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Faust.
Der Tragödie erster Theil

Johann Wolfgang von Goethe

Studirzimmer II. (9)

Faust.
1834 Wie fangen wir das an?
Dieser Vers ist von äußerster Knappheit, und gerade in seiner Schlichtheit entfaltet sich eine große Dichte an Bedeutung. Faust, der bisher ein Leben der theoretischen Wissenschaft geführt hat, steht nun an der Schwelle zur Praxis – zur Tat, zur Welt, zur Erfahrung. Seine Frage signalisiert eine grundlegende Unsicherheit. Obwohl er sich auf den Pakt mit Mephistopheles eingelassen hat, bleibt unklar, was konkret zu tun ist. Das »wir« ist bemerkenswert: Faust sieht sich nun als Teil eines Duos – sein Handeln ist nicht mehr allein seins, sondern untrennbar mit Mephistopheles verbunden. Diese Verschmelzung der Subjektivität mit einer dämonischen Instanz verweist bereits auf eine ethisch-philosophische Ambivalenz: Wo endet Fausts eigener Wille, wo beginnt die gelenkte Verführung?
Philosophisch gesehen berührt dieser Vers die Problematik der Willensfreiheit und der Übergangszone zwischen Theorie und Praxis. Fausts Frage ist zugleich existenziell: Wie beginnt man ein neues Leben, wenn man sich von der bisherigen Lebensform abgewandt hat? Der Übergang von der bloßen Erkenntnis zur Wirklichkeit – das ist hier der kritische Punkt. Fausts Frage markiert den Augenblick zwischen Entschluss und Handlung, zwischen Vorstellung und Realität, und bringt damit einen der zentralen Topoi der abendländischen Philosophie zur Sprache: den Anfang.

Mephistopheles.
1834 Wir gehen eben fort.
Mephistopheles antwortet lakonisch, beinahe beiläufig. Seine Sprache ist wie oft von ironischer Distanz und entwaffnender Nüchternheit geprägt. Er reduziert die große existenzielle Frage Fausts auf eine pragmatische Geste: Man geht einfach los. Kein Plan, kein Ziel, keine feierliche Eröffnung – sondern ein banales »fortgehen«. Diese Antwort enthält eine doppelte Ironie.
Erstens suggeriert Mephistopheles eine vermeintliche Einfachheit, wo in Wirklichkeit ein hochkomplexer Wandel beginnt – der Weg in die Welt, in die Sinnlichkeit, in die Verführung. Zweitens spielt er mit dem Begriff des Fortgehens: nicht nur im Sinne der Bewegung im Raum, sondern auch im Sinne der Entfernung von der Wahrheit, vom Ich, vom Göttlichen. Das Fortgehen ist ein Weggehen von der geistigen Welt – hin zur »kleinen Welt«, die Faust in der »Hexenküche«, im »Auerbachs Keller« und letztlich in der Liebe zu Gretchen erfahren wird.
Philosophisch betrachtet verneint Mephistopheles jede Form transzendenter Zielsetzung. Sein Handeln ist antiteleologisch – es geht nicht darum, ein Ziel zu verwirklichen, sondern Bewegung an sich wird zur Methode. Damit spiegelt sich eine nihilistische Position: Die Tat ist nicht der Ausdruck eines höheren Sinns, sondern bloße Fortbewegung, bloßes Erleben. Dies steht im Gegensatz zu Fausts ursprünglichem Streben nach dem Absoluten. Mephistopheles untergräbt damit nicht nur die metaphysische Bedeutung der Frage, sondern auch jede Vorstellung von linearer Entwicklung. Er bietet das »Abenteuer« als Lebensform – ohne Orientierung, ohne Fundament.

Zusammenfassend 1834
In diesen beiden kurzen Versen verdichtet sich ein zentrales Thema des gesamten Faust: der Übergang vom Denken zum Handeln – und die ethisch-philosophische Unsicherheit dieses Übergangs. Fausts Frage »Wie fangen wir das an?« markiert den Anfang eines neuen Lebensentwurfs, jedoch ohne festen Plan, ohne erkenntnistheoretische Basis. Es ist der Anfang im Modus der Krise. Sein »wir« offenbart die neue innere Zerrissenheit: Der Mensch steht nicht mehr als autonomes Subjekt vor der Welt, sondern als Teil einer zwiespältigen Verbindung mit Kräften, die ihn zugleich treiben und verführen.
Mephistopheles antwortet mit einer radikal nihilistischen Position: Es gibt keinen rechten Weg, keinen Anfang aus der Idee oder aus der Wahrheit – es gibt nur das »Fortgehen«, das »Immerweiter«, das Werden ohne Sein. Diese Haltung verweist auf eine philosophische Nähe zum Skeptizismus, zum Existenzialismus avant la lettre, aber auch zur Dekonstruktion aller metaphysischen Gewissheiten.
In Summe sind diese Verse nicht bloß Übergangsworte in der Handlung, sondern verdichten die zentrale Frage des modernen Menschen: Wie lebt man, wenn Gott schweigt, wenn Wissen nicht mehr trägt, wenn das Subjekt sich selbst nicht mehr gewiss ist? Goethes Antwort ist keine dogmatische, sondern eine dramatische: Der Mensch muss sich in die Welt werfen – aber nicht ohne Preis.

1835 Was ist das für ein Marterort?
Mephistopheles betritt Fausts Studierzimmer – einen Raum der Gelehrsamkeit, aber auch der Askese, Isolation und Selbstkasteiung. Mit »Marterort« (Ort der Qual) beschreibt er nicht nur eine subjektive Einschätzung, sondern formuliert eine radikale Kritik am geistzentrierten, enthaltsamen Lebensstil des Gelehrten. Der Ausdruck evoziert klösterliche, sogar inquisitorische Assoziationen – die Qual als Methode der Selbst- oder Fremdbehandlung. In dieser Sichtweise ist das Studierzimmer kein Ort der Erkenntnis, sondern des Leidens.
Zugleich zeigt sich hier Mephistopheles’ ironische Weltsicht: Er tritt auf als jemand, der das Leben genießt, das Sinnliche preist und das Asketische verspottet. Der Raum wird nicht als Ort der Würde oder Tiefe gewürdigt, sondern als abstoßender Ausdruck lebensfeindlicher Anstrengung.

1836 Was heißt das für ein Leben führen,
Dieser Halbsatz setzt die Kritik fort: Er ist rhetorisch gemeint und verlangt keine Antwort. »Was heißt das« bedeutet: Was soll das überhaupt? Die Lebensform, die hier geführt wird – diszipliniert, intellektuell, weltabgewandt – erscheint Mephistopheles als absurd. Er stellt damit nicht nur die Praxis, sondern das ganze Lebenskonzept in Frage.
Der Vers drückt zugleich ein dämonisches Unverständnis gegenüber jeglicher Selbstüberwindung aus: Für Mephisto zählt das gelebte Leben – das sinnliche, unmittelbare, genießende –, nicht das spekulative Denken.

1837 Sich und die Jungens ennuyiren?
Das französische Fremdwort »ennuyiren« (von ennuyer = langweilen) verweist auf modische Sprachelemente des 18. Jahrhunderts, wie sie der Hof oder städtische Salons gebrauchten. Mephistopheles benutzt es bewusst spöttisch und abwertend. Die Ironie zielt darauf, dass Faust nicht nur sich selbst quält, sondern auch seine Schüler mit trockener Gelehrsamkeit »langweilt«.
Der Plural »Jungens« ist bewusst volkstümlich und fast despektierlich – keine Rede von »Schülern« oder »Zöglingen«. Die Formulierung verleiht dem Satz einen Ton von Geringschätzung gegenüber dem gesamten akademischen Betrieb: nicht nur der Lehrer ist ein »Langweiler«, sondern er zieht auch seine Schüler ins Joch geistloser Disziplin.

Zusammenfassend 1835-1837
Diese drei Verse enthalten – komprimiert und mit der typischen mephistophelischen Ironie – eine scharfe Gegenrede zur idealistischen, asketisch-wissenschaftlichen Welt des Gelehrten. Mehrere Ebenen der Tiefe sind erkennbar:
1. Kritik an der entweltlichten Vernunft
Mephistopheles bringt eine existentielle Kritik an der Vernunft- und Erkenntniskultur vor, wie sie in der Aufklärung idealisiert wurde. Der gelehrte Rückzug ins Studierzimmer erscheint ihm als Lebensverfehlung. Damit greift Goethe das Spannungsfeld von Vernunft und Leben auf – ein Thema, das später von Nietzsche, Kierkegaard oder Heidegger zentral weiterverfolgt wird.
2. Dämonische Lebensphilosophie
Mephistopheles spricht aus einer Perspektive, die das Sinnenhafte, Spontane, Vitalistische betont. Seine Rhetorik erinnert an eine Philosophie der Lebensbejahung: Statt Selbstdisziplin – Genuss; statt Askese – Erfüllung im Moment. In dieser Haltung kündigt sich bereits eine Kritik an christlicher Weltentsagung an. Die Pole zwischen Faust und Mephisto sind also nicht nur moralisch, sondern auch anthropologisch: Was ist ein Mensch – ein Denkender oder ein Lebender?
3. Ironie als erkenntniskritisches Werkzeug
Mephistopheles verwendet Ironie nicht nur als Spott, sondern auch als Mittel zur Enthüllung. Er entlarvt – zumindest aus seiner Sicht – das Studierzimmer als Selbsttäuschung: Faust hält sich für einen Suchenden, doch in Mephistos Perspektive ist er nur ein gelangweilter Lehrer, der andere ebenfalls langweilt. Die Ironie untergräbt also nicht nur das Leben des Gelehrten, sondern das ganze Pathos von Wahrheitssuche.
4. Bildung als potenzielle Gewalt
Mit der Bezeichnung des Raumes als »Marterort« wird ein dunkles Motiv angedeutet: Bildung kann auch quälen, kann deformieren statt befreien. Mephisto zeigt auf eine Schattenseite des humanistischen Ideals – dort, wo Bildung zur Selbstvergewaltigung wird, wo der Geist gegen den Leib und das Leben steht. Dies verweist auf die dunkle Linie, die vom Idealismus bis zur Selbstverleugnung führen kann.

