Genesis 01:06

Luther 1545 VND Gott sprach / Es werde eine Feste zwischen den Wassern / vnd die sey ein Vnterscheid zwischen den Wassern.

Luther 1912 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern.

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Parallelstellen zu Genesis (1Mose) 1:6

1Mo 1:6 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern.
1Mo 1:14 Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre
1Mo 1:20 Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Tieren, und Gevögel fliege auf Erden unter der Feste des Himmels.
1Mo 7:11 In dem sechshundertsten Jahr des Alters Noahs, am siebzehnten Tage des zweiten Monats, das ist der Tag, da aufbrachen alle Brunnen der großen Tiefe, und taten sich auf die Fenster des Himmels,
1Mo 7:12 und kam ein Regen auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte.
Hiob 26:7 Er breitet aus die Mitternacht über das Leere und hängt die Erde an nichts.
Hiob 26:8 Er faßt das Wasser zusammen in seine Wolken, und die Wolken zerreißen darunter nicht.
Hiob 26:13 Am Himmel wird's schön durch seinen Wind, und seine Hand durchbohrt die flüchtige Schlange.
Hiob 37:11 Die Wolken beschwert er mit Wasser, und durch das Gewölk bricht sein Licht.
Hiob 37:18 ja, du wirst mit ihm den Himmel ausbreiten, der fest ist wie ein gegossener Spiegel.
Hiob 38:22 Bist du gewesen, da der Schnee her kommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel her kommt,
Ps 19:1 Ein Psalm Davids, vorzusingen.
Ps 33:6 Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes.
Ps 33:9 Denn so er spricht, so geschieht's; so er gebeut, so stehet's da.
Ps 104:2 Licht ist dein Kleid, das du anhast; du breitest aus den Himmel wie einen Teppich;
Ps 136:5 der die Himmel weislich gemacht hat, denn seine Güte währet ewiglich;
Ps 136:6 der die Erde auf Wasser ausgebreitet hat, denn seine Güte währet ewiglich;
Ps 148:4 Lobet ihn, ihr Himmel allenthalben und die Wasser, die oben am Himmel sind!
Ps 150:1 Halleluja! Lobet den HERRN in seinem Heiligtum; lobet ihn in der Feste seiner Macht!
Pred 11:3 Wenn die Wolken voll sind, so geben sie Regen auf die Erde; und wenn der Baum fällt, er falle gegen Mittag oder Mitternacht, auf welchen Ort er fällt, da wird er liegen.
Jer 10:10 Aber der HERR ist ein rechter Gott, ein lebendiger Gott, ein ewiger König. Vor seinem Zorn bebt die Erde, und die Heiden können sein Drohen nicht ertragen.
Jer 10:12 Er hat aber die Erde durch seine Kraft gemacht und den Weltkreis bereitet durch seine Weisheit und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand.
Jer 10:13 Wenn er donnert, so ist des Wassers die Menge unter dem Himmel, und er zieht die Nebel auf vom Ende der Erde; er macht die Blitze im Regen und läßt den Wind kommen aus seinen Vorratskammern.
Jer 51:15 Er hat die Erde durch seine Kraft gemacht und den Weltkreis durch seine Weisheit bereitet und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand.
Sach 12:1 Dies ist die Last des Wortes vom HERRN über Israel, spricht der HERR, der den Himmel ausbreitet und die Erde gründet und den Odem des Menschen in ihm macht.

