Genesis 01:27

Luther 1545
VND Gott schuff den Menschen jm zum Bilde / zum Bilde Gottes schuff er jn / Vnd schuff sie ein Menlin vnd Frewlin.

Luther 1912
Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib.

genesis 1genesis 1Luther, 2Mo 2,18

Parallelstellen zu Genesis (1Mose) 1:27

1Mo 1:27 Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; männlich und weiblich schuf er sie.
Ps 139:14 Ich danke dir, daß du mich wunderbar gemacht hast; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl!
Jes 43:7 alle, die mit meinem Namen genannt sind und die ich zu meiner Ehre geschaffen habe, die ich gebildet und gemacht habe.
Eph 2:10 Denn wir sind sein Werk, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen.
Eph 4:24 und den neuen Menschen anziehen sollt, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.
Kol 1:15 welcher das Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Kreatur.
1Mo 2:21 Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen; und während er schlief, nahm er eine seiner Rippen und verschloß deren Stelle mit Fleisch.
1Mo 5:2 männlich und weiblich schuf er sie und segnete sie und nannte ihren Namen Adam, am Tage, da er sie schuf.
Mal 2:15 Und hat er sie nicht eins gemacht und geistesverwandt mit ihm? Und wonach soll das eine trachten? Nach göttlichem Samen! So hütet euch denn in eurem Geiste, und niemand werde dem Weibe seiner Jugend untreu!
Matt 19:4 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Weib erschuf
Mk 10:6 am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie erschaffen als Mann und Weib.
1Kor 11:8 Denn der Mann kommt nicht vom Weibe, sondern das Weib vom Mann;
1Kor 11:9 auch wurde der Mann nicht um des Weibes willen erschaffen, sondern das Weib um des Mannes willen.
1Mo 1:26 Und Gott sprach: Wir wollen Menschen machen nach unserm Bild uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über das Vieh auf der ganzen Erde, auch über alles, was auf Erden kriecht!
1Mo 2:7 Da bildete Gott der HERR den Menschen, Staub von der Erde, und blies den Odem des Lebens in seine Nase, und also ward der Mensch eine lebendige Seele.
1Mo 2:22 Und Gott der HERR baute aus der Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, ein Weib und brachte sie zu ihm.

Hebräischer Urtext (Biblisches Hebräisch)

וַיִּבְרָ֨א אֱלֹהִ֤ים ׀ אֶת־הָֽאָדָם֙ בְּצַלְמ֔וֹ בְּצֶ֥לֶם אֱלֹהִ֖ים בָּרָ֣א אֹת֑וֹ זָכָ֥ר וּנְקֵבָ֖ה בָּרָ֥א אֹתָֽם׃
Vayyivra Elohim et-ha'adam b’tzalmo; b’tzelem Elohim bara oto; zachar u’neqevah bara otam.
Sprachliche Hinweise:
• וַיִּבְרָ֨א (vayyivra) – „und erschuf“: Qal-Imperfekt mit Waw-Konsekutiv, betont eine fortschreitende Handlung.
• אֶת־הָאָדָם (et-ha’adam) – „den Menschen“: ha’adam kann kollektiv verstanden werden.
• בְּצַלְמוֹ (b’tzalmo) – „in seinem Bild“: abgeleitet von tzelem = „Abbild, Form, Repräsentation“.
• בְּצֶלֶם אֱלֹהִים (b’tzelem Elohim) – „im Bilde Gottes“: identifiziert die Ähnlichkeitsbeziehung.
• זָכָר וּנְקֵבָה (zachar u’neqevah) – „männlich und weiblich“: biologisch-duale Geschlechteridentität.
• Die dreifache Wiederholung von bara (erschuf) erzeugt poetische Intensität.

Septuaginta (Biblisches Griechisch)

καὶ ἐποίησεν ὁ θεὸς τὸν ἄνθρωπον· κατ᾽ εἰκόνα θεοῦ ἐποίησεν αὐτόν· ἄρσεν καὶ θῆλυ ἐποίησεν αὐτούς.
Hinweise:
• ἐποίησεν – „er machte“ (statt „er schuf“): die Septuaginta verwendet meist ποιεῖν statt κτίζειν oder δημιουργεῖν.
• κατ᾽ εἰκόνα – „nach dem Bild“: griechisch εἰκών betont das Abbildhafte, auch mit ikonographischem Bezug.
• ἄρσεν καὶ θῆλυ – „männlich und weiblich“: biologische Geschlechteridentität, wie im Hebräischen.