1838 Laß du das dem Herrn Nachbar Wanst!
Sprachlich und rhetorisch:
Die Anrede »du« betont Vertrautheit, ja Herablassung. Mephistopheles positioniert sich als jemand, der Faust übergeordnet sei – ein Zeichen seines manipulativen Selbstverständnisses.
»Herr Nachbar Wanst« ist ein Spottname – eine der vielen bissigen Karikaturen Mephistopheles’. Der Name evoziert eine Person, die vor allem durch ihren Bauch (»Wanst«) charakterisiert wird: ein wohlgenährter, bequemer, stumpfer Akademiker, der sich mehr dem Essen und Trinken hingibt als dem Denken.
Damit stellt Mephistopheles Fausts wissenschaftliche Kollegen (und indirekt auch Faust selbst) als aufgeblähte, faule, selbstzufriedene Menschen bloß. Es ist eine satirische Entlarvung des akademischen Milieus.
Inhaltlich:
Mephistopheles fordert Faust auf, die mühsame intellektuelle Arbeit denjenigen zu überlassen, die dafür ohnehin nicht taugen, aber sich im Wissenschaftsbetrieb eingerichtet haben.
Implizit wird das Forschen, das Fragen, das Nachdenken – das, was Faust eben als seinen inneren Drang erlebt – als lächerlich und sinnlos dargestellt, wenn es innerhalb des universitären Betriebes geschieht.

1839 Was willst du dich das Stroh zu dreschen plagen?
Sprachlich und rhetorisch:
Das Bild des »Strohdreschens« stammt aus der Landwirtschaft: Wer Stroh drischt, nachdem das Korn schon ausgedroschen wurde, betreibt eine leere, sinnlose Tätigkeit.
Diese Metapher ist in ihrer Schärfe kaum zu überbieten: Mephistopheles vergleicht Fausts Streben nach Erkenntnis mit einer Tätigkeit, die völlig zwecklos ist. Die Wahrheit (»das Korn«) ist längst weg oder war nie da – es bleibt nur das leere Gerede.
Die Alliteration »dich das Stroh zu dreschen« verstärkt den Spott durch lautliche Übertreibung.
Inhaltlich:
Mephistopheles stellt die geistige Arbeit – insbesondere die Philosophie, die Theologie, die Wissenschaft – als zweckfreies, ermüdendes und fruchtloses Unterfangen dar. Er spricht damit die tiefste Krise der Aufklärung an: den Zweifel, ob reines Denken jemals zur Wahrheit führt.
Für Faust, der sich nach »mehr« sehnt – nach Wahrheit, nach Erfüllung, nach Leben –, wird diese Verächtlichmachung der Theorie zur Versuchung: Die Wissenschaft wird als nutzlos und sterbenslangweilig entwertet, und das Erlebnis, das Leben, das Sinnliche (was Mephisto verspricht), erscheint als Alternative.

Zusammenfassend 1838-1839
1. Kritik am akademischen Betrieb:
Mephistopheles’ Worte sind nicht nur Spott über einzelne Kollegen, sondern eine grundsätzliche Kritik an einer Wissenschaft, die sich selbst genügt, aber das Leben verfehlt. Er führt Faust die Absurdität einer bloßen Buchgelehrsamkeit vor Augen – eine Kritik, die Goethe selbst teilt.
2. Verhöhnung der Aufklärung und des Rationalismus:
Das »Strohdreschen« steht symbolisch für den Versuch, durch reines Denken oder Sprache die Welt zu erfassen – ohne Erfüllung, ohne Substanz. Die Aufklärung hatte das Ideal der reinen Vernunft etabliert; Mephistopheles nimmt diesem Ideal hier auf teuflische Weise den Sinn.
3. Verführung zur Lebenswelt:
Mephisto will Faust vom Denken zum Erleben bewegen – weg vom Gelehrten-Ich, hin zum Erfahrenden, zum Leidenden, zum Genießenden. Der Weg zu Fausts »Gretchen«-Tragödie beginnt hier: in der Verabschiedung vom Denken zugunsten des Spürens, vom Forschen zugunsten des Handelns.
4. Sinnfrage und existentielle Leere:
Die Bildlichkeit des »Strohdreschens« berührt auch die metaphysische Dimension des Werkes: Gibt es überhaupt einen Sinn? Oder ist alle menschliche Erkenntnissuche zum Scheitern verurteilt? Mephistopheles deutet letzteres an – er steht für den Nihilismus, für die Verneinung des Sinns.
Fazit
Diese zwei Verse bilden ein Konzentrat mephistophelischer Weltdeutung: höhnisch, entlarvend, zersetzend. Sie sprechen Fausts tiefstes Gefühl der Frustration und Leere an und verleiten ihn zur Abkehr vom Denken. Es ist der Moment, in dem die Philosophie, die nach Wahrheit strebt, als leeres Ritual enttarnt wird – und Mephisto sich als der große »Verführer zum Leben« in Stellung bringt.

1840 Das beste, was du wissen kannst,
Hier beginnt Mephistopheles mit einer Aussage, die auf eine Hierarchie des Wissens verweist. Das »Beste« meint hier nicht einfach eine beliebige Information, sondern das Tiefste, Wahre, vielleicht auch das Gefährlichste. Es geht also nicht um gewöhnliches, sondern um existenzielles, vielleicht sogar metaphysisches Wissen.
Dass Mephistopheles dies überhaupt benennt, deutet auf eine Art epistemische Überlegenheit: Er weiß um Wissen, das dem Menschen eigentlich nicht zugänglich sein sollte oder darf. Dieses Wissen wird als etwas Kostbares, aber auch Gefährliches dargestellt – ähnlich wie in vielen mythischen Erzählungen, in denen Erkenntnis (z. B. bei der Frucht vom Baum der Erkenntnis in der Genesis) mit einer Grenzüberschreitung einhergeht.
Mephistopheles spielt auf die Spannung zwischen Erkenntnisdrang und menschlicher Begrenztheit an. Gerade Faust hat sich ja in einem maßlosen Erkenntniswunsch erschöpft – nun stellt Mephisto ihm gegenüber die Frage: Gibt es Wissen, das selbst einem Wissenshungrigen wie Faust vorenthalten bleiben sollte?

1841 Darfst du den Buben doch nicht sagen.
Hier kippt die Aussage ins Ironische, ja ins Herablassende. Mit »den Buben« sind die Studenten gemeint – oder allgemeiner: junge Menschen, Lernende, Unreife. Mephistopheles verkehrt das Lehrer-Schüler-Verhältnis: Anstatt Wissen weiterzugeben, empfiehlt er Zensur, ja sogar Geheimhaltung. Der Begriff »Buben« ist dabei eindeutig abwertend. Die Schüler werden nicht als ernsthafte Suchende dargestellt, sondern als unreife Kinder, die mit dem »besten Wissen« überfordert wären.
Es ist auch ein sarkastischer Kommentar auf die akademische Praxis: Wahrheit wird nicht ausgetauscht, sondern verborgen, um Machtverhältnisse zu wahren oder den Schein von Autorität zu schützen. Mephisto spiegelt hier die Arroganz und Selbstgenügsamkeit einer Wissenschaft, die ihre eigene Tiefe nicht teilt, sondern nur ihre Form – ein Thema, das Goethe immer wieder kritisch aufgreift.