Biblisches Hebräisch: Sprachlich-exegetische Analyse

וַיֹּאמֶר אֱלֹהִים יְהִי רָקִיעַ בְּתוֹךְ הַמָּיִם וִיהִי מַבְדִּיל בֵּין מַיִם לָמָיִם׃
> Wayyōmer ʾĕlōhîm: yĕhî rāqîaʿ bĕtôk hammāyim, wĕyĕhî mabdîl bēn mayim lāmāyim.
Sprachliche Analyse:
וַיֹּאמֶר (wayyōmer) – „Und er sprach“
→ Waw-consecutivum + Imperfekt 3. Person m. sg. von אָמַר (ʾāmar). Ausdruck göttlicher Willensäußerung mit schöpferischer Macht.
אֱלֹהִים (ʾĕlōhîm) – „Gott“
→ Pluralform mit singularischem Verb – ein grammatischer Plural mit singularischer Bedeutung (Pluralis majestatis?).
יְהִי (yĕhî) – „Es werde“
→ Jussivform von היה (hāyāh), 3. Person m. sg.: performative Sprechhandlung – Gott bewirkt durch Sprache Realität.
רָקִיעַ (rāqîaʿ) – „Feste / Gewölbe“
→ Substantiv von der Wurzel רקע (rqʿ) = „ausbreiten, hämmern, stampfen“ → bildhaft: etwas Flächiges, Ausgedehntes, evtl. Metallisches.
בְּתוֹךְ הַמָּיִם (bĕtôk hammāyim) – „mitten in den Wassern“
→ bĕtôk = „inmitten von“; hammāyim = „die Wasser“, mit bestimmtem Artikel.
וִיהִי מַבְדִּיל (wĕyĕhî mabdîl) – „und es sei ein Scheidender“
→ mabdîl ist Partizip Hifil von בדל (bdl) = „trennen, unterscheiden“ → aktives, unterscheidendes Prinzip.
בֵּין מַיִם לָמָיִם (bēn mayim lāmāyim) – „zwischen Wasser und Wasser“
→ Wiederholung erzeugt Betonung der Trennung ohne qualitative Differenz (noch).
Theologische Implikation (Hebräisch):
Die „Feste“ (rāqîaʿ) ist kein leerer Raum, sondern ein solides Scheideelement inmitten des Wassers.
• Die Trennung ist der erste Schritt zur Schöpfungsordnung → Beginn der Kosmologie in der antiken Welt.
• Der Gebrauch des Partizips „mabdîl“ (nicht Perfekt!) betont einen fortdauernden Akt göttlicher Trennung.

Biblisches Griechisch (Septuaginta): Sprachlich-exegetische Analyse

καὶ εἶπεν ὁ Θεός· γενηθήτω στερέωμα ἐν μέσῳ τοῦ ὕδατος, καὶ ἔστω διαχωρίζον ἀνὰ μέσον ὕδατος καὶ ὕδατος.
Sprachliche Analyse:
καὶ εἶπεν ὁ Θεός – „Und Gott sprach“
→ klassisches Narrativsignal; εἶπεν = Aorist 3. Sg. von λέγω.
γενηθήτω (genēthētō) – „Es werde“
→ Aorist-Passiv-Imperativ 3. Sg. von γίγνομαι = „entstehen, werden“ → passivische Schöpfung (wird hervorgebracht).
στερέωμα (steréōma) – „Festes / Gewölbe“
→ von στερεόω = „festmachen“; wörtlich „etwas Festes, Stabilisiertes“ → Betonung der Stabilität und Ordnung.
ἐν μέσῳ τοῦ ὕδατος – „inmitten des Wassers“
→ „zwischen“ → Lokalisierung des στερέωμα als Vermittlungszone.
ἔστω διαχωρίζον – „sei es trennend“
→ ἔστω = Präsens-Imperativ 3. Sg. von εἰμί („es sei“) + διαχωρίζον = Präsens-Partizip Akt. von διαχωρίζω = „absondern, trennen“
ἀνὰ μέσον ὕδατος καὶ ὕδατος – „zwischen Wasser und Wasser“
→ griech. ἀνὰ μέσον = „zwischen“ → zeigt symmetrische Trennung.
Theologische Implikation (Griechisch):
Die Septuaginta betont die Funktionalität des στερέωμα – es trennt, ordnet, stützt.
• στερέωμα kann später im Neuen Testament auch symbolisch für den Himmel verstanden werden (z.B. Hebr 1,3).
• Die griechische Wahl impliziert kosmologische Festigkeit und göttliche Ordnungsmacht.

