfung „sehr gut“ nennt, sind wir aufgerufen, sie entsprechend zu behandeln: mit Achtung, Pflege, Gerechtigkeit.
Spannungsfeld zur Realität: Der Text provoziert – denn unsere Welt ist oft nicht „sehr gut“. Daraus entsteht ein homiletischer Impuls zur Umkehr, zur Mitgestaltung des Reiches Gottes.
Philosophische Deutung
Ontologische Gutheit: In Anknüpfung an Platon/Aristoteles wird das „Gute“ als Seinsqualität verstanden. Das Sein an sich ist gut; alles, was ist, strebt nach dem Guten (vgl. Summum Bonum in der Scholastik).
Teleologie: Die Schöpfung hat ein Ziel – sie ist auf Vollendung und Ordnung hin geschaffen. Der Vers impliziert einen logos oder telos, der über das bloße Dasein hinausweist.
Augustinus: Das Böse ist kein eigenständiges Sein, sondern Mangel am Guten (privatio boni). Genesis 1,31 stützt diese Sicht: Alles, was Gott schuf, ist gut – das Böse entsteht durch Abwendung.
Psychologische Deutung
Urvertrauen: Der Vers kann als Grundlage eines tiefen Urvertrauens gelesen werden – die Welt ist ursprünglich gut, ich bin ursprünglich gut geschaffen.
Selbstwert: In einer psychologischen Perspektive lädt der Vers zur Integration positiver Selbstbilder ein. Der Mensch ist Teil einer sehr guten Schöpfung – das widerspricht allen nihilistischen oder selbstverneinenden Tendenzen.
Wahrnehmung und Bewertung: Gott „sieht“ und „wertet“ – der Vers spiegelt einen Akt der wohlwollenden, integrativen Betrachtung wider, der in psychotherapeutischen Kontexten als „wertfreies Sehen“ (vgl. Rogers) von Bedeutung ist.
Politische Deutung
Schöpfungsverantwortung & Ökologie: Die Aussage, dass die Welt „sehr gut“ ist, kann als Kritik an Ausbeutung, Umweltzerstörung und profitorientierter Naturaneignung verstanden werden. Die Welt gehört nicht dem Menschen allein.
Menschenwürde und Gleichheit: Wenn alles von Gott als sehr gut angesehen wird, impliziert das eine grundlegende Gleichwertigkeit aller Menschen – unabhängig von Klasse, Geschlecht, Herkunft.
Friedensethik: Eine Welt, die „sehr gut“ ist, darf nicht durch Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit entstellt werden. Die Vision von Genesis 1,31 widerspricht jeder Ideologie der Macht, die Leben zerstört.