Zusammenfassend 1840-1841
1. Erkenntnistheorie und elitäres Wissen
Die Frage, was überhaupt wissbar ist, und wer dazu Zugang haben sollte, ist eine zentrale erkenntnistheoretische Fragestellung. Mephistopheles behauptet, es gebe ein »bestes Wissen« – also ein qualitativ herausragendes Wissen –, das jedoch nicht für jeden bestimmt sei. Das erinnert an gnostische, mystische oder auch esoterische Denkmodelle, in denen nur Eingeweihten bestimmte Wahrheiten offenbart werden dürfen.
Im Kontext der Aufklärung – und als deren Gegenspieler – persifliert Mephistopheles damit auch die Haltung von Priestern, Philosophen oder Professoren, die ihr Wissen zur Machterhaltung verwenden und es nicht teilen.
2. Anthropologische Skepsis
In Mephistos Aussage liegt eine tiefe Skepsis gegenüber dem Menschen: Der Mensch ist nicht reif für die Wahrheit. Diese skeptische Anthropologie findet sich bei vielen Philosophen, etwa bei Pascal (»Der Mensch ist nur ein Schilfrohr, das denkende« – aber er ist auch schwach) oder bei Nietzsche (»Der Mensch ist etwas, das überwunden werden soll«). Mephistopheles spricht hier nicht als bloßer Zyniker, sondern als ironischer Diagnostiker menschlicher Begrenztheit.
3. Kritik der Bildung
Goethe formuliert über Mephisto eine radikale Kritik an einem Bildungssystem, das nicht auf Wahrheit ausgerichtet ist, sondern auf Konvention, auf Form, auf Schein. Mephisto, der sich nun gleich als akademischer Lehrer inszenieren wird, offenbart damit seine Maske: Er dient nicht der Wahrheit, sondern der Verblendung – und wird dafür von den »Buben« sogar bewundert werden.
4. Pädagogische Ironie
Indem Mephistopheles betont, man dürfe »das Beste« nicht weitergeben, entlarvt er eine pädagogische Perversion: Das Lernen wird zur Dressur, nicht zur Erkenntnis. Lehrer werden zu Magiern, die Illusionen erschaffen, nicht zu Führern zur Wahrheit. Das ist besonders pikant, weil Faust selbst in seinem Prolog das akademische Wissen als hohl und unbefriedigend verurteilt hatte – nun wird dieses System von seinem teuflischen Begleiter mit beißendem Sarkasmus wieder vorgeführt.
Fazit
Diese zwei Verse sind kurz, aber inhaltlich hoch verdichtet: Mephistopheles stellt die Frage nach der Grenze des Wissens, nach dem Wert und der Gefahr von Wahrheit, nach der Berechtigung und Fähigkeit des Menschen zur Erkenntnis – und nach der Funktion von Bildung im Spannungsfeld von Macht, Täuschung und Aufklärung. Goethe nutzt hier Mephistopheles' Stimme, um nicht nur Fausts Weltsuche zu spiegeln, sondern eine ganze Philosophie der Ambivalenz zu formulieren: zwischen Wahrheit und Illusion, Lehrer und Schüler, Mensch und Dämon.

1842 Gleich hör’ ich einen auf dem Gange!
In diesem Vers nimmt Mephistopheles eine äußere Bewegung wahr – jemand nähert sich dem Studierzimmer. Der Satz ist zunächst rein funktional: er kündigt die Ankunft Wagners an. Doch durch die Formulierung »gleich hör’ ich« – im Präsens mit sofortigem Zukunftsbezug – wird die Szene verdichtet, als ob Mephistopheles nicht nur besonders feinfühlig ist, sondern fast eine übernatürliche, hellhörige Präsenz besitzt. Sein Sensorium übersteigt das des Menschen – was seine dämonische Natur unterstreicht.
Zudem enthält der Satz eine gewisse Spannung: Mephistopheles unterbricht die Szene mit Faust abrupt, um auf eine äußere Störung hinzuweisen. Dies hat dramaturgische Funktion, aber auch symbolische: Die äußere Welt (verkörpert durch Wagner) dringt in die innerste Sphäre des Subjekts (Fausts Studierzimmer) ein – ein Motiv, das häufig mit der Störung der Innerlichkeit durch das Banale der Außenwelt assoziiert ist.

Faust.
1843 Mir ist’s nicht möglich ihn zu sehn.
Fausts Antwort ist tief resignativ und offenbart eine existenzielle Müdigkeit. Der Satz lässt sich doppelt lesen:
1. Wörtlich bedeutet er, dass Faust physisch nicht in der Lage ist, aufzustehen oder sich umzudrehen, um den Kommenden zu sehen.
2. Symbolisch steht »ihn zu sehn« für eine Unfähigkeit zur Begegnung mit dem anderen, mit dem Weltlichen, mit der Gewöhnlichkeit. Faust, eben noch im Gespräch mit dem Teufel, am Rande metaphysischer Einsichten und existenzieller Verzweiflung, vermag den trivialen Wagner nicht zu ertragen.
Dieses Nicht-sehen-Können ist kein Mangel an Sinnesvermögen, sondern Ausdruck einer inneren Erschöpfung und Weltflucht. Faust zieht sich in eine geistige Einsamkeit zurück, in der das Alltägliche (wie Wagner) nicht mehr zugelassen werden kann. Es ist auch ein Zeichen für die wachsende Entfremdung zwischen Faust und der Welt der bürgerlichen Gelehrsamkeit, die Wagner repräsentiert.

Zusammenfassend 1842-1843
1. Existenzielle Müdigkeit und Weltüberdruss:
Fausts Antwort (»Mir ist’s nicht möglich ihn zu sehn«) ist ein Ausdruck dessen, was man mit Heidegger später als Überdruss am Seienden bezeichnen könnte. Nachdem Faust mit Mephistopheles einen diabolischen Pakt schließt, ist ihm die Welt des Alltäglichen nicht mehr zugänglich. Seine Wahrnehmung ist auf das Absolute gerichtet, das Andere jenseits aller Erscheinung – und das verhindert die Rezeption des Banalen.
2. Phänomenologische Blindheit gegenüber dem Anderen:
Die Unfähigkeit, Wagner zu sehen, ist ein Zeichen für die Abkapselung des Selbst. In Levinas' Sinne könnte man sagen: Faust ist (noch) nicht offen für das »Antlitz des Anderen«. Der Andere – Wagner – ist für ihn keine lebendige Instanz, sondern bloße Störung.
3. Dualismus von Innerlichkeit und Welt:
In Faust spitzt sich der philosophische Dualismus zwischen Subjekt und Objekt, Geist und Materie, Innerlichkeit und Äußerlichkeit zu. Der Dialog mit Mephistopheles ist metaphysisch, existentiell aufgeladen; die reale Welt erscheint dagegen sinnentleert. Fausts Rückzug verweist auf den Bruch zwischen kontemplativer Tiefe und empirischer Wirklichkeit.
4. Theologisch gesehen:
Man kann in Fausts »Mir ist’s nicht möglich ihn zu sehn« eine Art Dunkelheit der Seele erkennen, wie sie etwa bei Johannes vom Kreuz in der noche oscura erscheint: Wenn die Seele sich in der Schwelle zum Transzendenten befindet, erscheinen alle weltlichen Dinge unbedeutend oder unerträglich. Faust steht an dieser Schwelle, und der triviale Wagner ist ihm unerträglich geworden.

Mephistopheles.
1844 Der arme Knabe wartet lange
Diese Zeile bezieht sich auf den von Faust herbeigerufenen Famulus Wagner, der draußen vor der Tür wartet. Mephistopheles spielt hier mit Ironie und Doppeldeutigkeit. »Der arme Knabe« ist einerseits eine mitleidige, fast herablassende Bezeichnung für den eifrigen, aber beschränkten Schüler, den Mephistopheles durchgehend verspottet. Das Adjektiv »arm« bezeichnet nicht nur sozialen oder psychischen Mangel, sondern verweist auch auf intellektuelle Armut, Kleinheit des Geistes und emotionale Bedürftigkeit. Die Wendung »wartet lange« betont die Geduld des Schülers – aber auch dessen Machtlosigkeit. Er ist ein passives Objekt, das auf Einlass, Zuwendung oder Führung angewiesen ist.
Gleichzeitig lässt sich hierin ein tieferer Ton von Hohn heraushören: Mephistopheles erkennt die lange Wartezeit des Schülers zwar an, aber nicht aus echter Empathie, sondern als Vorbereitung für seinen nächsten Schritt der Manipulation. Das Warten symbolisiert zudem die Spannung zwischen Lehrling und Meister, zwischen Erwartung und Erkenntnis – ein Thema, das Faust selbst betrifft, der zeitlebens auf eine höhere Wahrheit »wartet«.

1845 Der darf nicht ungetröstet gehn.
Hier bringt Mephistopheles seine Absicht auf den Punkt: Er will dem »armen Knaben« Trost spenden – aber in seinem spezifisch teuflischen Sinn. »Trost« bedeutet hier nicht echte Ermutigung oder Erlösung, sondern vielmehr Verführung, Einlullung, Pseudobefriedigung. Es ist ein zentrales Motiv in Goethes Faust: Der Mensch verlangt Trost, wo er die Wahrheit nicht erträgt – und der Teufel bietet genau diesen falschen Trost, diese bequeme Illusion.
Die Formulierung »darf nicht« wirkt wie ein Gebot oder eine moralische Verpflichtung – aber ausgesprochen vom Teufel erhält sie eine doppelte Bedeutung. Mephistopheles erhebt sich über die Lage des Schülers wie ein gütiger Wohltäter, doch seine Hilfe ist stets vergiftet.
Darin schwingt auch eine Kritik an einem pädagogischen System mit, das Trost über Wahrheit stellt: Der Schüler soll lieber beruhigt als wahrhaft gebildet werden – ein Thema, das Goethe zeitlos gestaltet.

Zusammenfassend 1844-1845
1. Verführung durch Trost
Mephistopheles erkennt das menschliche Bedürfnis nach Sinn, Zuwendung und Orientierung – und er nutzt es. Der »Trost« wird zu einer Strategie der Täuschung. Im Gewand des Mitgefühls vollzieht sich die Unterwanderung der Wahrheitssuche. Dies reflektiert eine existenzielle Schwäche des Menschen: Statt Schmerz zu durchleiden, wird lieber ein bequemer Trug gewählt. Hier liegt eine subtile Kritik an jeder Form von Ideologie, Religion oder Pädagogik, die Trost vor Erkenntnis stellt.
2. Der Mensch als wartendes Wesen
Der »arme Knabe« steht stellvertretend für den Menschen in seinem ontologischen Zustand des Wartens: auf Wahrheit, auf Sinn, auf Erlösung. Dieses Warten macht ihn verwundbar für Einflüsterungen von außen. Faust selbst ist ein solcher Wartender – aber mit dem Unterschied, dass er sich aktiv auf die Suche begibt, während Wagner (und mit ihm der »Knabe«) passiv bleibt.
3. Ironie und Rollenparodie
Mephistopheles nimmt hier die Rolle eines barmherzigen Retters ein – eine bewusste Karikatur des göttlichen Trostes. In der Sprache des Mitleids verbirgt sich die perfide Absicht. Goethe spielt mit der Verwechslung von Gut und Böse, von Engel und Teufel, von Trost und Täuschung – ein Kernelement seines Weltbildes.
4. Bildungskritik
Der Schüler ist nicht bloß eine Figur des persönlichen Schicksals, sondern Symbol eines Bildungssystems, das mechanisch, angepasst und autoritätsgläubig ist. Der Trost, den Mephistopheles ihm verheißt, ist eine ironische Pointe zur Frage, was wahre Bildung ist: nicht die beruhigende Antwort, sondern das Unruhe stiftende Fragen.

