Genesis 01:03

Luther 1545 VND Gott sprach / Es werde Liecht / Vnd es ward Liecht.

Luther 1912 Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht.

genesis 1genesis 1genesis 1

he וַיֹּ֥אמֶר אֱלֹהִ֖ים יְהִ֣י אֹ֑ור וַֽיְהִי־אֹֽור׃
gr καὶ εἶπεν ὁ θεός Γενηθήτω φῶς. καὶ ἐγένετο φῶς.
la dixitque Deus fiat lux et facta est lux

Parallelstellen zu Genesis (1Mose) 1:3

1Mo 1:3 Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht.
Ps 33:6 Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes.
Ps 33:9 Denn so er spricht, so geschieht's; so er gebeut, so stehet's da.
Ps 148:5 Die sollen loben den Namen des HERRN; denn er gebot, da wurden sie geschaffen.
Matt 8:3 Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will's tun; sei gereinigt! Und alsbald ward er vom Aussatz rein.
Joh 11:43 Da er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!
Hiob 36:30 siehe, so breitet er aus sein Licht über dieselben und bedeckt alle Enden des Meeres.
Hiob 38:19 Welches ist der Weg, da das Licht wohnt, und welches ist der Finsternis Stätte,
Ps 97:11 Dem Gerechten muß das Licht immer wieder aufgehen und Freude den frommen Herzen.
Ps 104:2 Licht ist dein Kleid, das du anhast; du breitest aus den Himmel wie einen Teppich;
Ps 118:27 der HERR ist Gott, der uns erleuchtet. Schmücket das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
Jes 45:7 der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe das Übel. Ich bin der HERR, der solches alles tut.
Jes 60:19 Die Sonne soll nicht mehr des Tages dir scheinen, und der Glanz des Mondes soll dir nicht leuchten; sondern der HERR wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Preis sein.
Joh 1:5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen.
Joh 1:9 Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
Joh 3:19 Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse.
2Kor 4:6 Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, daß durch uns entstünde die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi.
Eph 5:8 Denn ihr waret weiland Finsternis; nun aber seid ihr ein Licht in dem HERRN.
Eph 5:14 Darum heißt es: "Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten."
1Tim 6:16 der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann, welchen kein Mensch gesehen hat noch sehen kann; dem sei Ehre und ewiges Reich! Amen.
1Joh 1:5 Und das ist die Verkündigung, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, daß Gott Licht ist und in ihm ist keine Finsternis.
1Joh 2:8 Wiederum ein neues Gebot schreibe ich euch, das da wahrhaftig ist bei ihm und bei euch; denn die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt.

1. Biblisches Hebräisch (Masoretischer Text)

Linguistische Analyse
וַיֹּאמֶר (wayyōmer)
→ Qal, Imperfekt, 3. m. sg., mit Waw-Konsekutiv
→ „Und er sprach“ – ein typisches Erzähltempus (Narrativ) im Hebräischen.
→ Das Waw mit Konsekutivfunktion bringt die Erzählung voran.
אֱלֹהִים (’ĕlōhīm)
→ Pluralform mit singularischem Verb: Hinweis auf Majestät/Plenitude, nicht Polytheismus.
→ Subjekt des Satzes, betont durch Position direkt nach dem Verb.
יְהִי אוֹר (yehî ’ôr)
→ Jussivform des Verbs הָיָה (hāyāh) = „sein/werden“
→ „Es werde Licht“ – performativer Jussiv, schöpferisches Wort.
→ אוֹר (’ôr): Licht – kontextuell nicht primär physikalisches Licht, sondern „Ordnung“, „Offenbarung“, oder metaphysisches Prinzip.
וַיְהִי אוֹר (wayhî ’ôr)
→ „Und es ward Licht“ – dieselbe Wurzel wie vorher, nun in narrativer Imperfektform.
→ Hebräische Stilfigur der Wiederholung zur Bekräftigung der Wirkung des göttlichen Sprechens.
Theologische Implikation
Kreatives Wort: Gott schafft durch Dabar (Wort), nicht durch Handlung.
„Licht“ als Urordnung: Noch vor Sonne/Mond erschaffen → Licht als Urprinzip, nicht Himmelskörper.

2. Biblisches Griechisch (Septuaginta)

Linguistische Analyse
καὶ εἶπεν (kai eipen)
→ Aorist von λέγω („sagen“) – narrativ, punktuelle Handlung
→ „Und Gott sprach“ – parallele Struktur zum Hebräischen.
ὁ Θεός (ho Theos)
→ Definierter Nominativ: Der eine Gott – klarer Monotheismus
γενηθήτω (genēthētō)
→ Aorist Passiv Imperativ von γίγνομαι – „es werde / es entstehe“
→ Theologisch tief: nicht „machen“, sondern „werden lassen“ – passiver Schöpfungsakt, d.h. Gott ruft Sein ins Dasein.
φῶς (phōs)
→ Licht – nicht nur physisch, sondern auch metaphorisch: Wahrheit, Erkenntnis, Leben (Joh 1:9)
ἐγένετο φῶς (egeneto phōs)
→ Aorist Medium/Passiv von γίγνομαι: „und es entstand Licht“
→ Enge semantische Kopplung: was gesprochen wird, geschieht.
### ⸺ Theologische Implikation ⸺
Betonung des Logos-Prinzips (vgl. Joh 1:1): das göttliche Wort hat schöpferische Macht.
• Die griechische Übersetzung lässt die philosophische Interpretation zu: φῶς als göttliche Vernunft (λόγος) – platonisch und stoisch anschlussfähig.

