LYRIKATLAS
Der Kompass im Lyrikdschungel

Zitate über
Poesie, Lyrik, Dichtkunst

Doch uns gebührt es, unter Gottes Gewittern,
Ihr Dichter, mit entblößtem Haupte zu stehn,
Des Vaters Strahl, ihn selbst, mit eigner Hand
Zu fassen und dem Volk, ins Lied gehüllt,
Die himmlische Gabe zu reichen.
Friedrich Hölderlin

Poesie kann nur durch Poesie kritisiert werden.
Friedrich Schlegel

Denn das ist die Eigenschaft aller echten Form, daß der Geist augenblicklich und unmittelbar daraus hervortritt, während die mangelhafte ihn, wie ein schlechter Spiegel, gebunden hält, und uns an nichts erinnert als an sich selbst.
Heinrich von Kleist

In der Dichtkunst ist jeder Gedanke Nachbar eines Gefühls und jede Gehirnkammer stößt an eine Herzkammer.
Jean Paul

Der Sinn für Poesie hat viel mit dem Sinn für Mystizism gemein. Er ist der Sinn für das Eigentümliche, Personelle, Unbekannte, Geheimnisvolle, zu Offenbarende, das Notwendig-Zufällige. Er stellt das Undarstellbare dar. Er sieht das Unsichtbare, fühlt das Unfühlbare. Kritik der Poesie ist ein Unding. Schwer schon ist zu entscheiden, doch einzig mögliche Entscheidung, ob etwas Poesie sei oder nicht. Der Dichter ist wahrhaft sinnberaubt – dafür kommt alles in ihm vor. Er stellt im eigentlichsten Sinn das Subjekt-Objekt vor: Gemüt und Welt. Daher die Unendlichkeit eines guten Gedichts, die Ewigkeit. Der Sinn für Poesie hat nahe Verwandtschaft mit dem Sinn der Weissagung und dem religiösen, dem Sehersinn überhaupt. Der Dichter ordnet, vereinigt, wählt, erfindet - und es ist ihm selbst unbegreiflich, warum gerade so und nicht anders.
Novalis

Es sind keine seltzamere thiere als poeten: Denn sie lassen sich, wie die paradießvögel, alle tausend jahre kaum einmal sehen.
Benjamin Neukirch

Alles Lyrische muß im Ganzen sehr vernünftig, im Einzelnen ein bißchen unvernünftig sein.
Johann Wolfgang von Goethe

Hundert weiße Pferde geben noch keinen Schimmel.
Johann Wolfgang von Goethe

»Sie haben alles vorweg genommen,
die besten Gedanken, das kühnste Wort!«
Rächt euch an denen, die nach euch kommen
Und spielt den Enkeln denselben Tort!
Paul Heyse

Übrigens wird zwar in den heiligen Schriften der Geist der Weisheit vielfältig genannt, weil er vieles in sich hat; doch was er hat, das ist er selbst; und dies alles ist Einer.
Augustinus von Hippo

Wenn unsere Theologie nicht soviel wert ist als die Mythologie, so ist es uns schlechterdings unmöglich, die Poesie der Heiden zu erreichen – geschweige zu übertreffen, wie es unserer Pflicht und Eitelkeit am gemäßesten wäre.
Johann Georg Hamann

Nimmer will ich fürder die Erde um des Menschen willen verfluchen. Ist das Dichten des Menschen auch böse von Jugend auf, so will ich doch nicht wieder alles Lebende vernichten, wie ich es getan habe.
Genesis 8,21

Wenn nun ein Mann, der infolge seiner Kunst Vielfältiges leisten und allerlei nachbildend darstellen könnte, in unsern Staat käme, um uns seine Gedichte vorzutragen, würden wir ihn vielleicht auf den Knieen als einen Gottgeweihten und Freudenspender verehren, aber wir müßten ihm bedeuten: in dieser Stadt, unter uns gebe es keine solchen Männer und sie dürften unter uns auch nicht Fuß fassen. Wir würden sein Haupt mit Myrrhen salben und mit der Wollkrone schmücken, aber ihn selbst in eine andere Stadt senden.
Platon

Grundsätzlich hat hinsichtlich der Lyrik und der Vertreter dieser Dichtungsgattung Cicero gesagt, er habe, selbst wenn ihm sein Leben verdoppelt würde, keine Zeit, sie zu lesen.
Seneca

Eine Sprache ist im Verhältnis zu einer andern eine Geheimsprache, in der Worte in Worte verändert sind und nicht Buchstaben in Buchstaben: also ist eine unbekannte Sprache rätselhaft.
Blaise Pascal

Man hat schon öfter bemerkt, daß, sowie man von den Ausdrücken absieht, die bloß körperliche Gegenstände bezeichnen, kein Wort einer Sprache vollkommen einem in einer anderen Sprache gleich ist. Verschiedene Sprachen sind in dieser Hinsicht bloß ebensoviel Synonymieen; jede drückt den Begriff etwas anders, mit dieser oder jener Nebenbestimmung, eine Stufe höher oder tiefer auf der Leiter der Empfindungen aus.
Wilhelm von Humboldt

Übersetzer sind als geschäftige Kuppler anzusehen, die uns eine halbverschleierte Schöne als höchst liebenswürdig anpreisen: sie erregen eine unwiderstehliche Neigung nach dem Original.
Johann Wolfgang von Goethe

Und was soll ich viel und lange sagen vom Dolmetschen? Sollt ich aller meiner Wort Ursachen und Gedanken anzeigen, ich müßte wohl ein Jahr dran zu schreiben haben. Was dolmetschen für Kunst und Arbeit sei, das hab ich wohl erfahren; darum will ich keinen Papstesel noch Maulesel, die nichts versucht haben, hierin zum Richter oder Tadler leiden. Wer mein Dolmetschen nicht will, der laß es anstehen: der Teufel danke ihm, wers ungerne hat oder ohn meinen Willen und Wissen schulmeistert.
Martin Luther

Es gibt keine vergangene Poesie, die wahre Poesie ist immer jung.
Henri Bremond

Der wahre Leser muß der erweiterte Autor sein.
Novalis

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