1846 Komm, gib mir deinen Rock und Mütze;
Dieser Vers markiert eine entscheidende Wendung im Verhältnis zwischen Faust und Mephistopheles. Mephistopheles fordert Faust dazu auf, ihm dessen »Rock und Mütze« zu überlassen – zwei zentrale Elemente der äußeren Gestalt eines Gelehrten. Der »Rock« steht hier für das bürgerlich-akademische Amtsgewand, während die »Mütze« (wahrscheinlich die typische Doktorenmütze oder ein Barett) symbolisch für die gelehrte Autorität, den Stand und das Ansehen Fausts als Wissenschaftler steht.
Diese Übergabe hat tiefgreifende Bedeutung: Mephistopheles übernimmt die äußere Rolle Fausts. Es ist nicht nur eine Verkleidung, sondern eine Art symbolischer Identitätsverschiebung oder gar Usurpation. Mephistopheles übernimmt damit eine Art Maske, um sich im Namen Fausts in der Welt zu bewegen – insbesondere gegenüber dem Famulus Wagner und anderen, denen er begegnen wird. Es ist der erste konkrete Schritt zur Realisierung des Paktes: Mephistopheles wird Faust dienen, indem er ihm »die Welt zeigt« – aber er tut dies, indem er sich selbst in Fausts Gestalt mischt und agiert.
In diesem simplen Satz liegt eine Umkehrung verborgen: Während Faust seine Individualität und sein Innerstes Mephistopheles überantwortet, schlüpft dieser nun in seine soziale Rolle. Das lässt sich allegorisch deuten: Der Teufel übernimmt die Maske der Wissenschaft, des Gelehrten, um unter diesem Deckmantel zu wirken.

1847 Die Maske muß mir köstlich stehn.
Dieser Vers ist von sarkastischer Ironie durchzogen. Mephistopheles spricht hier nicht bloß von einem Kostüm im oberflächlichen Sinne, sondern von einer Maske, die köstlich an ihm wirken werde. Das Wort »köstlich« deutet auf seine spöttische Freude: Der Teufel im Gelehrtengewand ist für ihn eine besonders amüsante und zugleich wirksame Verkleidung.
Die Doppeldeutigkeit des Wortes »Maske« ist zentral: Es verweist einerseits auf die äußere Verkleidung – also Rock und Mütze –, andererseits auf die Täuschung selbst. Die Maske erlaubt dem Teufel, sich unter dem Anschein des Wissens und der Autorität zu bewegen. Zugleich verweist Goethe hier auf das Theaterhafte des ganzen Geschehens: Die Welt ist eine Bühne, Rollen werden gespielt, Identitäten sind trügerisch. In dieser Szene wird das Motiv des Schein und Sein in scharfer Zuspitzung dramatisiert.
Mit einem feinen Sinn für Ironie enthüllt Goethe hier, wie leicht der Teufel sich des Gelehrtenhabits bedienen kann. Damit übt der Vers auch Kritik an einer Wissenschaft, die ohne ethisches Fundament, ohne geistige Wahrheit operiert – die sich nur auf Äußerlichkeiten, Formalien und Standessymbole stützt. Mephistopheles passt die Maske des Gelehrten wie ein Maßanzug – weil dieser Habitus offenbar leicht zu imitieren ist, wenn das Innere nicht gefestigt ist.

Zusammenfassend 1846-1847
1. Verkleidung als Metapher für Entfremdung
Faust, der eben noch in existenzieller Verzweiflung nach höherer Erkenntnis rang, übergibt nun bereitwillig seine äußere Identität an Mephistopheles. Diese symbolische Entäußerung verweist auf eine zunehmende Selbstentfremdung: Faust verliert sich nicht nur in seinem Drang nach Erfahrung, sondern auch in der Bereitschaft, seine gesellschaftliche Rolle anderen Mächten zu überlassen. Was bleibt von ihm, wenn der Teufel sein Gesicht trägt?
2. Die Maske des Gelehrten als Kritik an der Wissenschaft
Goethes Text enthält eine scharfsinnige Kritik am formalisierten, seelenlosen Wissenschaftsbetrieb seiner Zeit. Wenn ein Mephistopheles, ein Geist der Verneinung, sich mühelos der Gestalt des Gelehrten bedienen kann, dann stellt sich die Frage: Wie tief reicht die Wissenschaft wirklich? Ist sie in ihrer äußeren Form nicht anfällig für Missbrauch, Blendung und Leere?
3. Das Böse als Mimetisches Prinzip
Der Teufel ahmt den Menschen nach – er ist ein Parasit, ein Schauspieler. In der christlich-mystischen Tradition wird das Böse oft als das dargestellt, was sich an das Gute anlehnt, es nachbildet, aber innerlich leer bleibt. Hier tritt Mephistopheles auf als Imitator des Gelehrten, als ein dunkler Spiegel des Menschen, der sich nach Wahrheit sehnt, aber nun zur Marionette der Sinnlichkeit und des Scheins wird.
4. Maskenspiel als anthropologische Konstante
Goethe thematisiert hier, was Philosophen wie Nietzsche später radikalisieren werden: Die Idee, dass der Mensch Rollen spielt, dass »Wahrheit« häufig nur eine Funktion der Maske ist, die gerade getragen wird. Mephistopheles ist in diesem Sinne ein Meister des Rollenspiels, ein Archetyp des homo ludens, aber mit zerstörerischem Impuls.
5. Diabolische Ironie
Der ganze Auftritt Mephistopheles ist von Ironie durchzogen – nicht bloß als rhetorisches Stilmittel, sondern als Ausdruck einer metaphysischen Haltung: Das Böse nimmt nichts ernst, es durchbricht jede Ordnung durch Spott. Diese Ironie dient nicht der Aufklärung, sondern der Zersetzung. Wenn der Teufel sagt, die Maske stehe ihm »köstlich«, dann ist das nicht nur ein Theaterwitz, sondern Ausdruck einer diabolischen Freude an der Verkehrung aller Dinge.

1848 Nun überlaß es meinem Witze!
Dieser Vers ist die selbstbewusste Ankündigung Mephistopheles', nun die Initiative zu übernehmen.
»Witz« ist hier nicht im heutigen Sinne von humoristischer Intelligenz zu verstehen, sondern meint im damaligen Sprachgebrauch vielmehr eine geistreiche, erfinderische, listige Kraft – einen scharfsinnigen, kreativen Verstand, der nicht an Moral gebunden ist. Mephistopheles reklamiert für sich das Feld der praktischen Durchführung, nachdem Faust die Entscheidung zur »Fahrt« bereits getroffen hat. Die Formulierung "nun überlaß" markiert einen Wechsel der Kontrolle: Faust zieht sich zurück, Mephistopheles agiert. Im Hintergrund steht das dämonische Prinzip des listigen Manipulators, der sich durch raffinierte Maskerade und Täuschung in die Welt einmischt.

1849 Ich brauche nur ein Viertelstündchen Zeit;
Hier kündigt Mephistopheles in lakonischer Kürze an, dass er lediglich fünfzehn Minuten braucht, um alle nötigen Vorbereitungen zu treffen. Die scheinbare Mühelosigkeit – »nur ein Viertelstündchen« – unterstreicht seine übernatürliche Effizienz und gibt der Szene einen ironischen Ton: Eine dämonische Verkleidung, die ein Menschenleben zerstören wird, kann in dieser kurzen Zeit entstehen. Der Diminutiv »-chen« (statt »Viertelstunde«) verharmlost bewusst den Ernst der Sache – typisch für Mephistos lakonisch-ironische Rhetorik. Zugleich kontrastiert diese Leichtigkeit mit der Schwere von Fausts metaphysischem Streben: Während Faust zuvor an der Erkenntnis der Welt verzweifelte, genügt Mephisto ein Moment der Maskerade, um das Spiel zu eröffnen.

1850 Indessen mache dich zur schönen Fahrt bereit!
Die »schöne Fahrt« ist doppeldeutig: Einerseits bezieht sie sich konkret auf die bevorstehende Unternehmung Fausts – den Eintritt in das gesellschaftliche Leben, insbesondere auf das Kennenlernen Gretchens. Andererseits evoziert der Ausdruck im ironischen Ton Mephistos bereits das Verderben, das auf Faust wartet. Die »schöne Fahrt« wird als euphemistische Chiffre für den Weg ins Unheil eingeführt. Gleichzeitig bleibt sie – aus Mephistos Perspektive – tatsächlich »schön« im Sinne der Verführung, Sinnlichkeit und Unterhaltung. Diese Mehrdeutigkeit verweist auf die Dialektik von Lust und Verhängnis, Schein und Wahrheit, Oberfläche und Tiefe – zentrale Motive des gesamten Faust-Dramas.
Faust verlässt daraufhin die Szene – in mehrfacher Hinsicht: räumlich, existenziell und symbolisch. Er übergibt die Verantwortung, zieht sich zurück, wird (vorerst) zum Objekt mephistophelischer Inszenierung.