Biblisches Lateinisch (Vulgata): Sprachlich-exegetische Analyse

Dixit quoque Deus: Fiat firmamentum in medio aquarum: et dividat aquas ab aquis.
Sprachliche Analyse:
Dixit quoque Deus – „Auch sprach Gott“
→ Dixit = Perfekt 3. Sg. von dicere = typisch lateinisches biblisches Tempus für göttliches Sprechen.
Fiat firmamentum – „Es werde ein Firmament“
→ Fiat = Konjunktiv Präsens → jussiver Charakter → göttliche Willensäußerung.
Firmamentum – „Festes / Gewölbe“
→ von firmare = „stärken, befestigen“ → Betonung der statischen, tragenden Funktion → im Mittelalter oft missverstanden als „harte Himmelskugel“.
in medio aquarum – „inmitten der Wasser“
→ vermittelt die Vorstellung einer Struktur innerhalb einer chaotischen Flüssigkeit → Bild der Schöpfung als „Entwirrung“.
et dividat aquas ab aquis – „und es trenne Wasser von Wasser“
→ dividat = Konjunktiv Präsens Akt. 3. Sg. von dividere → aktives Prinzip der Differenzierung.

Theologische Implikation (Lateinisch):

Das lateinische firmamentum wurde durch seine etymologische Nähe zu „Festigkeit“ im mittelalterlichen Denken zur Vorstellung eines physischen Himmelsgewölbes (→ firmamentum caeli).
• Der actio divina wird als „Ordo“-Schaffung gelesen – göttliches Gesetz der Trennung von Chaoselementen.
Vergleichende Zusammenfassung
• Begriff für „Feste“ | רָקִיעַ (rāqîaʿ) | στερέωμα (steréōma) | firmamentum
• Semantischer Fokus | Ausgebreitetes, Gehämmertes | Festigkeit, Trennung, Ordnung | Stabilität, Festigkeit
• Verb für „werden“ | יְהִי (yĕhî) – Jussiv | γενηθήτω – Aorist Passiv Imperativ | fiat – Konjunktiv Präsens
• Funktion der „Feste“ | Trennende Zone zwischen Wassern | Strukturelles Trennelement | Ordnungsstruktur
• Trennung als | Partizip „trennend“ (מַבְדִּיל) | Partizip „trennend“ (διαχωρίζον) | Konjunktiv „es trenne“ (dividat) |
Wenn du eine weiterführende Analyse zu metaphysischen, kosmologischen oder patristischen Interpretationen dieser Stelle wünschst (z. B. Origenes, Augustinus, Philo Alexandrinus), kann ich gern vertiefen.

Biblisch-theologische Deutung

1. Die „Feste“ (hebräisch: rāqîaʿ)
• Der Begriff bezeichnet ursprünglich eine Art ausgedehnte Fläche oder ausgehämmerte Platte, oft verstanden als Himmelsgewölbe.
• Die Vorstellung entstammt einem altorientalischen Weltbild, in dem die Erde von einem festen Himmelsdom überspannt wird, der Wasser über dem Himmel (Regenquellen) von Wasser unterhalb (Meere, Quellen) trennt (vgl. auch Ps 148,4).
• Theologisch ist diese Feste Ausdruck von Ordnungsschaffung. Gott trennt, strukturiert, begrenzt Chaosmächte (Wasser = chaotisches Urmeer).
2. Schöpfung als Trennung und Unterscheidung
In Genesis 1 geschieht Schöpfung primär durch Scheidung und Ordnung: Licht und Finsternis, Wasser und Wasser, Land und Meer usw.
• Die Trennung der Wasser durch die Feste ist damit ein Akt der kosmischen Strukturierung – Gott etabliert Räume, Bedingungen für Leben.
3. Gottes souveräne Schöpfung durch das Wort
„Und Gott sprach …“: Die performative Kraft des göttlichen Wortes ist zentral. Gott muss nicht kämpfen wie in babylonischen Mythen (z. B. Marduks Kampf gegen Tiamat), sondern schafft durch Sprechen – eine theologische Antithese zu mythologischen Chaoskämpfen.

