LITERATO

Hans Aßmann von Abschatz

Leichen- und Ehren-Gedichte
Leichen-Gedichte

Uberschrifften zu einer Grufft

Von der einen Seiten:

Ein Stammbaum mit 14. Zweigen/ an deren jeden ein Schild/ die zwey Haubt-Schilde an dem Stamme/ darunter eine eingehauene Axt.
Stemmata quid faciunt?
Den alt-erworbnen Ritter-Stand.

Ein junger Adler der in die Sonne siehet/ aber unten von einem Pfeile geschossen wird:
Ante Diem.
Die Zier der angebohrnen Tugend.

Eine vollblühende Rose/ deren der Wind etliche Blätter abwirfft:
Exspirat Odorem.
Den Preiß der wohl-gerathnen Jugend.

Zwey Hertzen an Schnüren hangend/ die oben mit einem Zweiffels-Knoten zusammen gefüget/ und ein solchen Knoten entzwey hauender Säbel.
Sic dulcia foedera rumpo.
Der treu-verknüpfften Seelen Band.

Ein Püschel mit fettem Klee/ an den eine Sichel oder Sense ihn abzumeyen geleget.
Succidit in herba.
Fällt/ bricht/ verwischt und trennt des Todes Hand.

Von der andern Seiten.

Eine goldene Feder die ins Wasser schreibet:
In spem futurae oblivionis.
Der hohen Wissenschafften Pfand.

Eine fallende Sternputze:
Ascendi ut descendam.
Der Ehre Glantz/ damit wir prangen.

Eine Trompete mit schönen Quasten:
Tenues in auras.
Der Ruhm durch alle Welt gegangen.

Ein eingesponnener Seiten-Wurm:
Aliis Sericum mihi sepulcrum.
Die Dienst erzeigt vor Freund und Land.

Eine Hand die Staub ausstreuet/ welcher theils in die Lufft flieget/ theils zur Erden fällt:
Ludibria temporis.
Verfliegen in die Lufft/ versallen in den Sand.

Im Mittel.

Ein prächtiges Grabmahl/ dessen Statuen theils abgeschlagen/ theils zerstümmelt/ im Mittel eine zurissene Fahne/ darinne geschrieben:
Perituris condimur.
Auch das Grabmahl so wir haben/
Wird in Asch' und Staub vergraben.

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