Vulgata (Biblisches Lateinisch)

Et creavit Deus hominem ad imaginem suam, ad imaginem Dei creavit illum, masculum et feminam creavit eos.
Hinweise:
• creavit – „er schuf“: entspricht dem hebräischen bara.
• ad imaginem Dei – „nach dem Bild Gottes“: betont Zielrichtung.
• masculum et feminam – „männlich und weiblich“: auch hier geschlechtliche Polarität.

Theologische Deutung

Zentrale Konzepte:
• Imago Dei (Bild Gottes): Der Mensch ist Repräsentant Gottes auf Erden – mit Verstand, Freiheit, Kreativität, Verantwortung.
• Anthropologie: Der Mensch ist als Einheit von Leib und Geist geschaffen.
• Dualität der Geschlechter: Männlich und weiblich sind gleichwertige Ausdrücke des Imago Dei.
• Trinitarische Lesart (christlich): Manche Theologen (z. B. Kirchenväter) sahen im „Bild“ eine Andeutung auf die Dreifaltigkeit – Vernunft (Logos), Wille (Voluntas), Gemeinschaft (Communio).
In der jüdischen Tradition:
• Rabbiner wie Raschi betonen, dass Mann und Frau ursprünglich als ein Wesen geschaffen wurden (Midrasch), dann getrennt – Einheit vor der Differenz.

Rezeptionsgeschichte

Judentum:
• Talmud und Midrasch interpretieren das „Bild Gottes“ in moralisch-ethischer Weise: Fähigkeit zur Unterscheidung von Gut und Böse.
Christentum:
• Kirchenväter wie Augustinus sahen das Bild Gottes v. a. in der Seele, speziell im dreifachen Seelenvermögen (Erinnerung, Verstand, Wille).
• Thomas von Aquin (STh I, q. 93): Das Bild liegt im Intellekt; Vollendung im Gnadenstand.
• Reformatoren: Luther betont die ursprüngliche Gerechtigkeit; Calvin sieht das Bild besonders in der Gotteserkenntnis.
Neuzeit:
• Kant bis Bonhoeffer: Würde und Freiheit des Menschen wurzeln im Imago Dei.
• Feministische Theologien betonen: Auch die Frau ist vollständig im Bilde Gottes geschaffen – gegen patriarchale Verzerrungen.

Homiletische Perspektive

Predigtimpulse:
• Würde und Verantwortung: Jeder Mensch – gleich welchen Geschlechts, Alters, Herkunft – trägt das Bild Gottes.
• Gender-Thematik: Der Vers kann inklusiv ausgelegt werden – als Basis für Gleichberechtigung.
• Missionarischer Ruf: Als Gottes Bild leben bedeutet: Versöhnung, Liebe und Schöpfungsverantwortung weitertragen.
• Schöpfungsspiritualität: Mensch als Spiegel Gottes – nicht als Beherrscher, sondern als Diener der Schöpfung.

Philosophische Deutung

Platonisch:
Die Idee des „Bildes“ (eikōn) erinnert an die platonische Metaphysik: Sichtbare Welt ist Abbild der Ideen. Der Mensch als Abbild Gottes steht im Zwischenraum von Idealität und Materialität.
Aristotelisch-thomistisch:
• Vernunftbegabung ist das Unterscheidungsmerkmal des Menschen; sie macht ihn imago Dei.
• Telos des Menschen: Gott schauen und erkennen.
Moderne Philosophie:
• Kant: Menschenwürde als Autonomie – ethische Fundierung der „Gottebenbildlichkeit“.
• Levinas: Das Angesicht des Anderen als Ort der Offenbarung Gottes – Bild Gottes nicht als Substanz, sondern als Relation.
• Heidegger / Existenzialismus: Mensch als Geworfener mit Weltbezug – aber die Idee des Imago Dei ist für Heidegger fremd; dort fehlt die Transzendenzbindung.

Genesis 01:26 | Genesis 01:28

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