Zusammenfassend 1848-1850
1. Delegation des Willens – Selbstentäußerung:
Mit Fausts Abgang und der Übergabe an Mephistos »Witz« wird ein fundamentaler Moment markiert: Der Mensch überlässt das Handeln nicht mehr dem autonomen Subjekt, sondern einer fremden Macht, die zwar seine Wünsche erfüllt, aber deren Bedingungen nicht offen sind. Philosophisch gesprochen handelt es sich hier um eine Selbstentäußerung des Willens – der Mensch verzichtet auf seine Verantwortung zugunsten einer scheinbar effizienten Instanz. In der modernen Lesart könnte man dies als frühe Reflexion auf die Technokratie, Bürokratie oder Instrumentalisierung des Geistes deuten.
2. Ironie als dämonisches Prinzip:
Mephistos Ironie ist nicht nur sprachlicher Schmuck, sondern eine zentrale Strategie, die Wirklichkeit zu entmoralisierten Spielräumen umdeutet. Seine Sprache ist durchzogen von Diminutiven, Doppeldeutigkeiten und scheinbarer Harmlosigkeit. Dadurch entzieht er den Geschehnissen ihre existenzielle Tiefe – er verschleiert das Tragische durch das Komische. Dieses Prinzip der Ironie ist ein philosophischer Schlüssel: Die Frage nach Gut und Böse, Wahrheit und Lüge wird nicht beantwortet, sondern durch Ironie unterlaufen.
3. Maskerade und das Problem der Identität:
Mephistopheles beginnt sich hier bereits zu verwandeln. Die bevorstehende »Fahrt« setzt Verkleidung voraus – Faust wird als Junker auftreten. Dieses Spiel mit Rollen und Kostümen verweist auf das philosophische Problem der Identität im Zeitalter der Moderne: Was ist das »Selbst«, wenn es sich beliebig maskieren und inszenieren kann? Die Tragödie wird damit auch zum Spiegelkabinett einer zersplitterten Subjektivität.
4. Der Übergang vom Geistigen ins Weltliche:
Die Szene markiert den Übergang vom metaphysischen Raum der Studierstube in die sinnlich-konkrete Welt. Damit wird ein zentraler Themenkomplex Goethes in Szene gesetzt: das Verhältnis von Idee und Erscheinung, von Geist und Materie. Die »schöne Fahrt« ist keine bloße Reise, sondern eine symbolische Bewegung vom Ideal ins Reale – mit allen Konsequenzen für das Streben, das sich dort erprobt.
5. Spiel mit Zeitlichkeit – Zersetzung des Ernstes:
Mephistos Bemerkung, er brauche »nur ein Viertelstündchen«, bricht mit der Zeitdimension, in der Faust bislang lebte: Dort war alles von schwerer Bedeutung, von Ewigkeitsfragen durchdrungen. Jetzt wird die Welt der Zeitlichkeit ironisch verknappt – ein Teufel braucht keine Ewigkeit, er braucht fünfzehn Minuten. Hier zeigt sich auch die Spannung zwischen dem metaphysischen Ernst Fausts und der modernen Oberflächlichkeit, die Mephisto verkörpert.
Fazit
Insgesamt spiegelt sich in diesen drei Versen ein fundamentaler Wendepunkt des Dramas: Die theoretisch-metaphysische Dimension Fausts weicht einem praktisch-dämonischen Spiel mit Rollen, Zeit, Identität und Moral. Der Mensch, der eben noch das »All« erkennen wollte, lässt nun anderen die Initiative – und begibt sich unbewusst in ein existenzielles Abenteuer, das ihn mit der Wirklichkeit und mit sich selbst konfrontieren wird.

1851 Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
Dieser Vers ist eine direkte, zynisch-ironische Aufforderung Mephistopheles’ an den Schüler, den er gerade mit listiger Rhetorik manipuliert. In der Szene hat Mephisto sich als Faust verkleidet und gibt sich dem naiven Schüler gegenüber als gelehrter Mentor. Der Imperativ »Verachte« ist dabei nicht ernst gemeint im Sinne einer offenen Ablehnung, sondern eine raffinierte Verführung zur Abwendung von den geistigen Grundlagen der Aufklärung.
Die Vernunft und die Wissenschaft sind zentrale Ideale des Humanismus und der Aufklärung – sie stehen für Erkenntnis, geistige Selbstbestimmung und methodische Wahrheitssuche. Mephistopheles, als teuflischer Geist, stellt diese Werte infrage und verführt zum Spott über sie. Seine Redeweise ist dabei doppeldeutig: Er preist zwar scheinbar das Gegenteil an, doch tut er dies so übertrieben und zynisch, dass es gerade die Instabilität solcher Verachtung offenbart. Mephisto gibt nicht offen seine teuflische Gesinnung preis, sondern wirkt wie ein ironischer Spiegel menschlicher Selbsttäuschung.
Zugleich spiegelt sich hier Goethes Kritik an einer rein rationalistischen oder mechanistischen Weltsicht, wenn sie von innen leer bleibt. Mephisto benutzt den Zweifel am Wert der Vernunft, um die geistige Leere des Schülers zu verstärken und ihn empfänglich für seine Macht zu machen. Das zeigt: nicht nur blinder Rationalismus, sondern auch die Verachtung von Geist führt ins Verderben.

1852 Des Menschen allerhöchste Kraft,
Diese Zeile ist grammatikalisch die Fortsetzung des ersten Verses – die Vernunft und Wissenschaft werden als »des Menschen allerhöchste Kraft« bezeichnet. Das klingt wie ein Lob, doch im Kontext von Mephistos ironischem Sprechduktus wird es zur bitteren Verhöhnung: Indem er das Höchste empfiehlt zu verachten, zeigt er seine Verführungskunst. Er gibt sich als Kenner der menschlichen Natur, der genau weiß, was in den Menschen wirkt – Ehrgeiz, Unsicherheit, Streben nach Größe – und wie man es gegen sie selbst richtet.
Der Ausdruck »allerhöchste Kraft« verweist auf eine metaphysische Dimension des Menschseins: das Denken, das Verstehen, das rationale Durchdringen der Welt sind nicht bloß Werkzeuge, sondern im goetheschen Sinn Teil einer göttlichen Anlage im Menschen. Doch Mephisto fordert deren Preisgabe – und zwar nicht mit einem Aufruf zur Leidenschaft oder zum Glauben, sondern in einer Art nihilistischen Lächerlichmachens: Wenn das Höchste verspottet wird, was bleibt dann?

Zusammenfassend 1851-1852
1. Ironie des Bösen und Manipulation der Sprache
Mephistopheles spricht in einer doppelten Sprache – er fordert etwas scheinbar Offensichtliches (Verachtung der Vernunft) und zugleich Absurdes, um zu enthüllen, wie leicht der Mensch das Höchste in sich selbst verspottet, wenn es ihm unbequem wird. Das Böse tritt nicht als offener Gegensatz zur Wahrheit auf, sondern als ihre karikierende Umkehrung.
2. Kritik an der reinen Rationalität – aber auch an deren Ablehnung
Goethe lässt Mephisto nicht bloß die Vernunft verwerfen, sondern sie als höchste Kraft benennen – um sie dann zu entwerten. Darin liegt eine tiefe Ambivalenz: Vernunft ist zentral für den Menschen, doch sie reicht allein nicht aus für die Sinnstiftung. Wenn sie verabsolutiert oder entleert wird, gerät sie selbst in den Dienst destruktiver Kräfte.
3. Mephisto als Vertreter des zersetzenden Zweifels
In dieser Szene tritt Mephisto nicht als dämonischer Verführer durch Trieb oder Gewalt auf, sondern als zersetzender Intellekt. Er gebraucht die Sprache der Aufklärung, um deren Werte zu unterlaufen. In diesem Sinn ist er nicht nur Gegner der Vernunft, sondern ein Ausdruck ihrer inneren Schwäche, wenn sie nicht durch sittliche Tiefe getragen wird.
4. Goethes Menschenbild
Die beiden Verse reflektieren ein zentrales Thema in Goethes Faust: der Mensch ist ein Wesen des Strebens, des Zweifelns und der Erkenntnis. Seine höchste Kraft – die Vernunft – kann ihn heben oder stürzen, je nachdem, wie er mit ihr umgeht. Der Teufel wirkt nicht durch rohe Gewalt, sondern durch feine Umwertung von Werten.
5. Sprache als Waffe des Geistes
Mephistopheles’ Stil ist ein Lehrbeispiel für sophistische Verführung. Sprache, die eigentlich zum Ausdruck des Wahren gedacht ist, wird hier zum Mittel der Entfremdung. Das stellt eine ethische Frage an das Denken selbst: Ist es neutral, oder trägt es Verantwortung?