Systematisch-theologische Perspektive

1. Ontologische Unterscheidung: Gott – Welt – Chaos
In der Schöpfung geschieht eine fundamentale Unterscheidung zwischen Gott und der Welt: Gott ist nicht Teil der Schöpfung, sondern transzendent.
Durch die Scheidung des Wassers wird das Ungeordnete (symbolisch: Chaos) gebändigt. Gott bringt Ordnung in das Seiende, was eine ontologische Grundstruktur beschreibt: Schöpfung als Durchsetzung von Differenz und Form.
2. Die Feste als Symbol für „Raum für Leben“
Die rāqîaʿ schafft einen Ort, an dem Lebensbedingungen entstehen können. So kann die Feste auch als Metapher für die Begrenzung von Macht, Maß und Freiheit gedeutet werden:
• Gott limitiert die chaotische Potenz des Wassers.
• Dadurch wird ein Raum geöffnet, in dem Leben gedeihen kann — das ist theologisch ein Ausdruck von Gnade und Fürsorge.
3. Strukturierung als Grundprinzip der Schöpfung
Die Feste steht für eine kosmologische Ordnung, die nicht aus Notwendigkeit entsteht, sondern aus göttlicher Freiheit und Weisheit.
• Der systematisch-theologische Gedanke hier: Struktur ist nicht Zwang, sondern Ermöglichung. Damit zeigt sich eine theologische Ontologie des Maßes.

Philosophisch-kosmologische Reflexion

1. Trennung als Bedingung von Identität
Philosophisch betrachtet ist die „Feste“ eine Grenze, durch die Unterscheidung möglich wird. In einem durchgängigen Wasserchaos gibt es keine Differenz – keine Form, kein Leben.
• Die Trennung der Wasser lässt Identität entstehen: oben / unten, fest / flüssig, Raum / Nicht-Raum.
2. Raum als Ermöglichung von Existenz
Die Schaffung der „Feste“ kann als Etablierung eines kosmischen Raumes verstanden werden – nicht bloß physisch, sondern metaphysisch.
• Raum ist Voraussetzung für Bewegung, Zeit, Geschichte, Freiheit – Aspekte, die in einem schöpfungstheologischen Horizont auf die Geschichtlichkeit der Welt und die Möglichkeit der Offenbarung verweisen.
3. Der Logos als Ordnungskraft
Der göttliche Logos (vgl. Joh 1) strukturiert das Chaos nicht willkürlich, sondern sinnvoll. In diesem Licht ist die „Feste“ Ausdruck der rationalen Durchdringung der Welt.
• Philosophen wie Philo von Alexandrien, Augustinus oder Bonaventura sehen in der Schöpfung durch das Wort eine Verkörperung des göttlichen Geistes im Kosmos.

Fazit

Genesis 1,6 beschreibt nicht nur einen archaischen Kosmologie-Mythos, sondern wird in theologisch-systematischer Deutung zur Metapher für:
• die Gabe von Ordnung durch Gott,
• die Ermöglichung von Lebensraum durch göttliche Begrenzung chaotischer Kräfte,
• die Schöpfung von Differenz als Bedingung von Identität und Freiheit.
• Sie steht somit am Anfang einer Theologie, in der Trennung nicht Zerstörung, sondern Ermöglichung bedeutet — und in der die Welt als ein Ort erscheint, der durch Maß, Ordnung und Sinn dem Leben Raum gibt.

Genesis 1:5 | Genesis 1:7

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