Biblisches Latein (Vulgata)

Linguistische Analyse
Dixitque
→ Perfektform von dico (sagen), mit enklitischem -que = „und“
→ „Und Gott sprach“ – klare narrative Struktur.
Deus
→ Subjekt im Nominativ – Gott als handelndes Subjekt der Schöpfung.
Fiat lux
→ Konjunktiv Präsens Aktiv von fio (werden, geschehen): „Es werde Licht“
→ Stilistisch majestätisch – „fiat“ als göttliches Schöpferwort; hat Eingang in liturgische Sprache gefunden („fiat voluntas tua“).
Et facta est lux
→ Passiv Perfekt von facio (machen): „Und es wurde Licht“
→ Stilistisch schön parallel: fiat… facta est – Absicht und Verwirklichung.
Theologische Implikation
Fiat ist paradigmatisch für göttliche Willensausübung ohne Mittel – ex nihilo.
• In der lateinischen Theologie (z. B. Augustinus, Boethius) wird „lux“ oft als Symbol für intelligible Wirklichkeit gelesen – göttliche Erkenntnis, Geist.
• Die Aussage „Es werde Licht! und es ward Licht.“ aus Genesis 1,3 (hebräisch: יְהִי אוֹר וַיְהִי אוֹר, yehî ’ôr, wayhî ’ôr) ist einer der prägnantesten Sätze der Bibel. Sie eröffnet nicht nur die eigentliche Schöpfung, sondern stellt auch einen zentralen Knotenpunkt für theologische, metaphysische und erkenntnistheoretische Deutungen dar. Im Folgenden analysiere ich diesen Vers unter zwei Hauptkategorien:

Theologische Deutungen

1. Gottes schöpferisches Wort
Die Erschaffung des Lichts durch das gesprochene Wort betont die Kraft des göttlichen Logos. Im hebräischen Text zeigt sich, dass Gott nicht mit Händen formt oder Werkzeuge nutzt, sondern durch reine Sprachhandlung („Gott sprach“) Realität hervorbringt. Dies wird oft als Hinweis auf Gottes Allmacht und Transzendenz gedeutet.
• Vergleich mit Johannes 1,1ff:
„Im Anfang war das Wort (λόγος)... Alles ist durch dasselbe entstanden.“
• Im Neuen Testament wird diese schöpferische Wirkkraft mit Christus identifiziert. Das Licht in Genesis wird so typologisch als Vorankündigung des „wahren Lichts“ (Joh 1,9) verstanden.
2. Ontologische Priorität des Lichts
Licht erscheint vor den Gestirnen (Sonne, Mond, Sterne, erst an Tag 4). Theologisch betont dies, dass Licht nicht auf physikalische Quellen reduziert werden kann. Vielmehr ist es ein ursprüngliches Prinzip, ein Symbol für:
Gottes Gegenwart (vgl. Psalm 104,2: „Du bist Licht“),
Erkenntnis (Licht als das, was die Welt sichtbar und erfassbar macht),
Heiligkeit und Güte (vgl. 1 Joh 1,5: „Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis“).
3. Kosmische Ordnung und Trennung
In Genesis 1,4 folgt: „Und Gott sah, dass das Licht gut war, und Gott schied das Licht von der Finsternis.“
• Das Licht markiert den Beginn einer geordneten Welt, in der Gegensätze (Licht/Finsternis, Tag/Nacht) differenziert und damit kontrolliert sind. Dies steht im Kontrast zu mythischen Kosmologien, in denen Chaosmächte überwunden werden müssen.

Systematisch-philosophische Deutungen

1. Schöpfung ex nihilo und metaphysischer Anfang
Der Satz markiert den Übergang vom Nicht-Sein zum Sein:
„Es werde...“ = intentionale Schöpfung
„...und es ward“ = ontologisches Resultat
• In der klassischen Theologie (z. B. Augustinus, Thomas von Aquin) ist dies der Inbegriff von creatio ex nihilo.
• Dabei wird die Möglichkeit des Werdens allein durch den göttlichen Willen konzipiert — ohne Voraussetzungen oder Materie.
➡️ Die Idee einer grundlegenden Differenz zwischen Gott (reines Sein) und Schöpfung (abgeleitetes Sein) ist hiermit verknüpft (vgl. actus purus bei Thomas von Aquin).
2. Sprachphilosophische Dimension (Sprechakttheorie avant la lettre)
Die Schöpfung durch Sprache könnte als Urform des performativen Sprechakts (vgl. J. L. Austin) gelesen werden:
• Gott sagt nicht nur etwas über die Welt, sondern bewirkt sie durch Sprache.
• Sprache ist hier kein Zeichen, sondern Wirkprinzip, eine metaphysische Kraft.
3. Licht als Symbol der Intelligibilität und Wahrheit
In der neuplatonischen und christlich-platonischen Tradition (z. B. Plotin, Augustinus, Bonaventura) wird Licht als das Symbol des intelligiblen Prinzips verstanden:
• Alles, was erkannt werden kann, „leuchtet“ im Licht des Intellekts.
• Die Welt ist nicht nur materiell, sondern prinzipiell erkennbar, geordnet und vom Geist durchdrungen.
• Augustinus in den „Confessiones“: Die äußeren Dinge erkennt der Mensch nur, wenn in ihm ein inneres Licht wirkt, das von Gott kommt.
➡️ Der Vers Genesis 1,3 ist weit mehr als ein physikalischer Anfangspunkt der Weltgeschichte. Er lässt sich als Urszene der metaphysischen Ordnung lesen, in der:
• Gottes Sprechen Wirklichkeit schafft,
• Licht als Prinzip von Erkenntnis, Gutheit und Sein fungiert,
• und die Struktur von Welt, Sprache und Vernunft in ihrer Einheit angedeutet wird.

Genesis 1:2 | Genesis 1:4

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