1853 Laß nur in Blend- und Zauberwerken
Dieser Vers beginnt mit einem leicht dahin gesagten, fast beiläufigen Imperativ: »Laß nur« – was so viel bedeutet wie: »Lass dich ruhig darauf ein«, »Hab keine Scheu«, oder sogar: »Mach nur weiter so«. Diese Formulierung zeigt Mephistopheles’ psychologische Raffinesse: Er spricht nicht mit offenem Befehl, sondern mit suggestiver Gelassenheit, als würde Faust ohnehin seinem Einfluss folgen.
Die Begriffe »Blend- und Zauberwerke« verweisen klar auf die Sphäre der Illusionen. »Blendwerke« suggerieren Täuschungen, die den Blick trüben, den Verstand überlisten, während »Zauberwerke« auf die Sphäre der Magie, des Wunderbaren, aber eben auch des Unwahren, Nicht-Echten deuten. In der Kombination entsteht ein Bild der bewussten Irreführung, der freiwilligen Hingabe an das Trügerische – was im Kern auf Fausts Wunsch zurückgeht, über das »bloße Wissen« hinauszugelangen und die »Wirkenskraft« hinter den Erscheinungen zu erkennen (vgl. Anfangsmonolog).
Doch genau hier liegt die Ironie: Faust sehnt sich nach Wahrheit, aber Mephisto verführt ihn mit Blendung und Schein. Das erinnert an platonische Ideen von Höhlenbildern: der Mensch lebt im Schatten, glaubt aber, Wahrheit zu erkennen – bis er sich freiwillig wieder der Höhle zuwendet. Faust kehrt hier bildlich in die Höhle zurück.

1854 Dich von dem Lügengeist bestärken,
Hier offenbart sich die Dialektik des Teuflischen bei Mephisto: Er spricht offen von dem »Lügengeist«, der ihn selbst meint – doch nicht in abschreckender Weise, sondern in glatter, affirmativer Sprache. »Bestärken« suggeriert Unterstützung, Ermächtigung, sogar Erfüllung. Das Böse zeigt sich hier nicht als bedrohliche Gewalt, sondern als sanfte, wohlwollende Kraft – was tief an Goethes Konzept des Teufels als der Geist, der stets verneint anschließt.
Dass sich Faust ausgerechnet vom »Lügengeist« bestärken lässt, ist tragisch und paradox zugleich. Es bedeutet: Der Drang nach Erkenntnis, der eigentlich auf Wahrheit ausgerichtet ist, wird nun durch Lüge gestützt. Dies verweist auf die tiefere Tragik des faustischen Strebens: Wer absolut nach Wahrheit verlangt, läuft Gefahr, an seiner eigenen Hybris in die Irre zu geraten. Der Teufel wird zum notwendigen Spiegel dieser Hybris.
Zugleich wird ein theologischer Subtext angedeutet: Der Teufel als pater mendacii, Vater der Lüge (vgl. Johannes 8,44), bleibt wirksam, wo der Mensch sich vom wahren Logos abwendet. Hier beginnt Fausts Weg in die Verkehrung der Wahrheit – ein Sturz, der äußerlich als Aufbruch in ein neues Leben erscheint.

1855 So hab’ ich dich schon unbedingt –
Diese Zeile drückt Mephistos Genugtuung aus. Der Satz ist unvollständig; das Prädikat wird verschluckt: »So hab’ ich dich schon unbedingt \[in meiner Gewalt]«, »so gehörst du mir schon ganz« – das ist die Implikation. Die Ellipse steigert die suggestive Macht dieser Aussage. Sie wirkt wie ein innerer Monolog Mephistopheles’, als hätte er diesen Sieg innerlich bereits einkassiert.
Das Schlüsselwort ist »unbedingt« – es bedeutet »vollkommen«, »restlos«, aber auch »ohne Bedingungen«. Damit verweist Mephisto auf eine totale Verfügbarkeit Fausts. Philosophisch betrachtet ist dies der Moment der Preisgabe der Freiheit: Der Mensch, der sich auf Illusionen einlässt und sich von der Lüge »bestärken« lässt, gibt seine Autonomie auf – und unterwirft sich einer Macht, die er nicht erkennt.
Zugleich kann man das »unbedingt« dialektisch lesen: Faust wollte »unbedingte« Wahrheit, »unbedingte« Erfahrung. Doch statt des Absoluten erhält er den Schein des Absoluten – und wird selbst »unbedingt« besessen. Diese Umkehrung ist eine teuflische Pointe, eine metaphysische Ironie.

Zusammenfassend 1853-1855
In diesen drei Versen kristallisiert sich ein zentrales Motiv der Faust-Dichtung: die dialektische Beziehung zwischen Erkenntnisdrang, Freiheit und Verführung. Mephisto steht hier nicht als plattes Symbol des Bösen, sondern als Teil des Mechanismus, durch den der Mensch in die Irre geführt wird – nicht weil er das Böse will, sondern weil er das Gute »zu sehr« will.
Der »Lügengeist« gewinnt gerade dann Macht, wenn das Streben nach Wahrheit kompromisslos wird. Diese Struktur erinnert an Hegels Dialektik, in der ein Prinzip durch seine Übersteigerung in sein Gegenteil umschlägt. Faust will das Absolute – und fällt dadurch in die Hände des Trügerischen.
Außerdem liegt hier eine implizite Kritik an jeder Form idealistischer Selbstüberschätzung. Wer glaubt, die Wirklichkeit durch den eigenen Willen und Erkenntnisdrang kontrollieren zu können, öffnet sich ungewollt der Macht dessen, was ihn gerade manipuliert: Blendwerk statt Klarheit, Verführung statt Einsicht.
Schließlich steckt in diesen Versen eine metaphysische Warnung: Das Böse erscheint nicht als das Hässliche oder Widerwärtige – sondern als das Glänzende, Unterstützende, als »Bestärkung«. Das ist die eigentliche List des Teufels – und Goethes tiefe Einsicht in die seelische Gefährdung des modernen Subjekts.

1856 Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,
Dieser Auftaktvers ist bedeutungsschwer: Mephisto spricht von »dem Schicksal«, das einem Menschen (hier: dem Schüler) einen »Geist« gegeben hat. Das Wort »Geist« ist mehrdeutig – es kann den Intellekt, die Persönlichkeit, aber auch den metaphysischen Seelenanteil bedeuten. Bemerkenswert ist auch, dass der Geist nicht erworben wurde, sondern gegeben – das heißt, er ist angeboren, ein Teil der Bestimmung, fast ein metaphysisches Los. Goethes Vorstellung des Menschen ist hier durchzogen vom Spannungsverhältnis zwischen Schicksal (Vorsehung?) und freiem Streben. Die Redeweise erinnert an eine Art göttlicher Disposition, wie man sie auch in der stoischen oder platonischen Tradition findet.

1857 Der ungebändigt immer vorwärts dringt,
Hier wird der Charakter dieses Geistes näher bestimmt: Er ist »ungebändigt« – also nicht zu zügeln, nicht zu zähmen – und zugleich durch einen ständigen Drang nach »vorwärts« geprägt. Dieses »immer vorwärts« evoziert das Bild eines ruhelosen, rastlosen Strebens, das nie verweilt. Dies ist die triebhafte Dynamik des Menschengeistes, die Mephisto hier beschreibt – ein Streben, das keine Ruhe kennt, getrieben von einem inneren Drang nach Erkenntnis, Macht oder Sinn. In der Struktur dieses Verses klingt der Gedanke des »Strebens« an, der in Faust I immer wieder zum Leitmotiv wird – besonders in Verbindung mit Fausts eigener Existenzweise.

1858 Und dessen übereiltes Streben
Nun präzisiert Mephistopheles, dass dieses Streben nicht nur unaufhaltsam, sondern auch »übereilt« ist. Das Adjektiv impliziert: voreilig, unüberlegt, vielleicht auch arrogant in seinem Überspringen von Erfahrungsschritten. Damit schlägt Goethe eine kritische Perspektive an: Der Mensch strebt nicht nur – er überstürzt sich dabei. Dieser Vers fungiert als Scharnier zwischen dem positiven Ideal des Strebens (im Sinne einer aktiven menschlichen Würde) und der Gefahr der Hybris – einem Streben ohne Maß, ohne Demut. Hier offenbart sich eine tiefere Skepsis gegenüber dem Aufklärungs- und Fortschrittsdenken, das Faust verkörpert.

1859 Der Erde Freuden überspringt.
Der letzte Vers beschreibt die Konsequenz dieses überhasteten Strebens: Es führt dazu, dass der Mensch »die Erde Freuden überspringt«. Damit ist eine Entfremdung angedeutet – der Mensch, der nur nach dem Höheren, Abstrakten oder Jenseitigen strebt, verliert den Bezug zum Konkreten, Irdischen, Sinnlichen. Dies lässt sich als Kritik an einer asketisch-vergeistigten Existenz deuten, aber auch als Hinweis auf die Tragik Fausts selbst, der in seinem Streben nach Erkenntnis oft die einfachen Freuden (z. B. Liebe, Natur, Gemeinschaft) verpasst oder zerstört. In theologischer Hinsicht könnte man sagen: Der Mensch verfehlt die Inkarnation des Göttlichen im Irdischen.

Zusammenfassend 1856-1859
1. Anthropologie des Strebens:
Der Mensch ist ein von Natur aus strebendes Wesen, doch dieses Streben kann sich – wenn es ungebändigt und übereilt ist – gegen das eigene Glück richten. Hier liegt eine ambivalente Anthropologie vor, die Goethe im gesamten Drama variiert: Das Streben ist notwendig (Fausts Rettung am Ende beruht darauf), aber es ist gefährlich, wenn es nicht durch Maß, Erfahrung und Demut gezügelt wird.
2. Kritik am Rationalismus und Fortschrittsoptimismus:
Das »übereilte Streben« spielt auf die Hybris des modernen Wissenschaftsgeistes an – das Streben nach Erkenntnis um jeden Preis, ohne Rücksicht auf seelische oder weltliche Integrität. In der Aufklärung sieht Goethe ein Moment der Entfesselung, das zwar Freiheit bringt, aber auch Gefahr birgt.
3. Verlust des Irdischen durch Transzendenzsucht:
Das »Überspringen der Erde Freuden« thematisiert eine existenzielle Leerstelle: Wer nur nach dem Übermenschlichen, dem Absoluten strebt, verliert das Leben im Hier und Jetzt. Dies ist ein zentraler Topos nicht nur im Faust, sondern auch in der europäischen Mystik, Ethik und Dichtung von Augustinus bis Nietzsche.
4. Mephistopheles als diagnostischer Beobachter:
Obwohl Mephisto ironisch und sarkastisch auftritt, ist seine Analyse hier messerscharf – fast prophetisch. Er erkennt im Menschen die Tragik seines Geistes: das Streben, das zur Entfremdung führen kann. In gewisser Weise ist Mephisto hier kein bloß böser Versucher, sondern ein scharfsinniger Psychologe der menschlichen Natur.
Fazit
Diese vier Verse bilden ein kleines, geschlossenes, nahezu aphoristisches Gedankenfragment innerhalb des Dramas – sie sind nicht nur eine Beschreibung des Schülers, sondern spiegeln Goethes tiefste Fragen über den Menschen selbst. In ihnen verdichtet sich die Dialektik des Faust: das große Ja zum Streben – und das große Nein zur Maßlosigkeit.

1860 Den schlepp’ ich durch das wilde Leben,
Dieser Vers offenbart Mephistopheles’ Plan, Faust auf eine abenteuerliche, stürmische und leidenschaftliche Reise mitzunehmen. Das Wort »schlepp’« ist von zentraler Bedeutung: Es impliziert nicht nur eine Führung, sondern eine gewisse Widerständigkeit auf Seiten Fausts. Er wird nicht »geführt« oder »begleitet«, sondern geschleppt – widerwillig, passiv, fast wie eine Last.
Das »wilde Leben« steht dabei für eine Daseinsform jenseits bürgerlicher Ordnung und rationaler Kontrolle – ein Leben voller Sinnlichkeit, Gefahren, Lust und Verwirrung. Für Mephisto ist dies kein Ziel an sich, sondern ein Mittel zur Zersetzung: Er möchte Faust durch das Exzessive vom Erhabenen abbringen. In diesem Kontext wird das »wilde Leben« zur Bühne für Mephistos Verführungsstrategie.

1861 Durch flache Unbedeutenheit,
Der Kontrast ist frappierend: Nach dem Aufruhr des »wilden Lebens« folgt die flache Unbedeutenheit. Der Vers ist in seiner sprachlichen Gestaltung selbst ein Echo des Inhalts: »flach« und »unbedeutend« sind beinahe klanglos, schal, leer – eine absichtsvolle Verflachung nach dem Sturm.
Die Kombination zeigt, dass Mephistopheles nicht nur die Extreme sucht, sondern auch das Banale, das Alltägliche, das geistlos Gewöhnliche. Er will Faust nicht nur durch die Höhen und Tiefen treiben, sondern ihn vor allem ermüden, seine Sehnsucht nach Sinn durch Bedeutungslosigkeit aushöhlen.
Die Unbedeutenheit ist hier metaphysisch gefährlicher als das wilde Leben: Denn sie droht, Fausts Streben vollständig zu neutralisieren, sein Geist wird in die Leere gelenkt – in eine existenzielle Sinnkrise, in der er weder Glück noch Erkenntnis noch Schmerz empfindet. Das Ziel ist ein nihilistischer Zustand.

Zusammenfassend 1860-1861
1. Dialektik von Ekstase und Leere
Goethe stellt zwei Extreme gegenüber: das wilde, ekstatische Leben und die flache Banalität. Beide sollen Faust nicht erfüllen, sondern ihn desillusionieren. Die existenzielle Gefahr besteht nicht nur in der Überreizung durch das Wilde, sondern vor allem im Abstumpfen durch das Leere. Das erinnert an die moderne Problematik des hedonistischen Paradoxons: Wer das Leben als reine Abfolge von Reizen lebt, wird in der Bedeutungslosigkeit landen.
2. Kritik am bürgerlichen Mittelmaß
»Flache Unbedeutenheit« lässt sich auch als kritischer Kommentar zur bürgerlichen Lebensform deuten, die Faust in seiner Studienkammer ja gerade zu entkommen sucht. Mephistopheles zeigt: Selbst wer ausbricht, kann ins ebenso bedeutungslose Gegenteil kippen. Das Mittelmaß hat viele Masken – auch die der Zügellosigkeit.
3. Verzweiflung durch Entwertung
Mephistopheles’ Ziel ist keine bloße Zerstörung, sondern die Entwertung aller Dinge. Fausts metaphysisches Streben soll ins Lächerliche gezogen, sein Geist durch Überfülle und Leere gleichermaßen ermattet werden. Dieser doppelte Angriff auf Sinn und Tiefe ist zutiefst teuflisch, denn er greift die Grundverfassung menschlicher Existenz an: das Streben nach Sinn.
4. Anthropologische Einsicht
Goethe erkennt: Der Mensch ist nicht nur durch Sünde gefährdet, sondern auch durch Sinnlosigkeit. Das Böse besteht nicht nur im Exzess, sondern auch in der inneren Leere, die alles gleichgültig macht. Mephistos Strategie ist somit eine raffinierte Form der Versuchung – nicht durch direkte Zerstörung, sondern durch die schleichende Aushöhlung des Willens.
Fazit
Diese zwei Verse offenbaren in nuce Mephistos Strategie und Goethes tiefgreifende Reflexion über das Wesen der Verführung, des Strebens und des menschlichen Geistes.

1862 Er soll mir zappeln, starren, kleben,
In dieser Zeile spricht Mephisto von der Zukunft Fausts in Bildern der Unfreiheit und inneren Qual. Die Verben zappeln, starren und kleben erzeugen Assoziationen körperlicher und seelischer Gefangenschaft.
Zappeln verweist auf eine hilflose Bewegung – wie ein gefangenes Tier oder ein Mensch, der in einem Netz festhängt.
Starren drückt eine Fixierung aus, ein eingefrorenes Hinschauen, das nicht mehr loskommt – wie gebannt von einem Bild oder einer Illusion.
Kleben schließlich evoziert das Bild des Festhängens, des Unentrinnbaren, möglicherweise an den Verlockungen der Welt oder an seiner eigenen Begierde.
In ihrer Abfolge steigern die Verben sich: vom panischen Bewegungsdrang (zappeln), über die reglose Erstarrung (starren), hin zum vollständigen Verhaften an einem Objekt (kleben). Mephisto malt ein Bild seelischer Knechtschaft – nicht durch äußere Gewalt, sondern durch die eigene Begierde.
1863 Und seiner Unersättlichkeit
Diese halbe Zeile ist grammatikalisch noch nicht abgeschlossen (der zweite Teil des Satzes folgt in 1864). Sie verweist auf Fausts zentrale Charaktereigenschaft: seine Unersättlichkeit, also sein ewiges Streben, seine existenzielle Gier nach Erkenntnis, Erfüllung, Erlebnis.
Hier schlägt Mephisto die Brücke zwischen psychologischer Diagnose und metaphysischer Falle: Nicht er, Mephisto, wird Faust fesseln – Faust wird es durch seine eigene Unersättlichkeit tun. Das ist Mephistos perfider Triumph: Die Kette liegt nicht außen, sondern im Innersten der Seele.
Die Wortwahl Unersättlichkeit verweist zudem auf ein theologisches Konzept: den Hochmut (superbia), der im christlichen Denken als eine der Hauptsünden gilt – der Mensch will »Gott gleich sein« (vgl. Genesis 3,5), und diese Selbstüberhebung wird hier zur Ursache des Falls.

Zusammenfassend 1862-1863
1. Der Mensch als Wesen der Unruhe
Faust ist der Inbegriff des modernen Menschen: rastlos, hungrig, ewig Suchender. Er verkörpert das, was Augustinus in seinen Confessiones beschreibt: "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir." Die Unersättlichkeit ist nicht bloß eine Charaktereigenschaft, sondern eine metaphysische Verfasstheit – Ausdruck der Entfremdung von Gott.
2. Selbstverschuldete Knechtschaft
Mephistos Genugtuung zeigt ein zentrales Motiv Goethes: dass der Mensch nicht durch äußere Mächte verdorben wird, sondern durch sich selbst. Der Teufel braucht keine Gewalt – er braucht nur den Spiegel. Fausts Gefangenschaft ist ein innerer Zustand. Damit wird Goethes Humanismus ambivalent: Der Mensch ist frei, aber diese Freiheit kann ihn ins Verderben führen.
3. Negative Theologie und Höllenvision
In der metaphorischen Verdichtung von zappeln, starren, kleben kündigt sich ein Zustand an, der an die infernalen Bilder Dantes erinnert: Die Seele, die sich selbst verstrickt hat. Das ist kein Höllenfeuer, sondern ein Existenzzustand. Mephistos »Hölle« ist nicht äußerlich – sie ist psychologisch: ein permanentes Verharren in Bewegungslosigkeit und Gier.
4. Kritik am Streben ohne Maß
Die Unersättlichkeit Fausts steht im Zentrum des »Faustischen«. Goethe stellt damit die Frage: Gibt es ein Streben, das nicht zur Selbstzerstörung führt? Oder ist die moderne Existenz – im Streben nach »mehr« – stets in der Gefahr, an sich selbst zu zerbrechen? Der Mensch wird so zum Tragischen: Er muss streben, aber das Streben selbst ist seine Falle.

1864 Soll Speis’ und Trank vor gier’gen Lippen schweben;
Dieser Vers evoziert ein starkes Bild der Verlockung: Nahrung und Trank – Sinnbilder für das Begehrte, das Lebensnotwendige und Lustvolle – schweben vor dem Mund eines Gierigen. Doch das Bild ist von paradoxer Natur: Die Speise ist nah, sichtbar, scheinbar erreichbar, doch nicht zugänglich. Das Schweben vor den Lippen bedeutet: Die Befriedigung ist immer knapp außerhalb des Greifbaren.
In metaphorischer Hinsicht steht diese Zeile für das grundsätzliche Dilemma menschlichen Verlangens: Der Mensch strebt nach Erfüllung, nach Wissen, nach Sinn, nach Genuss – aber das Objekt dieses Strebens bleibt oft unerreichbar oder entzieht sich im Moment des Zugreifens. Der Begriff »gierig« verschärft das Bild: Nicht das schlichte Verlangen, sondern das maßlose, triebhafte Streben wird hier karikiert. Der Mensch wird als Getriebener, als Süchtiger gezeigt, dessen Gier ihn unfrei macht.
Gleichzeitig kritisiert Mephistopheles in seinem Spottton eine Form des Lernens oder Suchens, die bloß auf äußere Befriedigung zielt: Ein geistiger Konsument, der nur empfängt, nicht schöpferisch tätig ist.

1865 Er wird Erquickung sich umsonst erflehn,
Die zweite Zeile führt die Konsequenz der ersten fort: Trotz aller Anstrengung, trotz alles Flehens, wird der Gierige keine Erquickung – keine Erfüllung, keine Labung – finden. Das Wort »erflehn« deutet eine unterwürfige Haltung an: Der Mensch bettelt geradezu um das, was ihm das Leben oder die Erkenntnis verspricht. Doch vergeblich. Die ersehnte Linderung, geistig oder leiblich, wird ihm versagt bleiben.
Der Ausdruck »umsonst« verstärkt die Verzweiflung des Bildes: Es ist nicht nur schwierig oder unwahrscheinlich, sondern prinzipiell unerreichbar. Es handelt sich um eine Art metaphysisches Hungerleiden. Wer bloß begehrt, wird nicht erquickt – so lautet der Subtext.

Zusammenfassend 1864-1865
1. Existenzphilosophische Dimension:
Das Bild des Gierigen, der niemals erquickt wird, erinnert an den Zustand der existenziellen Entfremdung. Der Mensch begehrt – aber sein Begehren ist vergeblich, weil es auf falsche Objekte oder auf Illusionen gerichtet ist. Es ist eine frühe Form jener »Unersättlichkeit«, die Kierkegaard oder später Heidegger als Kernproblem der modernen Existenz beschreiben.
2. Goethes Anthropologie des Maßhaltens:
Goethe, in humanistischer Tradition, sieht Maßhalten und innere Bildung als Weg zur wahren Erfüllung. Der »gierige« Mensch hingegen ist getrieben, zerrissen – er lebt im »Nicht-genug«. Die Kritik richtet sich also auch gegen eine Bildung, die nur auf Nutzen, Macht oder Eitelkeit zielt, nicht auf geistige Reife.
3. Metaphysik des Begehrens:
Im Hintergrund dieser Verse steht ein radikaler Gedanke: Der Mensch als Wesen des Mangels. Ähnlich wie in der platonischen Symposion-Lehre wird der Mensch als ein Wesen verstanden, das stets das sucht, was ihm fehlt – aber nie ganz erlangt. Was Faust im Großen durchlebt (die Sehnsucht nach dem »was die Welt im Innersten zusammenhält«), wird hier am kleinen Beispiel des Schülers durch Mephistopheles parodiert.
4. Theologisch-moralische Dimension:
In christlicher Perspektive könnte man sagen: Der Sünder, der bloß nach irdischer Befriedigung strebt, wird letztlich leer ausgehen. Der Begriff »Erquickung« hat in der biblischen Tradition spirituelle Konnotationen (»Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid – ich will euch erquicken«, Matthäus 11,28). Mephistopheles verkehrt diese Verheißung ins Gegenteil: Der Gierige wird keine Gnade, keine Linderung, kein lebendiges Wasser empfangen.
Fazit
In Summe zeigen diese beiden Verse Mephistopheles’ tiefironischen Blick auf das menschliche Streben und die Perversion wahrer Bildung durch bloßen Nutzen und Gier. Goethe stellt hier ein Moment fundamentaler Unersättlichkeit dar – und damit einen der innersten Motoren seines Faust-Dramas.

1866 Und hätt’ er sich auch nicht dem Teufel übergeben,
Dieser Vers ist als kontrafaktischer Konditionalsatz aufgebaut: Mephisto sagt, selbst wenn Faust sich nicht dem Teufel verschrieben hätte, wäre sein Schicksal besiegelt. Die Formulierung »hätt’ er sich auch nicht … übergeben« bedeutet »hätte er sich auch nicht ausgeliefert, überantwortet«. Der Ausdruck »dem Teufel übergeben« verweist auf den uralten Topos des teuflischen Pakts, den Mephisto hier aber mit entwaffnender Selbstverständlichkeit relativiert: Für ihn ist Fausts Bund nicht die Ursache, sondern bloß die Form eines ohnehin unvermeidlichen Untergangs.
Mephisto spricht hier mit der Attitüde eines zynischen Diagnostikers des Menschen. Es ist nicht der Teufel, der Fausts Verderben bringt – es ist der Mensch selbst, der aufgrund seiner Natur, seiner Hybris, seines inneren Zwiespalts dem Untergang geweiht ist.
Die Aussage enthält also eine radikale Anthropologie, die den Teufel nicht als Verführer, sondern als Begleiter eines sowieso destruktiven Prozesses darstellt.

1867 Er müßte doch zu Grunde gehn!
Der zweite Vers setzt die Aussage des ersten mit fatalistischem Nachdruck fort. Das »müßte« bringt ein starkes Notwendigkeitsurteil zum Ausdruck: Es ist nicht nur wahrscheinlich, sondern notwendig – Faust wäre so oder so zugrunde gegangen. Der Ausdruck »zu Grunde gehn« kann sowohl im wörtlichen Sinn des physischen Todes verstanden werden als auch – tiefer – als spiritueller, sittlicher oder metaphysischer Untergang.
Mephisto reklamiert hier eine Art allgemeingültiges Gesetz des Menschen: Wer wie Faust nach Überschreitung, Erkenntnis, Grenzsprengung strebt, wird daran zerbrechen. Diese Sichtweise erinnert an einen gnostischen oder manichäischen Pessimismus, in dem das Streben nach Licht paradoxerweise in Dunkelheit führt.

Zusammenfassend 1866-1867
1. Anthropologischer Pessimismus:
Mephisto formuliert eine radikale Diagnose der menschlichen Existenz. Der Mensch – auch ohne Teufel – trägt das Verderben bereits in sich. Dies verweist auf eine tiefsitzende Skepsis gegenüber dem autonomen Subjekt der Aufklärung.
2. Determinismus vs. Freiheit:
Die Aussage Mephistos entzieht der menschlichen Freiheit ihren Sinn: Selbst ohne den Willensakt der Übergabe an das Böse wäre der Untergang unausweichlich. Dies wirft die Frage auf, ob Faust tatsächlich frei handelt – oder ob er nur ein Spielball metaphysischer Notwendigkeiten ist.
3. Teufel als Symptom, nicht als Ursache:
Der Teufel erscheint nicht als Urheber des Bösen, sondern als Begleiter des Menschlichen. Das Böse ist im Menschen selbst angelegt – Mephisto ist nur dessen Inkarnation, ein Spiegel, nicht der Motor. Damit verschiebt Goethe die Schuldfrage vom metaphysischen Gegner auf das Subjekt selbst.
4. Ironie und doppelte Buchführung:
Mephistos Rede ist durchdrungen von zynischer Ironie. Er, der Teufel, behauptet, dass seine Dienste überflüssig seien – ein paradoxes Spiel mit theologischen Konzepten. Gleichzeitig entwertet er sich als Versucher – und damit auch den Begriff der Sünde.
5. Faust als Symbol für das moderne Subjekt:
Faust ist der Prototyp des modernen Menschen: ruhelos, strebend, wissenshungrig. Doch gerade dieses Streben – traditionell positiv konnotiert – führt hier in die Katastrophe. Das »zu Grunde gehn« ist das Schicksal eines Menschen, der sich selbst transzendieren will – und daran zerbricht.
Fazit
Diese beiden Verse offenbaren in ihrer Kürze die tragische Grundstruktur des ganzen Faust-Dramas. Mephisto spricht nicht nur über Faust, sondern über den Menschen als solchen. Goethes Dichtung erhält an dieser Stelle einen existenzialistischen Grundton, der das romantische Streben und die aufgeklärte Vernunft gleichermaßen infrage stellt. Der Teufel ist nicht mehr der externe Versucher, sondern Ausdruck eines inneren Defekts – und der Untergang ist nicht mehr bloß Strafe, sondern notwendiges Ergebnis des Menschseins selbst.

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